Provinzial: Gemischte Bilanz im Jahr eins nach der Fusion

Die Provinzial ist nach der Versicherungskammer der zweitgrößte öffentliche Versicherer in Deutschland. Quelle: Provinzial / Martin Timm)

Die Provinzial hat das erste Jahr ihrer Fusion hinter sich – und mit Corona gleich auch ihre erste Belastungsprobe erlebt. Dennoch zeigt sich die Führungsspitze zufrieden, stiegen die gesamten Beitragseinnahmen der Versicherungsunternehmen des Provinzial Konzerns im Pandemie-Jahr um 1,1 Prozent auf rund 6,4 Mrd. Euro.

So legten die Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft deutlich um 3,8 Prozent auf 3,82 Mrd. Euro zu. Gegenüber dem schadenarmen Vorjahr sind die Schadenaufwendungen im Geschäftsjahr 2020 jedoch leicht gestiegen. Dies sei laut Versicherer insbesondere auf die Februar-Stürme „Sabine“ und „Victoria“ sowie einige Großschäden zurückzuführen.

„Unsere Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) wird aber mit voraussichtlich 84 Prozent deutlich unter dem erwarteten Branchenschnitt von 89 Prozent liegen. Wir werden ein stabiles und gutes Ergebnis zeigen, auch trotz der außerordentlichen Belastungen durch die Fusionsaufwendungen“, betonte Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender des Provinzial-Konzerns.

In der Lebensversicherung konnte die Provinzial Rheinland Lebensversicherung bei den Beitragseinnahmen zwar zulegen. Die Provinzial NordWest Lebensversicherung hatte hier einen Rückgang zu verzeichnen, vor allem aufgrund des volatilen Einmalbeitragsgeschäfts. Insgesamt sanken die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung um 2,7 Prozent auf 2,55 Mrd. Euro.

„Trotz der nur kurzen gemeinsamen Zeit seit September sind wir bereits seit Anfang dieses Jahres in einer Startaufstellung des fusionierten Konzerns übergreifend organisiert unterwegs. Alle sind hoch motiviert, etwas richtig Gutes aus der Fusion zu machen.“

Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender der Provinzial

Die Fusion der Provinzial-Gesellschaften war zum 1. September 2020 mit Rückwirkung zum Jahresbeginn 2020 vollzogen worden. Ein Zusammengehen hatten beide Gesellschaften bereits seit 2013 ausgelotet. Die Gespräche scheiterten zwischenzeitlich daran, dass sich die verschiedenen Eigentümer nicht auf die rechtliche Form der neuen Gesellschaft verständigen konnten. Hier hatten die Parteien schließlich erst vor einem Jahr entsprechende Einigkeit erzielt: Der vereinte Versicherer soll eine Aktiengesellschaft werden – so wie die Provinzial Nordwest. 

Auch mit den Mitarbeitern wurde man damals einig: Mit einem neuen Tarifvertrag und einem Kündigungsschutz bis 2025 reagierte die Provinzial Nordwest auf Bedenken der Arbeitnehmerseite. Ein Sonderkündigungsrecht hat die Gewerkschaft ver.di aber nicht verhindern können. Mitte August 2020 hatte sich die Provinzial eine neue Governance-Struktur gegeben. So besteht der Vorstand der heutigen Holding AG aus insgesamt sechs Vorstandsmitgliedern, der paritätisch aus den beiden Provinzial-Gruppen besetzt wurde.

Provinzial: Die Höhepunkte der vergangenen Monate

15.02.2021: JDC und Provinzial planen Gründung eines Joint Ventures
Die JDC Group und die Provinzial haben eine Absichtserklärung zur Abwicklung von Versicherungsprodukten außerhalb des Provinzial Produktangebots unterzeichnet. Dazu wollen beide Unternehmen ein Joint Venture gründen.

28.01.2021: Provinzial stellt ihre Asset-Tochter personell neu auf
Die Provinzial will ihren Vermögensverwalter Provinzial Asset Management GmbH (ProAM). Dazu hat der öffentliche Versicherer die Geschäftsführung des Vermögensverwalters verstärkt. Dieser gehören künftig Christoph Heidelbach (Vorsitzender), Marian Berneburg (Real Assets) und Christian Schick (Renten- & Aktienmanagement) an.

09.10.2020: Provinzial wird alleiniger Gesellschafter des Spezial-Versicherungsassekuradeurs OCC
Die Provinzial baut ihre bestehende Mehrheitsbeteiligung an der OCC Assekuradeur GmbH (OCC) von 75 auf 100 Prozent aus. Damit wird der öffentliche Versicherer ab dem 1. Januar 2021 alleiniger Gesellschafter des Oldtimer-Spezialisten.

05.06.2020: Provinzial Nordwest gründet Tochterunternehmen für den Immobilienbereich
Die Apato GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Provinzial Nordwest Konzerns mit Sitz in Münster. Zu seiner Kundengruppe zählen Mietinteressenten als auch Vermieter.

19.05.2020: Provinzial Nordwest macht Sprung in Wohngebäudeversicherung
Die Provinzial Nordwest hat im Geschäftsjahr 2019 alles in allem gut gewirtschaftet und scheint für die geplante Fusion gut gerüstet. So erzielte die Provinzial NordWest mit einem Beitragsanstieg von 5,2 Prozent auf rund 2,05 Mrd. Euro (2018: 1,95 Mrd.) in der Schaden- und Unfallversicherung die höchste Wachstumsrate in ihrer Konzerngeschichte.

29.04.2020: Provinzial Rheinland steigert Bruttobeiträge dank Wohngebäude, Haftpflicht und Unfall
Die Provinzial Rheinland kann mit guten Zahlen in die geplante Fusion mit der Provinzial Nordwest gehen. So verbuchte der öffentliche Versicherer einen Gewinn vor Steuern von 107 Mio. Euro (2018: 104 Mio.). Auch bei den Beitragseinnahmen legten die Holding spartenübergreifend zu.

Dennoch bleibe man „weiter in der Offensive“ und nutze „beispielsweise die Synergien aus der Fusion von Provinzial NordWest und Provinzial Rheinland, um da, wo es sinnvoll ist, noch kräftiger zu investieren. In unserem neu gegründeten Provinzial Konzern ist der Bereich Digitalisierung und Innovation zudem auch organisatorisch noch umfassender verankert. Ein Fokus liegt dabei auch immer auf der umfangreichen Unterstützung unserer Vertriebspartner vor Ort als analoge und digitale Kundenschnittstelle“, betonte Breuer im November 2020 gegenüber VWheute.

Die weiteren Zielmarken hat Breuer jedenfalls schon abgesteckt: So kündigte er weitere Investitionen in digitale Kunden-Themen und Prozessverbesserungen an. Dabei spiele die regionale Verankerung und die umfassende Betreuung durch die Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner vor Ort nach wie vor die herausragende Rolle.

„Wir gehören jetzt zu den Top 10 im deutschen Markt, bündeln unsere Kräfte und nutzen konsequent neue Größenvorteile; aber unser Herz schlägt regional, das wird auf jeden Fall auch so bleiben, das ist unsere unnachahmliche Stärke“, betonte Breuer.

Autor: VW-Redaktion

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