GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen spricht sich gegen Sonderregeln für Insurtechs aus

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Quelle: GDV
Die deutschen Versicherer sprechen sich gegen verschärfte Finanzierungsauflagen für Versicherungs-Startups aus. Damit kritisiert der Branchenverband GDV die Pläne der Finanzaufsicht Bafin, Versicherungslizenzen an den Nachweis einer vollständigen Ausfinanzierung am Tag des Lizenzantrages zu knüpfen. Bitkom übt ebenfalls Kritik.
„Mit den geplanten Sonderregeln verscheuchen wir Innovationen aus Deutschland“, warnt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Der Grundsatz „same risks, same rules“ müsse weiterhin gelten. Auch für bereits zugelassene, aber noch in der Aufbauphase befindliche Versicherungs-Startups würden die Bafin-Pläne eine Verschärfung bedeuten. „Gerade für Insurtechs, die teilweise bereits viel investiert haben, werden damit mitten im Spiel die Regeln geändert“, sagt Asmussen.
„Wir sind gegen Sonderregeln für Insurtechs, sowohl was großzügige Erleichterungen, aber auch was höhere Anforderungen betrifft.“
Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)
Auch der Digitalverband Bitkom kritisiert die Pläne der Finanzaufsicht. Insurtechs, die neben den Produkten etablierter Versicherer auch eigene Policen anbieten wollen, würde es demnach bei einer Umsetzung der Bafin-Pläne nicht mehr geben. „Die Idee der BaFin geht völlig an der Realität der Startup-Finanzierung vorbei“, kritisiert Bitkom-Präsident Achim Berg.
Nach Ansicht des Bitkom würde zudem das erklärte Ziel der Bafin, durch die neuen Anforderungen den Verbraucherschutz zu stärken, verfehlt. Insurtechs würden dann nicht mehr in Deutschland gegründet, sondern im Ausland. Mit ausländischer Lizenz würden die Produkte zwar in Deutschland angeboten, aber nicht nur die Bafin reguliert.
„Die geplanten Hürden für Insurtechs schaden dem Startup-Standort Deutschland und treiben Innovationen ins Ausland. Statt hierzulande die Aufsicht über Versicherungs-Startups wahrzunehmen, würde die BaFin ihre Zuständigkeit an ausländische Aufsichtsbehörden abgegeben. Mit den angedachten Regelungen wäre weder den Versicherungs-Startups noch dem Verbraucherschutz gedient. Die Bafin sollte diesen Plan begraben.“
Andreas Berg, Präsident des Digitalverbandes Bitkom
„Startups wachsen über mehrere Finanzierungsrunden, bei denen unterschiedliche Investoren beteiligt sind. Werden die BaFin-Pläne umgesetzt, wird eine Versicherungslizenz für unabhängig finanzierte Startups unmöglich, da von Anfang an viel zu viel Kapital für langfristige Rückstellungen aufgewendet werden müsste“, warnt Bitkom-Präsident Berg.
Die Bafin hatte jüngst angekündigt, die Zügel für Insurtechs anzuziehen. Die Bonner wollen die Versicherungsnehmer schützen, indem die Insurtechs mit Versichererlizenz von Anfang an über die nötigen Aufbaumittel verfügen müssen. Das erschwert die Finanzierung, denn die Geldgeber müssen sich von Beginn an monetär bekennen. Die Branche versteht das Ziel der Bafin, kritisiert aber das Mittel als „harsch“, „unmodern“, „zu langsam“ und langfristig „kundennachteilig“.
Autor: VW-Redaktion