DKM 2020 in Zeiten von Corona: „Die befürchtete Kernschmelze bleibt aus“

Cyber security data protection business technology privacy concept. Data protection.

Corona macht’s möglich: Die DKM lebt seit jeher vom persönlichen Austausch in der Branche – was in diesen Tagen pandemiebedingt nahezu unmöglich geworden ist. So verwundert es nicht, dass der Netzwerkgedanke vor allem zu Beginn der digitalen Messe im Vordergrund stand: „Wir werden unsere Verhaltensweisen und unsere Weltsichten ändern“, brachte es Zukunftsforscher Matthias Horx auf den Punkt.

So werde auch die Versicherungsbranche zwar auch gravierende Veränderungen erfahren – allerdings mit gewissen „Begünstigungen“, betont Horx. Demnach würden Gewinner die aktuelle Krise nutzen, um mit den aktuellen Veränderungen innovativ umzugehen. Daher steht die Branche nach Ansicht des Zukunftsforschers auf der Sonnenseite, da das Bedürfnis nach Sicherheit ansteigen werde. Gleichzeitig würden in Zukunft aber auch viele Versicherungsprodukte massiv digitalisiert.

Die Auswirkungen der Pandemie dürften sich allerdings nicht nur auf die Produktwelt der Versicherer und deren Vertrieb auswirken. Auch für die Makler und Vermittler dürfte die Pandemie deutliche Auswirkungen haben – sowohl im Verhältnis zum Kunden als auch zu den Mitarbeitern (Stichwort: „Hybrider Makler“). „Hybrid bedeutet für uns, mit Versicherern so digital wie möglich zu arbeiten“, betonte Michael Richthammer, Makler aus Weiden/Oberpfalz.

„Plötzlich ist alles anders“, brachte es auch Thomas Haukje von der Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG zu Beginn des Industrieversicherungskongresses auf den Punkt. So rechnete die Branche zu Beginn der Pandemie allein in Deutschland mit einer Schadensumme von 18 bis 20 Mrd. Euro. Der britische Versicherungsmarkt Lloyd’s sprach im Mai gar vom größten Verlust in der Geschichte der Versicherungswirtschaft.

Versicherer erweisen sich als „vital und anpassungsfähig“

Eines stehe dennoch bereits fest, so Haukje: „Wir kommen als Industrie viel besser durch die Pandemie als erwartet. Die befürchtete Kernschmelze bleibt Gott sei Dank aus.“ Dabei habe sich die deutsche Versicherungswirtschaft als „vital und anpassungsfähig“ erwiesen. Allerdings habe sich gerade die Betriebsschließungsversicherung „als bislang unbekannte Granate im Gepäck der Versicherer erwiesen“.

Die Hoffnung auf ein „schnell wirkendes Aspirin“ in Form der bayerischen Lösung sei jedoch binnen weniger Tage verpufft. Mittlerweile vergeht praktisch kein Tag mehr ohne entsprechende Meldung zur BSV – „der juristische Häuserkampf läuft“, konstatiert Haukje. Dabei würden die Unternehmen, welche im Rahmen der BSV bereits entsprechende Schäden reguliert oder sich der bayerischen Lösung angeschlossen haben, „in der Öffentlichkeit schon gar nicht mehr wahrgenommen“, bemängelt der Experte.

Als Beispiele dafür nannte er unter anderem die Basler oder die HDI, welche ihr BSV-Angebot nicht nur auf weitere Branchen ausgedehnt hat. „Als Reaktion auf die Corona-Krise haben wir Anfragen nach dem Versicherungsschutz vermehrt auch von Unternehmen jenseits der traditionellen BSV-Kundenkreise bekommen. Das gilt auch für Infektionen durch den neuartigen Coronavirus und auch im Rahmen der aktuellen Pandemie“, betonte HDI-Vorstandschef Christoph Wetzel bereits Anfang September.

Die Unternehmen selbst sind sich jedenfalls der Folgen durch die Pandemie bewusst: „20 von 30 Versicherern befürchten einen Reputationsschaden“, konstatiert Haukje in seinem Eröffnungsvortrag. Freuen dürften sich hingegen wohl die Kfz-Versicherer, die 2020 wohl eines ihrer besten Jahre erleben dürften. Und auch bei den Hausratversicherern laufe“. „Deutlich weniger Einbrüche, Homeoffice als ED-Prävention“, so Haukje. Dies dürfte die Corona-bedingten Schaden-Aufwendungen für Branche wohl weitgehend wieder ausgleichen, lautet seine Prognose.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt: „Kein Versicherer ist in Kurzarbeit. Es gibt genug zu tun. Wir würden uns sogar noch mehr Unterstützung und Underwriter im Industrieversicherungsgeschäft wünschen, aber woher nehmen?“.

Das Label „stabile Zukunft“ gilt trotz Pandemie weiter für die ganze Branche, denn weder wird es eine Welt ohne Industrie geben noch eine Industrie ohne Versicherung. Vielleicht ist gerade Covid-19 im Jahr 2020 die Wiedergeburt der lukrativen Industrieversicherung.

Die Frage bleibt unterdessen: Welche Auswirkungen wird die Digitalisierung auf die Branche haben und sind die Versicherer den neuen Herausforderungen gewachsen? Antworten erhofft sich die Vermittlerschaft jedenfalls in den folgenden Tagen des – digitalen – Branchentreffs.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Ridschie Blanko

    Wie ein dunkler grauer Schleier legt sich die Digitalisierung auf die Nochmenschen hernieder.

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