„Klimarisiken sind eher Gesellschafts- als Versicherungsprobleme“: Mumenthaler spricht Klartext zur Zukunft der Rückversicherung

Christian Mumenthaler, CEO der Swiss Re. Quelle: Swiss Re

Worte schlagen Zahlen: Die Swiss Re hat wegen Covid einen satten Verlust eingefahren. Wichtiger als die Ergebnisse war aber die Einschätzung des CEO Christian Mumenthaler zur Zukunft des Unternehmens. Klimarisiken, Olympia und Corona-Lernerfahrungen, keine Frage ließ Mumenthaler unbeantwortet.

Der Schweizer Rückversicherer hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Minus von 878 Mio. US-Dollar verbucht, im Vorjahr stand ein Gewinn von 727 Mio. US-Dollar in den Büchern. Ursächlich für den Rückgang waren Schadenzahlungen in Verbindung mit Covid-19, insbesondere im Bereich der Betriebsschließungsversicherung. Speziell im vierten Quartal stiegen die Kosten. Insbesondere die Covid-Toten in den USA hätten zu höheren Kosten geführt.

Quelle: Swiss Re

Eine Einschätzung zu den noch kommenden Ausgaben sei „schwierig“, erklärte Mumenthaler. Insgesamt rechnet das Unternehmen noch mit Zahlungen von unter 500 Mio. US-Dollar im Jahr 2021.

Quelle: Swiss Re

Ohne die COVID-19-Schäden und -Rückstellungen von 3,9 Mrd. US-Dollar stieg der Konzerngewinn gegenüber 2019 von 727 Mio. US-Dollar auf 2,2 Mrd. US-Dollar. Die Eigenkapitalrendite betrug 7,3 Prozent. Der CEO sprach von „einer Menge guter Nachrichten“ und lobte das Asset-Management-Team für die erbrachte Leistung.

Der CEO spricht

Es war eine skurrile Situation, in der sich Mumenthaler in der Medienfragerunde wiederfand. Im Ergebnis steht ein satter Verlust, ohne die Pandemie wäre es ein dreistelliger Millionengewinn gewesen. Die Fragen richteten sich wohl aus diesem Grund vor allem auf die Lerneffekte und künftige Ausrichtung der Schweizer.

Die Pandemie hätte zu „Änderungen am Risikomodell geführt“, erklärte Mumenthaler. Gegenüber früheren Einschätzungen hätte sich gezeigt, dass die Mortalität „weit geringer“ als in den Prognosen ausfiel, die Schäden im Bereich P&C  dagegen „höher“. Er prognostizierte weiterhin, dass die Versicherung von Events in Zukunft „sehr viel teurer“ ausfallen werde.

Die Swiss Re geht davon aus, dass Olympia „in diesem Jahr stattfinden wird“, dass Unternehmen ist mit 250 Millionen Dollar an möglichen Ausfallkosten beteiligt. Interessant wurde es, als Mumenthaler zum Kerngeschäft der Naturkatastrophen-Absicherung befragt wurde. Gleichen die sich stetig verbesserten Risiko-Modelle die zunehmenden Klimagefahren aus, war die Frage.

Das Unternehmen hätte sein Geschäft in diesem Bereich „leicht reduziert“; es wäre aber ein langfristiges Risiko, das „absorbiert werden“ könne. Zudem könnte das Unternehmen sich jedes Jahr von entsprechendem Risiko trennen, die Bedingungen ändern oder die Preise anpassen. „Wir entscheiden von Jahr zu Jahr, welches Risiko wir tragen wollen“, erklärt Mumenthaler.

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Wenn ein großer Rückversicherer keine oder nur noch eingeschränkt Klimarisiken zeichnen würde, hätte das globale Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Fazit zieht Mumenthaler selbst: „Klimarisiken sind eher gesellschaftliche als Versicherungsprobleme“.

Autor: Maximilian Volz

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