„Prämiensteigerungen sind angemessen“: Hohe Schäden verhageln Swiss Re das Halbjahresergebnis

Swiss Re-Zentrale. Quelle: Swiss Re, Leonardo Finotti.

Der Rückversicherer ist im zweiten Quartal 2022 zwar mit einem Profit von 405 Mio. US-Dollar in die Gewinnzone zurückgekehrt, doch die Schadensituation verhinderte besseres. CEO Christian Mumenthaler und sein Finanzchef John R. Dacey sind mit den Entwicklungen des Unternehmens wie des Marktes dennoch zufrieden und blicken selbstbewusst nach vorne. Doch Optimismus hilft nicht gegen Naturgefahren und volatile Märkte.

Das erste Halbjahr war von der COVID-19-Pandemie und Rückstellungen für den Krieg in der Ukraine geprägt, doch der Umschwung gelang. „Nach einem schwierigen Start ins Jahr ist Swiss Re im zweiten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt“, sagt CEO Christian Mumenthaler während der Pressekonferenz. Gestützt wurde dies laut Unternehmen durch die Ertragsstärke von Life & Health Reinsurance und Corporate Solutions, im Bereich Property & Casualty Reinsurance sah der Unternehmenschef eine „robuste Underwriting-Performance“. Für die Zukunft gab er sich optimistisch, die Investments des Unternehmens „werden sich auszahlen“.

Swiss Re verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 einen Gewinn von 157 Mio. US-Dollar und eine Eigenkapitalrendite (ROE) von 1,6 Prozent, nach einem Gewinn von 1,0 Mrd. USD und einer ROE von 8,2% im Vorjahreszeitraum. Neben den Rückstellungen in Höhe von 283 Mio. US-Dollar, die in Q1 gebildet und in Q2 nicht aufgestockt wurden, geht der Rückgang vor allem auf deutlich gesunkene Anlageergebnisse zurück. Die Entwicklung der Kapitalanlagen ist rückläufig, vor allem wegen „negativer Auswirkungen von Marktbewertungen auf Aktienanlagen“. Dacey erwartet wegen der steigenden Zinsen Verbesserungen bei den Investments, wie er mehrfach betonte.

Die verdienten Nettoprämien und Honorareinnahmen der Gruppe stiegen um 1,9 Prozent auf 21,2 Mrd. US-Dollar in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber 20,8 Mrd. USD im ersten Halbjahr 2021.

Der Rückversicherungsmarkt ist aktuell von hohen und stetigen Naturkatastrophenschäden sowie von steigenden Raten geprägt. „Die Prämiensteigerungen sind für die Gefahren angemessen“, erklärte Dacey auf Nachfrage – das gilt nicht für Florida, wie Mumenthaler und Dacey unisono erklären. Dacey und sein CEO sind bezüglich der Erfüllung der Jahresziele optimistisch. Allerdings basiere das Erreichen der Gruppenziele „in hohem Maße“ von der Entwicklung der Finanzmärkte und der Großschäden im zweiten Halbjahr.

Halbjahreszahlen der Swiss Re. Quelle: Unternehmen.

Wie schwer die Swiss Re schadenbetroffen war, zeigen die Zahlen im Bereich P&C Reinsurance. Trotz steigender Einnahmen sackt der Gewinn ab. Der Grund ist die Combined-Ratio. Der Schaden-Kosten-Satz lag im ersten Halbjahr 2022 bei 98,5%. Auf normalisierter Basis betrug er 95,8 Prozent, wovon 1,5 Prozentpunkte auf die Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg entfielen.

P&C Re verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 einen Gewinn von 316 Mio. Dollar, verglichen mit 1,3 Mrd. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Einheit absorbierte im Berichtszeitraum Großschäden infolge von Naturkatastrophen in Höhe von 938 Mio. Dollar. Diese standen vor allem in Zusammenhang mit Überschwemmungen in Australien und Südafrika, Stürmen in Europa im Februar sowie einer Reihe von Hagelstürmen in Frankreich im Juni. Die Gesamtschäden lagen 0,27 Mrd. USD über den Erwartungen für Großschäden aus Naturkatastrophen in der ersten Jahreshälfte. Allerdings hat P&C Re für das restliche Jahr 2022 1,2 Mrd. USUS-Dollar des gesamten Naturkatastrophenbudgets von 1,9 Mrd. US-Dollar eingeplant.

Die verdienten Nettoprämien erhöhten sich geringfügig auf 10,6 Mrd. US-Dollar. Der Anstieg war laut Unternehmensangaben vor allem auf Volumen- und Preissteigerungen zurückzuführen, denen jedoch ungünstige Wechselkursentwicklungen gegenüberstanden. Bei stabilen Wechselkursen wären die verdienten Nettoprämien um 3,6 Prozent gestiegen.

Halbjahreszahlen der Swiss Re, Schaden und Lebensbereich. Quelle: Unternehmen.

Der Sektor Life and Health Reinsurance (L&H Re) verzeichnet 2 Mio. USD Gewinn im ersten Halbjahr 2022; im zweiten gab es einen Quartal-Gewinn von 232 Mio. US-Dollar. Im gesamten Halbjahr beliefen sich die COVID-19-Schäden auf 540 Mio. Dollar, wobei die überwiegende Mehrheit im ersten Quartal verbucht wurde. L&H Re strebt für 2022 weiterhin einen Gewinn von rund 300 Mio. US-Dollar an.

Der Sektor Corporate Solutions seinerseits erzielte 220 Mio. US-Dollar Gewinn, der Schaden-Kosten-Satz betrug hier 93,2 Prozent. Die Großschäden waren in den ersten sechs Monaten des Jahres ähnlich hoch wie im Vorjahreszeitraum. Die Man-made-Großschäden lagen mit 165 Mio. US-Dollar höher als im Vorjahreszeitraum, was die Rückstellungen in Höhe von 129 Mio. US-Dollar für den Ukrainekrieg im ersten Quartal widerspiegelt. Die Großschäden infolge von Naturkatastrophen fielen im Berichtszeitraum mit 102 Mio. USD geringer aus.

Bei der Tochter iptiQ hält die Wachstumsdynamik an. Die gebuchten Bruttoprämien für das Kerngeschäft stiegen um 37 Prozent von 333 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum auf 455 Mio. USD im ersten Halbjahr 2022. iptiQ hatte Ende Juni über zwei Millionen Policen im Bestand.

Der CEO sieht sein Unternehmen für die Zukunft gerüstet. „Wir sind gut aufgestellt und werden die Wachstumschancen in einem günstigen Preisumfeld nutzen.“

Autor: Maximilian Volz / VW-Redaktion

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