Naturkatastrophen verursachen Versicherungsschäden von 97 Mrd. US-Dollar

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Laut einer aktuellen Analyse des Maklerunternehmens Aon führten 416 Naturkatastrophenereignisse des Jahres 2020 zu wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 268 Mrd. US-Dollar. Damit liegen diese um acht Prozent über den durchschnittlichen jährlichen Verlusten in diesem Jahrhundert. Davon sind aber nur 36 Prozent versichert.

Von der Gesamtschadensumme deckten private und staatlich geförderte Versicherungsprogramme 97 Mrd. US-Dollar ab, was zu einer Versicherungslücke von 64 Prozent führt.

„Diese immense Versicherungslücke zeigt, wie wichtig es ist, Versicherungsschutz auch in unterversorgte Regionen der Welt zu bringen. Eine große Herausforderung besteht darin, die Versicherungsprodukte in diesen Ländern zu erschwinglichen Preisen zu ermöglichen.“

Jan-Oliver Thofern, CEO von Aon Deutschland

Tropische Wirbelstürme waren die teuerste Gefahr und verursachten mehr als 78 Mrd. US-Dollar an direkten wirtschaftlichen Schäden. Dicht gefolgt von Überschwemmungen (76 Mrd. US-Dollar) und schweren Stürmen (63 Mrd. US-Dollar).

Die folgenreichsten Naturkatastrophen 2020 waren zwölf Extremstürme, darunter sechs Hurrikane, die allesamt das US-amerikanische Festland betrafen. Der Super-Taifun „Goni“, der als stärkster landender Sturm mit 314 km/h über die Philippinen fegte. „Ciara“ wurde zum teuersten Sturm in Europa seit „Xynthia“ im Jahr 2010.

Die Dürrebedingungen reduzierten die landwirtschaftlichen Erträge in Brasilien und Argentinien und verbrannten 30 Prozent der Pantanal-Region. Die größten Überschwemmungen im Jangtse-Becken seit 1998 verursachten in Chinas Monsunzeit wirtschaftliche Schäden in Höhe von 35 Milliarden US-Dollar.

Die wesentlichen Gründe für diese Entwicklung sehen die Aon-Analysten vor allem in den Folgen des Klimawandels, der Zunahme des globalen Wohlstands und darin, dass mehr Menschen in attraktive – aber gefährdete – Gebiete umziehen.

Folgen des Klimawandels treffen vor allem die Ärmsten

Dabei treffen die Folgen der klimabedingten Wetterextreme vor allem die ärmsten Staaten der Welt. Laut jüngstem Klima-Risiko-Index der Denkfabrik Germanwatch waren 2019 vor allem Mosambik, Simbabwe und die Bahamas am stärksten von Extremwetter betroffen, gefolgt von Japan, Malawi und Afghanistan.

Blickt man auf die letzten 20 Jahre zurück, waren vor allem Puerto Rico, Myanmar und Haiti am härtesten von Extremwetterereignissen betroffen, gefolgt von den Philippinen, Mosambik und Bahamas. Die Experten führen dies vor allem auf die Folgen von außergewöhnlich verheerenden Ereignissen wie dem Hurrikan „Maria“ in Puerto Rico im Jahr 2017 und den Hurrikans „Jeanne“ (2004) und „Sandy“ (2012) in Haiti zurück.

Myanmar wurde 2008 vom Zyklon „Nargis“ schwer getroffen, der schätzungsweise 140.000 Menschenleben kostete. Mosambik und die Bahamas, die neu unter den zehn am meisten betroffenen Ländern gelistet sind, werden ebenfalls als Folge von außergewöhnlich verheerenden Stürmen aufgeführt. Im Jahr 2019 wurde Mosambik vom Zyklon „Idai“ heimgesucht, die Bahamas vom Hurrikan „Dorian“ getroffen.

Zudem seien in den letzten 20 Jahren rund eine halbe Million Menschen durch Extremwetter ums Leben gekommen. Die Schäden beziffert Germanwatch auf rund 2,5 Billionen US-Dollar.

„Eine Reihe von Ländern wie Haiti, die Philippinen oder Pakistan werden mittlerweile so oft von Wetterextremen heimgesucht, dass sie kaum noch in der Lage sind, sich von den einzelnen Katastrophen zu erholen.“

Vera Künzel, Mitautorin des Klima-Risiko-Index von Germanwatch

Deutschland liegt dabei wegen schwerer Dürren im Langzeitindex auf Rang 18. Insgesamt zählt der Index für diese Zeit 10.700 Todesopfer und einen wirtschaftlichen Schaden von im Schnitt 3,54 Mrd. Euro jährlich – vor allem durch Dürren und Hitzewellen.

Der Klima-Risiko-Index von Germanwatch wird dabei auf der Grundlage von Daten des Rückversicherers Munich Re und des Internationalen Währungsfonds (IWF) erstellt. Nach Berechnungen des Münchener Rückversicherers sind die Schäden aus Naturkatastrophen allein im letzten Jahr deutlich gestiegen.

Versicherer leiden unter den Folgen der Naturkatastrophen

So verbuchte die Munich Re für das Jahr 2020 einen wirtschaftlichen Schaden von insgesamt 210 Mrd. US-Dollar, einem Anstieg um 44 Mrd. US-Dollar gegenüber dem Vorjahr (2019: 166 Mrd. US-Dollar.). Dabei kam Europa noch recht glimpflich davon. „90 Prozent der Schäden stammen aus Unwetterereignissen wie Sturm, Überschwemmung, Hagel und Dürre. Hier gibt es auch einen Zusammenhang zum Klimawandel. Das gilt zum Beispiel für die verheerenden Waldbrände in Australien und den USA. Ähnliches gilt für tropische Wirbelstürme“, konstatierte jüngst Klimaexperte Ernst Rauch.

Quelle: Statista

Glaubt man der Swiss Re, war 2020 eines der teuersten Schadenjahre in der Geschichte. Laut vorläufigen Sigma-Schätzungen des Swiss Re Institute beliefen sich die weltweiten Schäden aus Natur- und Man-made-Katastrophen für die Versicherungswirtschaft auf 83 Mrd. US-Dollar. Damit ist das Jahr 2020 das fünftteuerste Jahr für die Versicherungsindustrie seit 1970, teilen die Schweizer mit.

Allein die Naturkatastrophen verursachten einen Schaden von rund 76 Mrd. US-Dollar. Wesentliche Ursachen dafür waren nach Angaben des Rückversicherers eine Rekordzahl schwerer Konvektionsgewitter (Gewitter mit Tornados, Überschwemmungen und Hagel) und Waldbrände in den USA.

In Deutschland haben die Folgen durch Sturm, Hagel und weitere Naturgefahren wie Starkregen die Versicherer im Jahr 2020 rund 2,5 Mrd. Euro gekostet. Die versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Kraftfahrzeugen sowie in Gewerbe und Industrie liegen damit rund 500 Mio. Euro unter dem Wert von 2019 und unter dem langjährigen Mittel von etwa 3,7 Mrd. Euro, heißt es im jüngsten Naturgefahrenreport des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Autor: VW-Redaktion

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