Allianz-Hauptversammlung im Zeichen von Corona: Welchen Kurs schlägt Bäte ein?

Michael Diekmann soll wohl bis 2026 dem Aufsichtsrat vorstehen. Quelle: Allianz
Die Allianz lädt ihre Aktionäre heute ganz im Zeichen der Corona-Pandemie zur virtuellen Jahreshauptversammlung. Neben einer geplanten Erhöhung der Dividende um 60 Cent auf 9,60 Euro (plus 6,7 Prozent) steht das digitale Meeting ganz im Zeichen der Folgen durch den Virus auf die Versicherungswirtschaft.
So zeichnete Konzernchef Oliver Bäte jüngst einen sehr düsteren Ausblick für die Versicherer. „Das Coronavirus hat unsere Branche wie ein Meteoriten-Einschlag getroffen“, konstatierte er im Bloomberg-Interview. So wären die Unternehmen gleich doppelt von der Pandemie betroffen: einerseits dürften aufgrund des Lockdowns eine Reihe von Schadenersatzforderungen auf die Branche zukommen. Zudem legen die Unternehmen ihr Geld unter anderem an der Börse an und leiden so wie alle anderen Investoren auch unter den aktuellen Marktverwerfungen.
Bätes bisherige Rekordserie von Rekordgewinnen dürfte damit jedenfalls ein abruptes Ende gefunden haben. Vor dem Hintergrund der pandemiebedingten Unsicherheiten für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und den aktualisierten Planzahlen dürfte 2020 das Ziel eines operativen Ergebnisses von 11,5 bis 12,5 Mrd. Euro nicht mehr erreichbar sein. Ein neues Gewinnziel für 2020 will der Vorstand Unternehmensangaben zufolge nach Abschluss der revidierten Planung kommunizieren.
So verwundert er nicht, dass Bäte nun im Rahmen der Coronakrise in Europa eine gemeinsame Lösung forderte, weil man schließlich eine Gefahrengemeinschaft sei. Der Manager regte dabei unter anderem die Einrichtung eines Fonds auf europäischer Ebene, in den die Versicherungsbranche einzahlt und den man in Krisensituationen anzapfen könne. Der Allianz-Chef begründet eine entsprechende Kollektivlösung vor allem deshalb, weil die „Versicherungsbranche solche Systemausfälle nicht beherrschen kann“. „Wenn ein Unternehmen wie die Allianz in Schieflage gerät, weil sie alle Schäden bezahlt, die gar nicht versichert sind, dann ist niemandem geholfen“, betonte Bäte.
Eine solche Kollektivlösung wurde bereits vor einigen Wochen in Bayern für die Hotellerie und die Gastronomie vereinbart. Dort wollen die Allianz und andere Versicherer zehn bis 15 Prozent der in den Betriebsschließungspolicen vereinbarten Tagessätze übernehmen. Nach Angaben der Allianz stellen die beteiligten Versicherer dafür einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung. Ob es allerdings bei einer Schadenssumme in dieser Höhe bleibt, hängt auch maßgeblich vom Ausgang einschlägiger Klagen gegen den bayerischen Versicherungsriesen ab.
Freuen dürften sich jedenfalls derzeit wohl nur die Kfz-Kunden der Allianz: Kunden, die coronabedingt in diesem Jahr deutlich weniger fahren als geplant, sollen am Ende ihres Versicherungsjahres Geld zurückbekommen, betonte Frank Sommerfeld, Chef der Sachversicherung bei der Allianz Deutschland, vor wenigen Tagen.
Freuen sollen sich auch die Aktionäre des Versicherungskonzerns. Trotz aller öffentlichen Kritik sollen die rund 700.000 Aktionäre eine Dividende von 9,60 Euro (plus 60 Cent gegenüber 2018) erhalten. Rund vier Mrd. Euro dürfte die Allianz dafür locker machen, sollten die Anteilseigner dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zustimmen. Und dennoch: „Geld nur zu verteilen, bringt gar nichts“, glaubt Bäte. Denn Gelder sind laut Allianz-CEO genügend da, man müsse sie nur „produktiv verteilen“.
Autor: VW-Redaktion