Zurich: Dunkle Wolken trüben Mario Grecos Bilanz

Mario Greco, Chief Executive Officer, Zurich Insurance Group, Quelle: World Economic Forum / Jakob Polacsek/ flickr

Fünf Jahre ist Mario Greco nun als Vorstandschef der Zurich in Amt und Würden. Die Bilanz des Italieners an der Spitze des Schweizer Branchenprimus kann sich bislang sehen lassen. Allerdings ziehen gerade aus Großbritannien dunkle Wolken auf. Der Grund ist ein Immobilienskandal, in den der Konzern Medienberichten zufolge involviert sein soll.

Demnach soll die Zurich bei der Abnahme und Inspektion von Neubauten Fehler begangen haben. Die Gesellschaft habe dabei laut eines Berichts der Sunday Times Gebäudeversicherungen gezeichnet, die nun entstandene Baumängel nicht decken sollen. Davon betroffen sein soll auch der Brand im Londoner Grenfell Tower im Jahr 2017, der 72 Todesopfer gekostet hat. Die Folgen könnten teuer werden für die Zurich: Laut Bericht sind Schadenersatzzahlungen von bis zu einer Milliarde Pfund die Rede.

Die Zurich gibt sich gegenüber VWheute zumindest kooperationsbereit: „We are sorry to hear of the difficulties some leaseholders have faced due to faults that have arisen in their properties. The insurance policies are responding as intended and have paid or are paying out in full for any necessary repairs.“

„The allegations about how Zurich ran this business are simply not true and mischaracterise our role. Insurance cover note inspections were made for the sole purpose of deciding whether to insure a building. These are not the same as full statutory inspections to assess compliance with building regulations. To say these insurance inspections were fraudulent is wrong. In virtually all cases where Zurich insured a building the statutory inspections were carried out by a local authority or another authorized provider“, so ein Zurich-Sprecher auf Anfrage.

„Zurich agreed in 2016 to sell its building guarantee policies to East West, which was backed by a multi-billion-dollar insurance group and institutional investors. The sale was approved by the Irish High Court and the UK and Irish regulators. Two court claims have recently been filed against Zurich in respect of two buildings we previously insured. We intend to vigorously defend our position in each case. The speculative compensation claims figure quoted in The Sunday Times story is without foundation and based on seriously flawed assumptions“, heißt es weiter.

Führungsspitze zeigt sich unbeeindruckt

Auf der Generalversammlung Mitte der Woche war von den Dissonanzen im Vereinigten Königreich wohl noch nichts zu hören. „Die Geschäftszahlen sind trotz Eintretens eines weltweit und zeitgleich eintretenden Schadensfalles von gewaltiger Größe erfreulich gut“, betonte Verwaltungsratspräsident Michel Liès auf der virtuellen Generalversammlung. Auch Konzernchef Greco zeigte sich angesichts der außergewöhnlichen Belastungen durch Corona zufrieden – ganz zur Freude der Aktionäre: „Für Sie als unsere Besitzerinnen und Besitzer zeigt sich dieses erfreulich gute Ergebnis mit einer Dividende in unveränderter Höhe von 20 Schweizer Franken pro Aktie.“

Dabei hat der Schweizer Versicherungskonzern im letzten Jahr wie erwartet durch die Folgen der Corona-Krise weniger verdient. Am Jahresende stand unter dem Strich ein Reingewinn von rund 3,83 Mrd. US-Dollar – einem Minus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Schäden durch Covid-19 wie etwa Betriebsunterbrechungen oder der Ausfall von Großveranstaltungen summierten sich Unternehmensangaben zufolge auf 852 Mio. Dollar. Darin enthalten sind auch Schäden von 450 Mio. US-Dollar im Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft Katastrophenschäden – insbesondere die Hurrikan-Saison in Nordamerika – schlugen bei dem Schweizer Versicherer mit weiteren 588 Mio. Dollar zu Buche. Die Combined Ratio stieg gegenüber 2019 um zwei Prozentpunkte auf 98,4 Prozent.

Dennoch scheint sich Grecos strikter Konsolidierungskurs in den vergangenen Jahren ausgezahlt zu haben. Die Führungsstruktur des Schweizer Versicherers ist schlanker, das Sachgeschäft gesünder, sogar prominente Personalzugänge gelingen. Und doch hat “Iron Mario” noch nicht genug.

Dabei hatte der Italiener zu Beginn seiner Amtszeit mit einer Reihe von Problemen wie zum Beispiel vielen verlustträchtigen Verträgen zu kämpfen. Wegen dieser Probleme musste unter anderem die Übernahme des Konkurrenten RSA abgeblasen werden. Die Folge: Greco trennte sich von einigen Bereichen, senkte die Kosten und beschleunigte die Prozesse.

Seinem Image dürfte sein Kurs jedenfalls sehr zuträglich sein: So belegte Greco beim jüngsten Image-Ranking der Sonntagszeitung unter den Schweizer CEOs im Jahr 2020 überraschend den Spitzenplatz.

Aktionäre bestätigen Verwaltungsrat

Die Aktionäre jedenfalls zeigten sich bislang weitgehend zufrieden und bestätigten den Verwaltungsrat weitgehend in seinem Amt: Während Liès als Präsident des Verwaltungsrats bestätigt wurde, wählten sie zudem Sabine Keller-Busse neu in das Kontrollgremium und bestätigten alle bisherigen Mitglieder, die sich zur Wiederwahl stellten. Keller-Busse ist Mitglied der Konzernleitung von UBS Group und als President UBS Switzerland und Group Chief Operating Officer tätig.

Zudem hat die Zurich den Kauf des US-Schaden- und Unfallgeschäfts von MetLife über 3,94 Mrd. US-Dollar nun abgeschlossen. Teil der Vereinbarung sei auch eine zehnjährige Vertriebsvereinbarung. Über eine Plattform von MetLife erhalte Farmers Zugang zu 3.800 US-Firmen und deren rund 37 Millionen Mitarbeitern.

Welche Folgen der Immobilienskandal in Großbritannien für die Zurich haben wird, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.

Autor: VW-Redaktion

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