Allianz: Konzernchef Bäte scheut weiterhin eine Gewinnprognose

Vorstandschef Oliver Bäte (links) und Aufsichtsratschef Michael Diekmann (rechts). Quelle: Allianz.

Die Halbjahresergebnisse der Allianz fielen am Ende doch etwas besser aus als von den Analysten erwartet: So sank das operative Ergebnis beim deutschen Branchenprimus aus München in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres um 20,5 Prozent auf 4,689 Mrd. Euro (HJ 2019: 6,121 Mrd. Euro). Konzernchef Oliver Bäte vermied eine konkrete Gewinnprognose für 2020. Denn alles hänge von einer zweiten Corona-Welle ab.

Lediglich Allianz-Finanzvorstand Giulio Terzariol äußerte sich vorsichtig optimistisch für die zweite Jahreshälfte: „Angenommen, die Situation bleibt wie heute, würde ich erwarten, dass das zweite Halbjahr besser wird als das erste“, sagte er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. In konkreten würde dies einen möglichen Jahresgewinn von etwa zehn Mrd. Euro bedeuten. Analysten gingen zuletzt von rund 10,2 Mrd. Euro aus. Sicher scheint laut Terzariol wohl nur: „Es wird kein Rekordjahr, aber wir werden gute Ergebnisse liefern“.

Die Allianz hatte sich bereits im April vor dem Hintergrund der Corona-Krise von ihrem bisherigen Gewinnziel zwischen 11,5 und 12,5 Mrd. Euro (2019: 11,9 Mrd. Euro) verabschiedet. An der Dividende von 9,60 Euro will der Versicherer allerdings nicht rütteln.

„Die Pandemie bleibt weiterhin eine Herausforderung für alle Branchen. Dennoch hat die Allianz in den ersten sechs Monaten des Jahres robuste Ergebnisse erzielt und eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gezeigt. Das macht uns zuversichtlich, dass wir auch in der zweiten Jahreshälfte 2020 stabile Geschäftsergebnisse sehen werden.“

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender Allianz SE

Besonders gebeutelt war erwartungsgemäß die Kompositsparte des Versicherers. So stiegen die Beitragseinnahmen in den ersten sechs Monaten des Jahres zwar um 2,6 Prozent auf 33,8 Mrd. Euro (HJ 2019: 32,9 Mrd. Euro). Der Gewinn brach indes um 23,4 Prozent auf 2,175 Mrd. Euro (HJ 2019: 2,838 Mrd. Euro) ein. Neben Corona belasteten auch höhere Schäden durch Naturkatastrophen die Bilanz.

Allein die Folgen der Corona-Pandemie summierten sich in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 1,2 Mrd. Euro. Die Combined Ratio stieg daher um 2,7 Prozentpunkte auf 96,7 Prozent. Die größten Einbußen verzeichnete die Allianz vor allem durch die Folgen der Corona-bedingten Betriebsschließungen sowie durch die Absage von Konzerten und Sport-Events, gegen den sich die Veranstalter bei der Allianz versichert haben.

Auch die Folgen für die Warenkreditversicherungen von Euler Hermes sowie der Einbruch beim Tourismus, der die Reiseversicherungen von Allianz Partners in Mitleidenschaft zog, schlagen sich in der Schadenbilanz nieder. „Die Auswirkung von COVID-19 auf den Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherung war im zweiten Quartal 2020 ausgeprägter, aber unser Geschäft hat sich hinsichtlich des Umsatzwachstums als belastbar erwiesen“, konstatiert Terzariol.

Quelle: Allianz SE

In der Leben- und Krankensparte verzeichnete die Allianz im ersten Halbjahr 2020 einen Beitragsrückgang von 2,8 Prozent auf 36,4 Mrd. Euro (HJ 2019: 37,4 Mrd. Euro). Der Barwert der Neugeschäftsbeiträge sank wegen des geringeren Absatzes im deutschen und US-amerikanischen Lebensversicherungsgeschäft deutlich auf 29,6 Mrd. Euro (HJ 2019: 32,9 Mrd. Euro). Die Corona-Pandemie schlug mit einer Schadenbelastung von etwa 100 Mio. Euro zu Buche, was der Versicherer vor allem auf die hohe Mortalitätsrate in den USA zurückführt.

„Ich bin zufrieden mit der Qualität unseres Umsatzes im Geschäftsbereich Lebens- und Krankenversicherung im zweiten Quartal 2020, wie unsere robuste Neugeschäftsmarge zeigt. Unsere operative Profitabilität bleibt stark und wird durch unsere aktiven Maßnahmen zum Risikomanagement gut unterstützt“, so Terzariol.

Das Sorgenkind AGCS schrieb im ersten Halbjahr 2020 einen Verlust von 295 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Gewinn von 185 Mio. Euro in den Büchern. Die Schaden-Kostenquote liegt bei 117,2 Prozent (HJ 2019: 100,4 Prozent), was hauptsächlich auf bereits angefallene sowie geschätzte erwartete Covid-19-Ansprüche von 488 Mio. Euro zurückzuführen sei. Die gebuchten Bruttoprämien stiegen hingegen um 656 Mio. Euro auf 5,520 Mrd. Euro (HJ 2019: 4,865 Mrd. Euro).

Positiv dürfte sich die Corona-Pandemie allerdings auf die digitalen Projekte der Allianz auswirken: So sieht Bäte die Pandemie als Brandbeschleuniger für den digitalen Ausbau. Demnach habe sich allein die Zahl der virtuellen Besprechungen und Kundenberatungen in den vergangenen zwei Monaten verdreifacht. Das Motto „Einfach, digital, skalierbar“ hatte der Allianz-Vorstandschef bereits 2019 zur Unternehmensdevise proklamiert.

Autor: VW-Redaktion

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