Pläne nach dem Shutdown: So wollen Versicherer an den Start gehen

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In schwierigen Zeiten versammeln sich die Menschen um ihre Anführerin. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern live über eine Lockerung der Corona-Maßnahmen sprach, lauschte das Volk. In mehreren Schritten erfolgen Erleichterungen, doch die Lage bleibt angespannt. Auch die Versicherungsbranche hat bereits Pläne für die post-Coronazeit in der Schublade, VWheute durfte sie einsehen.

Es sei ein „zerbrechlicher Zwischenerfolg“, erklärte Kanzlerin Merkel nach den Beratungen mit den Regierungschefs der Länder zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie. Im Wesentlichen werden die Kontaktbeschränkungen bis zum 3. Mai. verlängert. Es gibt allerdings schrittweise Erleichterungen im Schulbereich und für viele Geschäfte.

Die Versicherer sind in einer schwierigen Lage, sie müssen für ihre Kunden präsent sein, ihre Mitarbeiter schützen und die Kleinigkeit bewältigen, das eigene Geschäft aufrechtzuerhalten. Das alles muss unter der Prämisse bewältigt werden, dass auf „Sicht gefahren werden muss“, wie die Kanzlerin erklärte.

Der Plan der Unternehmen

Es überrascht daher nicht, dass für die Gothaer eine Beurteilung derzeit „schwierig sei“. Das Unternehmen „bereite sich „auf verschiedene Szenarien vor“, könne aber aktuell noch „keine Details“ nennen. Die R+V schreibt, dass seit der Coronakrise „alle Geschäftsprozesse unverändert und ungestört“ weiterlaufen. „Selbstverständlich“ prüft das Unternehmen derzeit Szenarien, wie der Betrieb wieder aus dem Homeoffice ins Büro verlagert werden kann, insbesondere im Außendienst. „Dazu mussten wir jedoch die gestrigen Entscheidungen der Bundesregierung und der Länder abwarten.“ Das Unternehmen werde in den kommenden Tagen die „verschiedenen strategischen Möglichkeiten“ prüfen. Eine Entscheidung ist bisher noch nicht gefallen.

Die Alte Leipziger-Hallesche setzt bei ihrer Strategie auf Flexibilität: „Wir wissen nicht, ob der Fahrplan der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten ohne Änderungen weiterverfolgt werden kann oder ob es durch wieder ansteigende Infektionszahlen erneute Einschränkungen geben wird.“ Die Kunden werde das Unternehmen „auch in Zukunft“ flexibel unterstützen und dabei auf seine Geschäftspartner vertrauen, die die Bedürfnisse der Kunden „am besten kennen“.

Auf der internen Ebene wurde gemeinsam mit den Betriebsräten eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeiten in Kraft gesetzt. Das hilft,  wenn die Wirtschaft wieder anlaufen soll, die Schulen und Kindergärten aber noch (teil-)geschlossen bleiben. Die Eltern müssten flexibel reagieren können, erklärt der Versicherer.

Die Allianz hat sich „seit Ende Januar sorgfältig“ auf mögliche Entwicklungen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 vorbereitet und „verschiedene Szenarien“ durchgespielt. Die Münchener hätten die Strategie „schrittweise weiterentwickelt“ und Maßnahmen umgesetzt. Das habe das Unternehmen „schon frühzeitig“ auch im Hinblick auf die Zeit nach dem 19. April gemacht. „Nach unserer Einschätzung sind wir für die denkbaren Entwicklungen gut vorbereitet. Die positiven Rückmeldungen der Mitarbeiter zum bisherigen Vorgehen und der internen Kommunikation dazu bestätigen uns darin.“ Die gemachten Erfahrungen werden auch nach Ende der Corona-Krisensituation noch helfen, ist sich der Versicherer sicher.

Das oberste Ziel der Debeka war es, den „Geschäftsbetrieb sicherzustellen“ und dabei die „Gesundheit der Mitarbeiter“ zu schützen. Das sei gelungen, die Koblenzer bleiben handlungsfähig, insbesondere im „Hinblick auf unsere Mitglieder und Kunden, denen wir unverändert Leistungen bereitstellen“, aber auch „umfassende Hilfen“ bei Zahlungsschwierigkeiten geben.

Als Unternehmen werden derzeit „Strategien und Maßnahmen“ geprüft und entwickelt, die dazu beitragen, eine tragfähige Balance „zwischen der Eindämmung des Virus und der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erholung“ herzustellen. Diese hänge „in hohem Maße“ von den Rahmenbedingungen ab, die die Bundesregierung und die Bundesländer gesetzt haben. Das gelte beispielsweise für die Frage, wann und unter welchen Voraussetzungen die Kundenzentren bundesweit wieder geöffnet werden können.

Bei der Ergo bleiben nach der Entscheidung des Bundes alle bisher beschlossenen Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter in Kraft. Der Geschäftsbetrieb der Düsseldorfer laufe „weitgehend reibungslos“, zudem sei es spürbar, dass den Vertriebspartnern die verschiedenen Digitalisierungsoffensiven „gerade jetzt helfen“.

Zudem hat die Ergo frühzeitig eine interne Task Force eingerichtet, welche die Entwicklungen rund um Corona beobachtet sowie mögliche Szenarien entwickelt und regelmäßig anpasst. Aktuell bereitet sich das Unternehmen darauf vor, wie eine „schrittweise, wohl dosierte“ Rückkehr in die Büros aussehen könnte. Noch sei aber unklar, wann damit begonnen werde.  

Die Generali beobachtet „bereits seit den ersten Meldungen“ die Ausbreitung des Coronavirus auf Group-Ebene. Sie wendet die jeweils aktuellen Empfehlungen der zuständigen nationalen und internationalen Ministerien und globalen Gesundheitsorganisationen „verantwortungsbewusst, rational und ausgewogen“ an. Die Gesellschaft hat dazu umgehend eine Reihe von Präventionsinitiativen und Verhaltensempfehlungen umgesetzt, „um die Gesundheit und Sicherheit aller Mitarbeiter zu schützen, die Geschäftskontinuität zu gewährleisten sowie den bestmöglichen Service für Kunden und Vertriebe sicherzustellen“. Die Mitarbeiter arbeiten mittels technischer Unterstützung zu fast 90 Prozent im Home-Office und nutzen Smart-Working-Prozesse. Der Vorstand der Generali Deutschland ist „voll einsatzfähig“ und beobachtet sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus und Reduzierung von Risiken.

Vorbereitet und ruhig

Die Versicherer geben als Branche in der Krise eine stabile Figur ab, auch wenn Juristen und betroffene Unternehmer das Handeln bei der Betriebsschließungsversicherung kritisch sehen. Als Branche wurden mit dem Staat gemeinsam Lösungen entwickelt, um Kunden den Weg durch die Krise zu weisen, in anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien funktioniert das nicht so reibungslos.

Die Unternehmen selbst arbeiten in kleinen Schritten daran, das unternehmerische Leben wieder zu beginnen, ihre Mitarbeiter zu schützen und die teilweise gestörten Wertschöpfungsketten wiederherzustellen. Statt wilder Maßnahmen regiert die Politik der ruhigen Hand, was auf Staatsebene weitgehend funktioniert, ist auch in der Versicherungswelt nicht falsch. „Wenn uns die Coronakrise eines gelehrt hat, dann ist es Flexibilität“, schreibt die Alte Leipziger; es könnte der Leitsatz der Branche sein.

Autor: Maximilian Volz

Anmerkung der Redaktion: Die nachgelieferte Antwort der Ergo wurde am 17. April 2020 ergänzt.

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