Schadenversicherer rutschen 2021 tief in die roten Zahlen

Die Schäden durch Naturkatastrophen dürften weiter zunehmen. Quelle: 12222786 auf Pixabay

Die Unwetter in diesem Sommer dürften die Versicherer im wahrsten Sinne des Wortes teuer zu stehen kommen. Die Flutkatastrophe Mitte Juli und der verheerende Hagel im Frühsommer machen 2021 für die deutschen Versicherer voraussichtlich zum Jahr mit den höchsten Naturgefahren-Schäden seit mindestens 50 Jahren.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) taxiert die Schäden durch Unwetter „Bernd“ auf eine Summe von rund sieben Mrd. Euro. Davon entfielen rund 6,5 Mrd. Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe sowie rund 450 Mio. Euro auf Kraftfahrzeuge. Aktuell gehen die Versicherer von rund 250.000 Schadenfällen aus – rund 200.000 an Häusern, Hausrat und Betrieben und bis zu 50.000 an Kraftfahrzeugen. „Mit fortschreitender Schadenaufnahme und -regulierung zeigt sich erst die Dimension dieses Extremereignisses“, konstatierte jüngst GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

„Wir erwarten für den Schaden/Unfall-Sektor als Ganzes in diesem Jahr rote Zahlen. Zuletzt war dies in den Flutjahren 2002 und 2013 der Fall, als Elbe, Donau und angrenzende Flüsse über die Ufer traten und Hochwasserkatastrophen auslösten.“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV

Schon im Juni hatte eine Unwetterserie in Deutschland für rund 1,7 Mrd. Euro versicherte Schäden gesorgt. „Allein die Hagelschäden an rund 275.000 Autos haben die Versicherer etwa 700 Mio. Euro gekostet“, so Asmussen. Für die Kfz-Versicherer ist das der viertgrößte Hagelschaden seit Beginn der Statistik. Das teuerste Ereignis bleibt mit über zwei Mrd. Euro der „Münchner Hagel“ von 1984. “Auch für die Kraftfahrtversicherer zeichnet sich ein Jahr mit überdurchschnittlich vielen Schäden ab“,  betont der GDV-Hauptgeschäftsführer. 

Laut einer Umfrage der Bafin rechnen die deutschen Versicherer nach der Flutkatastrophe im Rheinland und in der Eifel mit Schäden von bis zu 5,7 Mrd. Euro. Zudem rechnen die deutschen Rückversicherer schlimmstenfalls mit einer Nettobelastung von rund einer Milliarde Euro.

Allein für die R+V Versicherung dürfte „Bernd“ schon jetzt das teuerste Schadenereignis in der Geschichte sein. Der Genossenschaftsversicherer in Wiesbaden rechnet derzeit mit einer Schadenbelastung von bislang rund 470 Mio. Euro. Insgesamt seien rund 14.000 Schadenmeldungen eingegangen. Das endgültige Ausmaß der Schäden steht aber noch lange nicht fest.

Deutlich teurer fällt im Vergleich die Bilanz der Provinzial aus: Bislang haben die Kunden der Provinzial konzernweit insgesamt 35.976 Schäden mit einem Volumen von 1.023 Mio. Euro gemeldet. “Das Tiefdruckgebiet ‘Bernd’ ist das größte und teuerste Schadenereignis in der Geschichte der Provinzial”, konstatierte Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender der Provinzial Holding.

Die Allianz treffen Juli-Unwetter mit Sturmtief “Bernd” hart: Insgesamt verzeichnete der Versicherer bislang mehr als 30.000 Schadenmeldungen zu beschädigten Häusern und Hausrat sowie von über 5.000 Fahrzeugschäden mit einem Schadenvolumen vor Rückversicherung in Höhe von mehr als 500 Mio. Euro. Dabei habe die Allianz von den bisher gemeldeten 14.500 Sachschäden durch „Bernd“ (Gebäude und Hausrat) bereits 4.700 Schadenfälle vollständig mit den Kunden abgerechnet. Bis heute wurden schon über 58 Mio. Euro ausbezahlt.

Laut einer Studie der „World Weather Attribution“-Initiative (WWA) haben sich die Wahrscheinlichkeit und die Intensität extremer Regenfälle in Westeuropa durch den Klimawandel noch erhöht. So kommt die Studie im Juli dieses Jahres zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit für solche extremen Regenfälle sich durch den bisherigen menschengemachten Temperaturanstieg um das 1,2- bis Neunfache erhöht hat. Auch die Intensität der extremen Niederschläge, also die Regenmenge, ist demnach zwischen drei und 19 Prozent gestiegen. 

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass es immer wichtiger wird, auch solche extremen und sehr seltenen Ereignisse zu berücksichtigen. Denn durch den Klimawandel werden sie künftig wahrscheinlicher.“

Maarten van Aalst, Leiter des Klimazentrums des Internationalen Roten Kreuzes in Den Haag, gegenüber dem Deutschlandfunk

Nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) ist die Zahl extremer Wetterphänomene in den letzten 50 Jahren teils um das Fünffache angestiegen. Dadurch seien bislang mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. Seit 1970 belaufen sich die Schäden laut WMO auf mehr als 3.600 Mrd. US-Dollar. Lag die durchschnittliche Schadensumme in den 1970er-Jahren noch bei rund 175 Mio. US-Dollar pro Jahr, waren es in den 2010er-Jahren bereits 1,38 Mrd. US-Dollar.

Autor: VW-Redaktion

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