Generali: Wie managt Liverani die Krise?

Quelle: Generali

Die Generali Deutschland hat in den vergangenen Jahren für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Vor allem der Konzernumbau der Deutschland-Tochter und der Verkauf der Lebensversicherung hat kontroverse Reaktionen ausgelöst. Mittlerweile ist viel Ruhe eingekehrt bei dem von Giovanni Liverani geführten Versicherer. Der Manager hat mit wichtigen strategischen Impulsen und guten Entscheidungen in der Krise viel dazu beigetragen.

Wenn der Mutterkonzern in Triest heute – im übrigen gemeinsam mit der Zurich, der Talanx, der Deutschen Familienversicherung und MLP – seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2020 vorlegt, geht es vor allem um eine Bestandsaufnahme, wie sich die Italiener in der Corona-Krise geschlagen haben. Bislang hat sich vor allem die Deutschland-Tochter der Generali als wesentliche Stütze des Konzerns erwiesen.

Demnach sei der operative Gewinn im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres mit 428 Mio. Euro „im Wesentlichen stabil“ geblieben, hieß es Ende Juli 2020 aus München. Die Beitragseinnahmen stiegen demnach um 2,1 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro. Die Schaden-Kosten-Quote in der Sachversicherung verbesserte sich auf 88,8 Prozent (HJ 2019: 89,8 Prozent). Für das profitable Wachstum sei vor allem der Finanzvertrieb DVAG verantwortlich, über den Generali den Löwenanteil der Policen verkauft, betonte Deutschlandchef Giovanni Liverani.

Insgesamt war der Gewinn des Mutterkonzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nahezu die Hälfte um 56,7 Prozent auf 774 Mio. Euro. Ein Großteil von rund 226 Mio. Euro entfällt dabei auf Abschreibungen bei den Finanzanlagen. 100 Mio. Euro investierte der Versicherer in den Corona-Fonds, der die Pandemie-Folgen abfedern soll. Die Beitragseinnahmen stiegen konzernweit um 1,2 Prozent auf 36,5 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis stagnierte bei 2,71 Mrd. Euro. Gravierende Veränderungen dürften derzeit wohl nicht zu erwarten sein.

Deutschlandtochter eine Stütze des Mutterkonzerns

Und die Generali Deutschland? Die scheint sich wacker geschlagen zu haben. „Unsere rund 10.000 Mitarbeiter wurden innerhalb in kürzester Zeit von 0 auf 95 Prozent ins Homeoffice gebracht. Wir waren selbst überrascht, dass unser Unternehmen genauso arbeiten konnte wie zuvor – eigentlich sogar besser. Das ist ein wichtiger Aspekt, den wir festhalten können. Wir werden nicht zu dem zurückkehren, was vorher war“, betonte Liverani bereits Mitte Juli 2020 in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.

Auch in Zukunft will der Versicherer am Konzept festhalten. Mitarbeiter müssten nicht jeden Tag ins Büro kommen, um eine Dienstleistung zu verrichten.

Liverani selbst steuerte den Konzern während des ersten Lockdowns im März und April von seinem Ferienhaus in Tarvisio in den Julischen Alpen. „Da musste ich 71 Tage verbringen und durfte das Haus nur für den Einkauf von Lebensmitteln und für Arztbesuche verlassen. Das war ein wenig so wie eingesperrt sein“, betonte er Anfang Juni im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung – auch wenn es sich bei dem Anwesen nicht um eine schlichte Hütte, sondern um ein Waldhaus aus dem Jahr 1749 handelt.

Einen Nachteil für die Generali sieht Liverani darin jedoch nicht: „Im Gegenteil: Es kann auf die Arbeitskraft von weniger gestressten Beschäftigten vertrauen. Wer morgens Kopfschmerzen hat und deshalb zu Hause bleibt, fällt heute meist einen kompletten Tag aus. Ein Mitarbeiter im Homeoffice nimmt sich dagegen vielleicht eher eine kurze Auszeit, und wenn die Kopfschmerzen vorbei sind, arbeitet er weiter. Wir denken, dass es an der Zeit ist, neue Arbeitsweisen in unserer Organisation einzuführen. Natürlich wird die physische Präsenz im Büro weiterhin wichtig bleiben, besonders bei der Vertriebsunterstützung und um den Teamgeist zu stärken. Aber nicht in dem Maße wie früher.“ Dabei könnte gar ein Drittel der Büros sogar dauerhaft wegfallen.

„Ich mag den Ausdruck ‚an einen Dritten verkaufen‘ nicht. Sicher, wir haben das Portfolio verkauft, aber an einen Partner, an dem wir zehn Prozent der Anteile halten. Der Rest ist in der Hand eines professionellen Versicherers, der sich auf Run-off-Portfolios spezialisiert hat und damit sehr erfolgreich ist.“

Giovanni Liverani, Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland

Mit Blick auf die Zukunft der Lebensversicherung schließt Liverani weitere Bestandsverkäufe nicht aus: Er könne nicht ausschließen, dass man sich auch Lösungen für andere Märkte ansehen werde. „Da wir einer der ersten Versicherer waren, die das getan haben, haben wir schon Erfahrung damit gemacht und können darauf aufbauen.“

Insgesamt beobachtet der italienische Versicherungsmanager ein allgemein gestiegenes Interesse an Versicherungen. Diese besondere Situation, die Corona beschert habe, verstärke bei den Menschen das Risikobewusstsein – die Notwendigkeit, früher an später zu denken.

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2020 erwarten die Dialog und Generali Deutschland trotz Corona bislang ein besseres Jahresergebnis. Die „temporären Vertriebsdellen“ als Folge der Pandemie konnten im Jahresverlauf rausgestanzt werden, betonten die Dialog-Vorstände Stefanie Schlick und David Stachon jüngst in einem exklusiven Pressegespräch mit VWheute.

Donnet hält weiter Kurs

Auch der Mutterkonzern in Triest hält bislang eisern an seinen Vertriebszielen fest. Der Group-CEO Philippe Donnet hat beim italienisch verwurzelten aber international agierenden Versicherer einen umfassenden Umbau hingelegt. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen, die Generali hierzulande weiß davon ein Lied zu singen. Die Gruppe wurde verschlankt, was sich in einem Rekordgewinn widerspiegelte. Gleichzeitig betont der Versicherer, sich auch an den eigenen Umweltzielen messen lassen zu wollen.

Zudem war der Franzose einer der ersten Versicherungschefs, der einen privat-staatlichen Pandemieschutz forderte, um auf weitere Epidemien vorberietet zu sein. Außerdem hat die Generali einen „Corona-Notfallfonds“ eingerichtet, der Partner und Kunden durch die Krise helfen soll.

Trotz Corona-Belastungen will die Generali an ihren Umweltschutzzielen festhalten und daran mitarbeiten, die globale Erwärmung zu verlangsamen und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Aktuell hat das Unternehmen eine Aufforderung an die EU-Regierungen für mehr Klimaschutz unterzeichnet. Es soll der Rahmen für eine klimaresistentere Erholung festgelegt werden, der grüne Investitionen ermöglicht, die erforderlich sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

Ob Donnet diesen Kurs auch in den kommenden Monaten unbeirrt weiter verfolgen kann, wird die heutige Zwischenbilanz zeigen.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Unglaublich wie man so einen Menschen so abfeiern kann, der so rücksichtslos mit Kundengeldern ( LV ) , Kundeninteressen ( Bestandsverkauf an DVAG)und massiven Stellenabbau ( Vertrieb ) inklusive modernen „ Sklavenhadel“ , umgeht.
    Seine ehemaligen Vorstandskollegen können ein Lied von seiner Werte und Menschenverachtung singen.

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