Vorstandsumbau bei der Generali: Was Konzernchef Donnet plant und welche Rolle Liverani dabei spielen könnte

Der Machtkampf um die Strategie und den Spitzenposten von Generali-Chef Philippe Donnet spitzt sich zu (Quelle: Generali)

An der Konzernspitze der Generali soll sich ein großer Umbau anbahnen. Glaubt man einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, könnte CEO Philippe Donnet den Vorstand des italienischen Versicherers umfassend umstrukturieren. Ein möglicher Gewinner könnte unter Umständen Deutschlandchef Giovanni Liverani sein.

Spekuliert wird, dass General Manager Frederic De Courtois und Chief Investment Officer Timothy Ryan im Zuge des Umbaus das Führungsgremium verlassen müssen. Ein Unternehmenssprecher wollte dies auf Anfrage gegenüber Bloomberg nicht kommentieren. Auch die betroffenen Versicherungsmanager wollten sich nicht zu den möglichen Plänen äußern.

Donnet kam bereits 2013 als Italien-Chef zur Generali und übernahm 2016 den Vorstandsvorsitz der Gruppe von Mario Greco. Sein aktuelles Mandat soll im kommenden Jahr auslaufen. Dabei fährt der Franzose derzeit einen strikten Sparkurs bei den Triestern. So will Donnet laut Bloomberg allein in diesem Jahr rund 300 Mio. Euro einsparen. Zudem rechnete der italienische Versicherungskonzern auf seinem virtuellen Aktionärstag im November 2020 mit einem Wachstum des Gewinns je Aktie zwischen sechs und acht Prozent. Außerdem hat die Generali bereits ein Jahr früher als geplant ihr Ziel erreicht, den Schuldenstand um 1,9 Mrd. Euro senken zu wollen.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte der italienische Versicherungskonzern einen operativen Gewinn von rund vier Mrd. Euro, was einem Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen blieben weitgehend stabil bei 52 Mrd. Euro (plus 0,3 Prozent).

„Wir wollen drei bis vier Milliarden Euro investieren“

Allerdings meldete die Generali in den ersten drei Quartalen einen Gewinneinbruch von 40 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum auf 1,3 Mrd. Euro. Vor allem die Turbulenzen an den Kapitalmärkten machen den Italienern deutlich zu schaffen: Während die Schaden- und Unfallsparte ihren operativen Gewinn um fast 19 Prozent steigerte, ging das Ergebnis im Lebensversicherungsgeschäft um 15 Prozent zurück. Die Schaden-Kostenquote sank um 2,3 Prozentpunkte auf 89,7 Prozent.

Gleichzeitig peilt Donnet auch wieder Zukäufe an. „Wir wollen drei bis vier Milliarden Euro investieren, nach einem genauen Plan“, so der Konzernchef. Davon hat die Generali bereits knapp anderthalb Milliarden Euro ausgegeben. Wichtigster Zukauf war demnach die Übernahme des portugiesischen Seguradoras Unidas im Oktober, die Generali mit einem Schlag vom Nischenanbieter zur Nummer zwei im Land machte. An Silvester übernahmen die Italiener zudem für 165 Mio. Euro die Griechenland-Tochter der Axa. Die Transaktion soll bis zum Ende des zweiten Quartals 2021 abgeschlossen sein.

Die verbleibenden Gelder sollen laut dem Generali-Chef allerdings auch bald unter die Leute gebracht werden. „Nach der Pandemiekrise wird es neue Gelegenheiten geben“, wurde er im November 2020 im Handelsblatt zitiert. Der Fokus liegt dabei zwar vor allem auf dem europäischen Markt, allerdings hat die Generali auch in Afrika und Asien ihre Position deutlich ausgebaut.

Profitiert Liverani vom großen Stühlerücken?

Offen bleibt hingegen die Frage, ob und inwieweit Deutschlandchef Giovanni Liverani von einem Stühlerücken in der Triester Vorstandsetage der Generali profitieren könnte. Fast genau vor einem Jahr wurden bereits Spekulationen über einen möglichen Wechsel des Italieners zur Konzernmutter spekuliert. Die Generali-Mutter in Triest hat die Erfolge des Italieners in Deutschland aufmerksam verfolgt und traut ihm (noch) größere Aufgaben zu.

Seine Bilanz in Deutschland ist an den Zahlen gemessen gut, aber nicht unumstritten. Die Zeitschrift Versicherungswirtschaft rankte den Italiener bereits 2019 auf Platz sieben der zehn besten CEOs im deutschen Versicherungsgeschäft. „Mit viel Schweiß und Blut“ habe Liverani den Konzernumbau der Generali Deutschland im vergangenen Jahr umgesetzt, er gehe auch einmal „ungewöhnliche Wege“ und habe „Mut und Drang zur Veränderung“.

Klang damals wie ein Bewerbungsschreiben für Triest, wenn auch nicht unbemerkt bleiben sollte, dass nicht jeder ein großer Liverani-Fan ist. Seine Änderungen wie Stellenabbau oder Run-Off in der Lebensversicherung riefen teilweise erheblichen Widerstand im Unternehmen selbst oder bei Verbraucherschützern hervor.

Mit dem Umbau der Generali Deutschland hat Liverani jedenfalls in den vergangenen Jahren immer wieder für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Der Manager hat mit wichtigen strategischen Impulsen und guten Entscheidungen in der Krise viel richtig gemacht. Dabei hat sich vor allem die Deutschland-Tochter der Generali als wesentliche Stütze des Konzerns erwiesen.

Mutterkonzern hält an Zielen fest

Mit Blick auf die Zukunft der Lebensversicherung schließt Liverani weitere Bestandsverkäufe nicht aus: Er könne nicht ausschließen, dass man sich auch Lösungen für andere Märkte ansehen werde. “Da wir einer der ersten Versicherer waren, die das getan haben, haben wir schon Erfahrung damit gemacht und können darauf aufbauen.”

Insgesamt beobachtet der italienische Versicherungsmanager ein allgemein gestiegenes Interesse an Versicherungen. Diese besondere Situation, die Corona beschert habe, verstärke bei den Menschen das Risikobewusstsein – die Notwendigkeit, früher an später zu denken.

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2020 erwarten die Dialog und Generali Deutschland trotz Corona bislang ein besseres Jahresergebnis. Die „temporären Vertriebsdellen“ als Folge der Pandemie konnten im Jahresverlauf rausgestanzt werden, betonten die Dialog-Vorstände Stefanie Schlick und David Stachon jüngst in einem exklusiven Pressegespräch mit VWheute.

Auch der Mutterkonzern in Triest hält bislang eisern an seinen Vertriebszielen fest. Der Group-CEO Philippe Donnet hat beim italienisch verwurzelten aber international agierenden Versicherer einen umfassenden Umbau hingelegt. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen, die Generali hierzulande weiß davon ein Lied zu singen. Die Gruppe wurde verschlankt, was sich in einem Rekordgewinn widerspiegelte. Gleichzeitig betont der Versicherer, sich auch an den eigenen Umweltzielen messen lassen zu wollen.

Zudem war der Franzose einer der ersten Versicherungschefs, der einen privat-staatlichen Pandemieschutz forderte, um auf weitere Epidemien vorberietet zu sein. Außerdem hat die Generali einen “Corona-Notfallfonds” eingerichtet, der Partner und Kunden durch die Krise helfen soll.

Trotz Corona-Belastungen will die Generali an ihren Umweltschutzzielen festhalten und daran mitarbeiten, die globale Erwärmung zu verlangsamen und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Aktuell hat das Unternehmen eine Aufforderung an die EU-Regierungen für mehr Klimaschutz unterzeichnet. Es soll der Rahmen für eine klimaresistentere Erholung festgelegt werden, der grüne Investitionen ermöglicht, die erforderlich sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

Autor: VW-Redaktion

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