„Wir sind das führende deutsche Insurtech“: DFV bei Quartalsergebnis erstmals im grünen Bereich
Wachstum in den Sparten und ein leicht positives Ergebnis in Verbindung mit großen Plänen. Das ist die Kurzversion der Quartalszahlen der Deutschen Familienversicherung (DFV). Entscheidender war, was CEO Stefan Knoll zum Insurtech-Markt, einer anstehenden Kooperation und dem ersten positiven Ergebnis zu sagen hatte.
Die Frankfurter verzeichneten in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2021 einen Anstieg des Bestandsvolumens in der Erstversicherung von rund 12,5 Prozent auf über 140 Mio. Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge in der Erstversicherung legten in den ersten neun Monaten 2021 um 21,8 Prozent auf 101,7 Mio. Euro zu. Während die Beiträge in der Krankenzusatzversicherung um 19,4 Prozent anstiegen, betrug das Wachstum in der Sachversicherung 52,9 Prozent. Diese Entwicklung stehe im „Einklang mit der Konzernstrategie“, die eine zunehmende Diversifizierung des Produktportfolios vorsieht.
Die deutsche Familienversicherung wittert dank der Q3-Zahlen eine vorzeitige Zielerfüllung. Das Ergebnis vor Steuern war knapp positiv und entspricht einer Verbesserung von fast sieben Millionen gegenüber dem Vorjahr, gleichzeitig stiegen allerdings die Betriebskosten und die Schadenquote, was das Unternehmen mit erhöhten Ausgaben wegen Corona erklärte.
Der Finanzchef Karsten Paetzmann ließ durchklingen, dass das Wachstum am Ende des Jahres höher ausfallen wird als im Vorjahr, da der Careflex-Deal – erwartet werden 20. Mio. Euro an Einnahmen – bisher noch nicht in den Zahlen auftaucht. „CareFlex Chemie“ ist eine exklusive tarifliche Pflegezusatzversicherung der Chemie-Sozialpartner und ein Gemeinschaftsprojekt von Barmenia, R+V und der DFV. Die Frankfurter haben in dem Geschäft den Job des Rückversicherers übernommen, nachdem die Bafin ihr Veto gegen eine Erstversicherungsbeteiligung einlegte, wie VWheute berichtete. Die Bafin zweifelte, dass die DFV-Mannschaft die nötigen Zinsen für das Projekt erwirtschaften könne.
Da wirkt es wie Hohn, dass gerade im Bereich Kapitalanlagen aktuell ein Ergebnis erzielt wurde, auf das der Finanzvorstand „stolz“ ist. Speziell im Bereich der Nachhaltigkeit sei das Unternehmen „führend“, erläutert er mit Hinweis auf die vom GDV kürzlich erfolgte Meldung zum Thema.
Ziele und Kooperationen
Der DFV ist im dritten Quartal ein kleiner Turnaround gelungen, nachdem speziell das zweite Quartal eine Delle zeigte. Ob das Unternehmen in den Sektoren Rückversicherung weiter zeichne und wie angekündigt in die Lebensversicherung einsteigt, ließ Knoll offen. Etwas kryptisch sprach er von einer möglichen „White Paper-Lösung“, doch es wäre noch „zwei Wochen zu früh“, um final Auskunft zu geben.
Der Erfolg hat die DFV – die generell nicht an mangelndem Selbstvertrauen leidet – ein wenig kecker gemacht. Das für dieses Jahr prognostizierte Jahresergebnis wird um zwei Millionen Euro angehoben, wie Paetzmann verkündete. Im nächsten Jahr wolle das Unternehmen „profitabel sein“.
Nicht in die Karten blicken lassen wollte sich der CEO hinsichtlich eines neuen Kooperationspartners. Er erklärte lediglich, dass der Start der Zusammenarbeit vom vierten Quartal 2021 ins nächste Jahr verschoben worden ist. „Führend“ war die Antwort Knolls auf die Frage nach der Position auf dem deutschen Insurtech-Markt. „Unsere Kunden sind hauptsächlich Direkt- und keine Maklerkunden, wir können ohne Maklerrücksprache jederzeit an unseren Stamm herantreten“, erklärte er. Ob das ein Seitenhieb auf Clark und Wefox war, die zuletzt große Deals einfuhren?
Ob das Herantreten an die Kunden künftig gelingt, werden die kommenden Quartalszahlen zeigen. Diese offenbarten, dass die Frankfurter vor der eigenen Zielvorgabe liegen. Ob das die Aktionäre befriedigt, wird sich in der Kursentwicklung spiegeln.
Autor: Maximilian Volz