Missbrauch bei Boy Scouts of America: Hartford zahlt 650 Mio. US-Dollar

Pfadfinder bei einer Veranstatung (Symbolbild). Bild von Andrzej Rembowski auf Pixabay.

Über Jahrzehnte wurden bei den Boy Scouts of America (BSA) Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und belästigt. Der Versicherer The Hartford Financial Services Group Inc. (Hartford) hat nun 650 Mio. US-Dollar für die Beilegung von jahrzehntealten Prozessen bezahlt, wie das Unternehmen bestätigt.

Freiwillig hat der Versicherer, an dem Chubb und Allianz interessiert sind, den dreistelligen Millionenbetrag nicht bezahlt. Die Vereinigung BSA musste den Versicherer im Jahr 2018 für die Versicherungsleistung in 200 Missbrauchs-Fällen verklagen. Hartford war in den Jahren 1970 bis 1988 der Versicherer der Boy Scouts, berichtet businessinsurance.

Nachdem über 90.000 Opfer Klagen gegen die Boy Scouts eingereicht hatten und die Forderungen die Billionen-Grenze erreichte, musste die BSA im vorangegangen Jahr Insolvenz nach Chapter 11 einreichen. Stark vereinfacht ausgedrückt ist das eine Insolvenz in Eigenverantwortung. Der Geschäftsbetrieb wird weitergeführt, da das Konstrukt oder Unternehmen mehr wert ist als die Einzelteile bei Zerschlagung und Verkauf.

Die Vereinbarung zwischen Hartford und BSA steht deswegen auch „in Verbindung mit der Chapter 11 Erklärung der BSA, wie Hartford in einem Statement erklärt. Sie  entbindet den Versicherer von weiteren Leistungen in den Missbrauchsfällen und soll bei der Entschuldung der BSA helfen, die sich weiter erheblichen Forderungen von Opfern gegenübersieht.

Steigt das Interesse an Hartford?

Ob die jetzt gelösten Forderungsprobleme das Interesse von Chubb und der Allianz wieder anfachen, ist derzeit schwer einzuschätzen. Generell sind offene Forderungen kein Investorenmagnet. Allerdings hat der bis vor kurzem schwelende Rechtsstreit dem Interesse an Hartford keinen Schaden zugefügt.

Nachdem Hartford das Übernahmeangebot von Chubb ablehnte, ranken sich Gerüchte um ein verbesserte Offerte. Die sonst gut informierten „Insider“ schweigen allerdings derzeit.

Autor: VW-Redaktion