Abschluss oder Eskalation? Urteil im Boy Scouts-Missbrauchsfall steht bevor
Bei den Boy Scouts of America (BSA) kam es jahrzehntelang zu Missbrauch. Die Klagen führten zu einem Bankrott der Organisation, die für den aufzubringenden Schadenersatz teilweise ihre (damaligen) Versicherer bemühten. Opfer, Versicherer und BSA konnten sich lange nicht auf eine finale Summe einigen. Jetzt steht ein Urteil bevor, das im schlimmsten Fall alles wieder auf Anfang setzt.
Es ist eine ebenso traurige wie hässliche Geschichte. Der Versicherer Hartford Financial Services Group (Hartford), hatte die BSA in den 1970ern und 80ern versichert – andere namhafte Unternehmen wie American International Group, Chubb und Travelers waren ebenfalls zeitweise Partner. Im Verlauf der Prozesskette wurde sich zunächst auf eine Zahlung von 650 Mio. Dollar an die mittlerweile bankrotte BSA verständigt. Doch die BSA widerrief den Deal, nachdem die Opfervereinigungen eine höhere Summe verlangten.
Die Versicherer mit Chubb an der Spitze fanden sich in einer bescheidenen Situation wieder. Lehnten sie ab, gelten sie als raffgierige Bösewichte, doch es können auch nicht alle Forderung hingenommen werden. Erschwerend kam bei den Verhandlungen hinzu, dass die BSA wegen ihrer Insolvenz in Eigenregie alle Schritte mit dem zuständigen Insolvenzgericht abklären musste. Schließlich wurde sich mit den Anwälten der rund 70.000 Betroffenen auf 850 Mio. Dollar Schadenersatz geeinigt. Das Recht der Opfer auf weiterführende Klagen gegen die Versicherer blieb aber bestehen.
Nach drei Tagen jetzt das Urteil
Nachdem ein dreitägiges Anhören der Parteien endete, entscheidet nun der Richter, ob die BSA das 850 Mio. Dollar umfassende und mit allen Parteien verhandelte Paket annehmen darf, meldet insurancejournal. Ist dies nicht der Fall, endet der Prozess im Chaos. Alle Verhandlungen wären hinfällig, der Prozess würde im Grunde noch einmal neu beginnen.
Autor: Maximilian Volz