Was macht eigentlich Ottonova?

Ottonova-Gründer Frank Birzle, Sebastian Scheerer und Roman Rittweger, Bildquelle: Ottonova

„Von Ruhe kann bei Ottonova keine Rede sein“. Das sagen die Münchener und kündigen für das laufende Jahr große Veränderungen an. Das wird nötig sein, denn der PKV-Markt bleibt schwierig.

Die PKV ist in den Medien immer ein Thema. Meist sind die Beiträge das Thema, selten in einer positiven Lesart; die Prozesse häufen sich. Die Fortschritte des Einzelnen können dabei leicht übersehen werden. „Wir haben in den letzten Monaten enorm viel gearbeitet, und das sowohl an digitalen Services für Kunden als auch an neuen Tarifen“, erklärt Ottonova. Es stünden „erfolgsversprechende Projekte“ an, für die bereits die“ Grundlagen geschaffen wurden“. Diese würden im „Laufe des Jahres“ ausgerollt.

Das Unternehmen will Rechnungsabläufe für Privatversicherte „noch schlanker“ gestalten; „gemeinsam mit spannenden Partnern“ werde Ottonova „neue Lösung auf den Markt bringen. Parallel entwickelt das Unternehmen sein IT-Ökosystem weiter, damit Schnittstellen für Partner wie Makler oder Vergleichsportale „effizienter“ werden. Die Münchener wollen so effizienter und kundenfreundlicher werden. Dazu stehen „ein paar Projekte in den Startlöchern“, die das laufende Jahr „wieder sehr erfolgsversprechend“ machen. Welche das sind, wurde nicht verraten.

Harter Wettbewerb

Die Qualität wird neben dem Beitrag das entscheidende Kriterium für den Unternehmenserfolg sein. Die  Anzahl der Vollversicherten sinkt , die Zahl der Wettbewerber bleibt mit um die 50 Anbietern seit Jahren konstant.

Anzahl der Vollversicherten von 2008-2018. Quelle: PKV-Verband

Die Zahl der Vollversicherten sank auch 2020, auf 8,7 Millionen, wenn auch nur leicht. Der PKV-Verband feierte zuletzt, dass mehr Menschen von der GKV in die PKV wechseln als umgekehrt.

Quelle: PKV-Verband

Fraglich, ob das tatsächlich eine Errungenschaft ist, schließlich ist die Rückkehr aus der privaten PKV-Welt nur in Ausnahmefällen möglich, wie Verbraucherschützer nimmermüde erklären. Die Branchen-Probleme fichten Ottonova nicht an. Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft und Versicherungswelt spiele dem digitalen Geschäftsmodell der Münchener in die Karten. Viele Branchen würden Kunden bereits erstklassige digitale Leistungen bieten. Ein Blick auf die Reise- oder E-Commerce-Industrie zeige, „was alles möglich ist“.  

Wachstum und solide Finanzierung

Hinter vorgehaltener Hand wurde in der Branche gemunkelt, dass Ottonovas Zahlen in der Vollversicherung zu wünschen übrig lassen. Das Unternehmen widerspricht. „Sowohl der Zuwachs bei unseren Voll- als auch bei unseren Zusatzversicherungen ist im geplanten Bereich“. Der Schwerpunkt liege „nach wie vor“ auf der Vollversicherung. Die Zusatzversicherung „folgt“ und werde durch das B2B-Geschäft über Globale Scale Solutions „ergänzt“. Im Jahr 2019 hatte Ottonova die Kundenanzahl auf 5.000 erhöht, im „Corona-Jahr“ gab es einen „deutlichen Kundenzuwachs“ im „fünfstelligen Bereich“.

Das sind Erfolge, doch am Ende wird entscheidend sein, ob die Investoren wie Debeka sowie Holtzbrinck – und Vorwerk Ventures weiter an Ottonova glauben. Die Münchener haben im Jahr 2019 ein First Closing in Höhe von insgesamt 60 Mio. Euro abgeschlossen. Weiteres Kapital würde im ersten Halbjahr 2020 folgen. Ein Pandemiejahr später, in dem einige Jungunternehmen aufgeben mussten, ist die Zuversicht an der Isar nicht gewichen. „Wir sind derzeit sehr solide finanziert, setzen aber nach wie vor auf starkes Wachstum und auf die Verbesserung unserer Services, sodass wir auch weiterhin stark investieren werden.“ Die Investoren „stehen zu Ottonova und dem Geschäftsmodell“.

Wann und in welcher Höhe die zweiten Finanzierungsrunde erfolgt, wird Aufschluss über den weiteren Weg des Unternehmens geben.

Autor: Maximilian Volz

3 Kommentare

  • 8,7 Mio PKV Versicherte machen in der Gesellschaft mehr Stress als jeder 3. Bürger in Deutschland der Analphabet ist. Ottonova wird auch in Bezug auf Verständnis zur PKV und bei der Ausweitung des Bestandes der PKV, welches ein dringend benötigtes Rezept wäre, keinen Beitrag leisten. Hinzu kommen starke regionale Unterschiede. In Metropolen Zuwachs in ländlichen Regionen Verlust. In ländlichen Regionen selbst von Ärzten Ablehnung der PKV weil Leistungen der PKV nich durch den Versicherten an den Arzt weitergehen werden. In Metropolen weniger Erklärungsnotstand. Wir haben ein ernstes gesundheitliches Problem innerhalb der Familie und ich bin heil froh eine private Krankenversicherung zu haben. Unser Familienmitglied kann nun in Ruhe genesen und allein das Wort Fallpauschale müsste jeden normal denkenden Menschen zum wegrennen zwingen. Was passiert hingegen? Ich weiß nicht ob man das so schreiben darf. Ist das schon vollkommene Dummheit? Endstufe der Verblödung beim Bürger durch den Bürger? Ich habe drei Entferntere Familienmitglieder, welche durch oder mit der Fallpauschale verendet sind. Gruselig. Werden wir uns jeh wieder aus dieser selbst verordneten Leichenstarre wieder befreien können. Und das was Ottonova macht ist kein Hexenwerk. Verdrängen durch Versprechen? Hm. Hatten wir auf dem Schulhof auch. Der der am lautesten gebrüllt hat, war der Idiot. Und wer so überschwänglich Werbung machen muss mit dem Verheizen von Versichertengeld. Hm. Moral, Gier, Macht, Identitätsverlust?

  • Ottonova trat an, die PKV Branche zu revolutionieren. Das haben sie nicht geschafft. Vielmehr sind sie nun einfach ein weiterer Versicherer, der um die immer kleiner werdende Zahl von versicherten buhlt.

    Wirklichen Wachstum erreicht ottonova lediglich durch die Zahnzusatzversicherung. Hier haben sie es jedoch verpasst, wirklich starke und innivativeTarife zu kreieren. Warum sie das nicht bei neuen Tarifen geschafft haben, ist ein Rätsel. Die Mitbewerber haben das erkannt und starke Tarife zu vergleichbaren Beiträgen auf den Markt gebracht! So gibt es nun Tarife, die Vorversicherungszeiten anrechnen, keine Wartezeit haben oder sogar Bleaching erstatten.

    In Sachen App haben viele nachgezogen. Wobei der ein oder andere ottonova bereits überholt hat. Ob eine rein digitale Versicherung ein wirklicher Vorteil ist, bezweifle ich. Digitsl hin, digital her.
    Das hat ottonova auch beim Vertrieb lernen müssen. Dachten sie zu Beginn und noch lange danach, ganz ohne externen Vertrieb und Vergleichsportale auszukommen, müssen sie nun auch dort mitspielen und sich anpassen. Für mich als Makler wäre es jedoch nichts. Wie löst ottonova denn das Problem mit der Korrespondenzmaklerschaft? Bisher überhaupt nicht. Das ist zum einen nicht Kundenorientiert und zum anderen kann mir als Makler ggf. ein Haftungsproblem daraus erwachsen. Wenn nur der Kunde Auskünfte und Mitteilungen usw. erhält, finde ich das nachteilig und problematisch.

    Die Tarife der Vollversicherung sind ebenfalls keine Revolution und bieten nichts neues. Es sind einfach weitere Tarife auf dem Markt, ohne die der Markt auch ohne Probleme auskommen kann. Da ottonova noch ein Recht junges und gesundes Kollektiv hat, wäre für dieses zum Beispiel eine BRE interessant. Aber Fehlanzeige. Diese bedingungsgemäße theoretische Möglichkeit, wird von ottonova noch gar nicht praktiziert. Weitere Dinge wie Auszahlung eines Verhaltensbonus usw. sehen die Tarife ebenfalls nicht. Ottonovas health-X Programm ist hier auch nicht wirklich nennenswert, da es vor allem ottonova hilft, um Kundenmeinungen usw. kostengünstig einzusammeln. Was passiert mit dem angesparten Geld bei Kündigung?

    Inwiefern der hohe Anteil an Alterungsrückstellung bei der Beitragsstabilität helfen wird, werden wir sehen.

    Alles in allem ist ottonova nur wieder ein weiterer Versicherer. Nirgends top, wenig innovativ und eigentlich überflüssig. Rein digital finde ich auch außerhalb von Corona, nicht wirklich von Vorteil.

  • Finde solch vergleichportale wirklich interessant. Am besten finde ich die Vergleichsportale von check24, Verivox oder http://www.ihr-krankenversicherungsspezialist.de .

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