Putin zahlt Anleihen in Rubel zurück und bringt die Allianz in Bedrängnis

Russlands Staatspräsident Wladimir Putin kämpft gegen westliche Sanktionen (Bildquelle: Palácio do Planalto/flickr/https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

Russland hat erstmals Zahlungen für zwei Fremdwährungsanleihen nicht in Dollar, sondern in Rubel geleistet. Wenn das Land in 30 Tagen die Überweisung nicht in Dollar tätigt, droht ein formaler Zahlungsausfall und damit auch hohe Abschreibungen für alle Unternehmen, die noch russische Anleihen besitzen – darunter befindet sich auch die Allianz.

Moskau begründete den Schritt damit, dass man auf die Dollar-Reserven im Ausland nicht zugreifen könne und deshalb eben in Rubel zahle. Bei den Zahlungen geht es um 649,2 Millionen Dollar für zwei bis 2022 und 2042 laufende Staatsanleihen. Die Vertragsbedingungen für die beiden russischen Bonds sehen eigentlich vor, dass die Schulden in Dollar und nicht in Rubel beglichen werden. JPMorgan, die so genannte Korrespondenzbank, die für die Abwicklung der Transaktion zuständig war, lehnte es nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person ab, das Bargeld zu bearbeiten, nachdem sie sich an die US-Behörden gewandt hatte. In der Tat hinderte das Finanzministerium in Washington die russische Regierung daran, die fälligen Zahlungen aus den bei US-Banken gehaltenen Devisenreserven zu leisten, was bislang noch möglich war.

Damit soll der Kreml zu einer Entscheidung gezwungen werden: Dollar, auf die er im Inland zugreifen kann, entweder für Zahlungen an seine Gläubiger zu nutzen oder für andere Zwecke wie die Finanzierung des Krieges einzusetzen und eine Staatspleite zu riskieren. „Russland muss sich entscheiden, ob es die verbleibenden wertvollen Dollarreserven aufbraucht oder neue Einnahmen erzielt – oder ob es in Verzug gerät“, sagte ein Sprecher des US-Finanzministeriums. Die Ratingagenturen Fitch und S&P hatten vor einigen Wochen klargemacht, dass sie es als Zahlungsausfall werten würden, wenn der Schuldendienst in einer anderen Währung als der vereinbarten erfolgen würde. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bekräftigte jedoch am Mittwoch, dass das Einfrieren der Devisenreserven des Landes nach dem Einmarsch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine im Februar ein Versuch sei, das Land in einen „künstlichen Zahlungsausfall“ zu treiben. „Russland verfügt über alle notwendigen Ressourcen, um seine Schulden zu bedienen“, sagte Peskow in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Einige der russischen Fremdwährungsanleihen enthalten im Kleingedruckten Bestimmungen, die eine Zahlung in Rubel erlauben, wenn sie nicht in Dollar oder Euro erfolgen kann, aber die am Montag fällig gewordene Dollaranleihe und eine 2042 fällige Anleihe, die am Montag einen Kupon zahlen sollte, gehören nicht dazu. Moskau verfügt über eine 30-tägige Nachfrist nach dem Stichtag am Montag, um die Zahlungen zu leisten und einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Ein Inhaber russischer Dollar-Anleihen sagte, er glaube nicht, dass es möglich sei, das für den Erhalt der Rubel-Zahlungen erforderliche „Typ C“-Konto bei einer russischen Bank einzurichten, ohne gegen die Sanktionen zu verstoßen.

Die Kosten für die Versicherung der russischen Staatsschulden sind gestern in die Höhe geschnellt und signalisieren eine Rekordwahrscheinlichkeit von 99 Prozent für einen Zahlungsausfall innerhalb eines Jahres. Credit-Default-Swaps, die zhen Mio. US-Dollar der russischen Staatsanleihen für ein Jahr versichern, wurden am Mittwoch laut den Preisen von ICE Data Services auf Bloomberg mit 7,3 Mio. US-Dollar im Voraus und 100.000 US-Dollar jährlich notiert. Das ist ein Anstieg gegenüber etwa 5 Millionen Dollar im Voraus in der letzten Woche, zeigen die Daten. ICE ist die wichtigste Clearingstelle für europäische CDS.

Abschreibungshöhe ist für die Allianz wohl verkraftbar

Insgesamt hat Russland 15 internationale Anleihen mit einem Nennwert von rund 40 Mrd. Dollar ausstehen. Obwohl sich viele Unternehmen aus Russland zurückgezogen haben und kein Neugeschäft dort zeichnen, haben sie immer noch alte Anleihen in ihren Büchern. Die Allianz erklärte zu Kriegsbeginn im Februar., dass man schon schon vor Wochen das Geschäft mit russischen Papieren eingefroren habe. Grundsätzlich stellten die Anlagekriterien sicher, dass die Staaten, in denen Konflikte drohten, untergewichtet würden. Laut einer Berenberg-Analyse von Anfang März lag der Russland-Anteil im Vergleich zum Gesamt-Investmentportfolio der Allianz bei gerade einmal 0,25 Prozent. Demnach rechnet die Privatbank Berenberg damit, dass dem Versicherer Abschreibungen auf Russlandinvestments in Höhe von 300 Mio. Euro drohen.

Erst im Februar musste die Allianz hohe Rückstellungen wegen Rechtsstreitigkeiten in den USA bekannt geben, VWheute berichtete. Auch wie stark die Allianz in Russland wirklich engagiert ist, ist nicht ganz klar. Anfang März berichtete die Financial Times, dass Pimco eine Wette im Wert von mindestens einer Mrd. Dollar darauf abgeschlossen hat, dass Russland nicht zahlungsunfähig wird. Zudem würde die Allianz-Tochter russische Staatsanleihen im Wert von 1,5 Mrd. Dollar halten. Pimco dementierte den Bericht, VWheute berichtete.

Unabhängig davon hat Berenberg empfiehlt Berenberg die Allianz-Aktie für einen Kauf. Begründung: Während das Management zuletzt einige Rückschläge habe verkraften müssen, sei für Anleger aufgrund der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung nun die beste Zeit, um zuzukaufen, schrieb Analyst Michael Huttner in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Der Versicherer zeichne sich unter anderem durch sehr attraktive Cash-Renditen, hohe Margen im Leben-Geschäft sowie eine starke Schaden/Kosten-Quote im Nicht-Leben-Segment aus. Die Bewertung der Aktie sei auffällig niedrig.

Autor: VW-Redaktion

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