Swiss Re: Naturkatastrophen machen 2020 zu einem der teuersten Schadenjahre in der Geschichte
Ungeachtet der Corona-Pandemie dürfte das Jahr 2020 für die Rückversicherer zu einem der teuersten Schadenjahre in der Geschichte werden. Laut vorläufigen Sigma-Schätzungen des Swiss Re Institute beliefen sich die weltweiten Schäden aus Natur- und Man-made-Katastrophen für die Versicherungswirtschaft auf 83 Mrd. US-Dollar.
Damit ist das Jahr 2020 das fünftteuerste Jahr für die Versicherungsindustrie seit 1970, teilen die Schweizer mit. Allein die Naturkatastrophen verursachten einen Schaden von rund 76 Mrd. US-Dollar. Wesentliche Ursachen dafür waren nach Angaben des Rückversicherers eine Rekordzahl schwerer Konvektionsgewitter (Gewitter mit Tornados, Überschwemmungen und Hagel) und Waldbrände in den USA. Diese und andere sekundäre Naturgefahrenereignisse auf der ganzen Welt verursachten 70 Prozent aller versicherten Schäden aus Naturkatastrophen.
„Wie Covid-19 wird auch der Klimawandel eine enorme Belastungsprobe für die globale Widerstandsfähigkeit sein. Weder Pandemien noch der Klimawandel sind ‚Black-Swan-Ereignisse‘. Im Gegensatz zu COVID-19 hat der Klimawandel jedoch kein Verfallsdatum – wenn es jetzt nicht gelingt, die globale wirtschaftliche Erholung ‚grün‘ zu gestalten, werden die Kosten für die Gesellschaft in Zukunft noch weiter steigen. Die diesjährigen Naturkatastrophen ereigneten sich in Regionen mit hoher Versicherungsdurchdringung, was den betroffenen Menschen und Gemeinden lebenswichtige Unterstützung bietet und ihre finanzielle Widerstandsfähigkeit erhöht.“
Jerome Jean Haegeli, Chefvolkswirt der Swiss Re
Auch Brände trugen zu den Schäden durch sekundäre Naturgefahren für die Versicherer bei, heißt es weiter. Australiens Brandsaison 2019, die bisher längste und zerstörerischste aller Zeiten, dauerte selbst Anfang 2020 noch an, wobei die hohen versicherten Schäden vor allem auf die Waldbrände zurückzuführen waren, die ab Mitte August in den USA wüteten. Mehr als 800 Waldbrände in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington zerstörten auf einer Fläche von fast 25.000 Quadratkilometern Tausende von Gebäuden und verursachten versicherte Schäden in Milliardenhöhe. Auch wenn das Jahr 2020 nicht an die Rekordschäden von 2018 und 2017 heranreicht, wird es mit Blick auf Brandschäden eines der teuersten sein.
Die Hurrikansaison im Nordatlantik löste nach Angaben der Swiss Re weitere Versicherungsschäden in Höhe von 20 Mrd. US-Dollar aus, was gemessen an den Rekordsaisons 2005 und 2017 moderat gewesen sei. Die Versicherungswirtschaft deckte 45 Prozent der weltweiten wirtschaftlichen Schäden des Jahres 2020 ab und lag damit über dem Zehnjahresdurchschnitt von 37 Prozent. Im Januar führten Hagelstürme im Südosten Australiens zu versicherten Schäden von über einer Milliarde US-Dollar. Zudem verursachte ein Hagelereignis in Calgary das bisher teuerste Hagelereignis Kanadas mit Schäden von einer Milliarde US-Dollar.
„Im Jahr 2021 und wohl auch danach ist aufgrund der großflächigen Klimabedingungen im Nordatlantik mit einer verstärkten Hurrikanaktivität zu rechnen. Dies erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass Hurrikane auf Land treffen und dort große Schäden anrichten. In Kombination mit den Schadenauswirkungen von sekundären Naturgefahren, intensiviert durch den Klimawandel, werden die versicherten Katastrophenschäden in Zukunft nur weiter steigen.“
Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re
In Nordeuropa sorgten nach Angaben der Swiss Re vor allem Winterstürme im Februar zu Überschwemmungen, Stromausfällen und Verkehrsstörungen mit versicherten Schäden von insgesamt mehr als zwei Mrd. US-Dollar. Im Mai verursachte der Zyklon „Amphan“ im Golf von Bengalen einen wirtschaftlichen Schaden über 13 Mrd. US-Dollar und war damit der zerstörerischste tropische Zyklon, den Indien je erlebt hat.
Die versicherten Schäden aus Man-Made-Katastrophen beziffert die Swiss Re für dieses Jahr auf rund sieben Mrd. US-Dollar (2019: neun Mrd. US-Dollar), was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 17 Prozent entspricht. Die wirtschaftlichen Schäden stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf zwölf Mrd. US-Dollar (2019: zehn Mrd. US-Dollar). Die Schäden durch Covid-19 sind in den Sigma-Schätzungen der Swiss Re nicht berücksichtigt.
Autor: VW-Redaktion