Ergo-Vorstand Fauser. „Wir werden deutlich an Marktanteilen im LV-Markt gewinnen“

Die Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten wird steigen. Daran glaubt Ergo Deutschland-Vorstand Dr. Dr. Michael Fauser. Dass sein Unternehmen dabei zu den Gewinnern in der Branche zählen wird, davon geht er fest aus. Auch sonst hat der Manager im Interview einige Thesen für 2022 in petto.

VWheute: Corona hat auch in diesem Jahr die Branche geprägt. Welche Rolle wird die Pandemie aus Ihrer Sicht im kommenden Jahr spielen und welche Lehren sollten die Versicherer aus dieser Ausnahmesituation ziehen?

Michael Fauser: Die Pandemie war in erster Linie ein tiefer gesellschaftlicher Einschnitt, der jedem und jeder privat wie beruflich eine Menge abverlangt hat. Eine Erkenntnis für uns aus den vergangenen Monaten ist, dass Corona für viele Kunden durchaus ein Treiber war, sich eingehend mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen. Eine gute Altersvorsorge gibt Sicherheit – ein zentraler Wunsch in Krisenzeiten. Das haben wir immer wieder in Gesprächen gespiegelt bekommen. Aber auch die Absicherung von Tod bzw. Invalidität hat im Angesicht der Pandemie bei vielen Kunden an Relevanz gewonnen.

VWheute: Wie haben Sie diesem Umstand Rechnung getragen?

Michael Fauser: Dabei hat sich gerade unser Ansatz des hybriden Kunden in der Pandemie bewährt. So war es uns möglich, auch in Zeiten des Lockdowns unseren Kunden zur Seite zu stehen und sie bei wichtigen Themen zu beraten. Vor Corona spielte beispielsweise die Videoberatung bei ERGO eine vergleichsweise geringe Rolle. Dies hat sich während der Pandemie geändert. 2020 wurden weit mehr als doppelt so viele Gesprächstermine mit Vertriebspartnern online gebucht als im Vorjahr. Auch das Kundenportal spielt eine immer wichtigere Rolle. Weit mehr als eine Million Nutzer haben sich schon dafür registriert. 

VWheute: Die Ergo hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gute Zahlen geliefert: Wie bewerten Sie die Bilanz insgesamt für dieses Jahr und wie sieht Ihre Prognose für 2021 aus?

Michael Fauser: Wir sind mit dem Jahr bislang sehr zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir im Neugeschäft in Leben ungefähr um die Hälfte zulegen. Damit wachsen wir stärker als der Markt. Die Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten bleibt insgesamt hoch. Das lässt mich für die Ergo Vorsorge insgesamt optimistisch auf die kommenden Monate und auch Jahre blicken.

VWheute: Wird die Absenkung des Zinses eine Rolle im Jahresendspurt spielen?

Michael Fauser: In Anbetracht der Absenkung des Höchstrechnungszinses ab 1. Januar 2022 auf dann 0,25 Prozent erwarte ich für die letzten Wochen des Jahres eine erhöhte Nachfrage sowohl in der Altersvorsorge als auch bei den biometrischen Produkten. Denn auch für die biometrischen Produkte wie die Berufsunfähigkeitsversicherung oder die Risikolebensversicherung dürften durch die Absenkung des Höchstrechnungszinses die Beiträge steigen.

VWheute: Die Lebensversicherer stecken weiter in der Krise. Rund 20 Unternehmen stehen derzeit unter Beobachtung der Bafin. Wie sehen Sie die Zukunft der Lebensversicherung und welche Rolle werden noch Garantien spielen?

Michael Fauser: Die deutschen Lebensversicherer haben immer ihre Verpflichtungen erfüllt, und das wird auch in Zukunft so bleiben. Das gilt uneingeschränkt auch für die Ergo Lebensversicherer. Die Ergo Vorsorge steht mit einer Solvenzquote von 577 Prozent finanziell exzellent dar. Zum gleichen Schluss kommen auch verschiedene Rating-Häuser. So hat Assekurata erst im Mai seine beste jemals vergebene Bewertung von AA für die Ergo Vorsorge bestätigt. Zum selben Ergebnis kommt auch die Ratingagentur Fitch und attestiert uns einen stabilen Ausblick. Hier sind wir also sehr stark aufgestellt. Was die Zukunft der Lebensversicherung angeht, geht der Trend eindeutig in Richtung flexibler Produkte, die die Chancen des Kapitalmarkts aktiv nutzen. Hier bieten wir als Ergo Vorsorge mit der Ergo Rente Balance ein hervorragendes und einzigartig flexibles Produkt, was von unseren Kunden stark nachgefragt wird. Dort können Beiträge und Guthaben beliebig zwischen Fonds und dem sicheren Hafen des Deckungsstocks aufgeteilt werden und diese Aufteilung jederzeit flexibel geändert werden.

VWheute: Kurzer Ausblick: Welche konkreten Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr?

Michael Fauser: Wir erwarten insgesamt eine steigende Nachfrage nach flexiblen und kapitalmarktnahen Produkten in der Altersvorsorge. Auch der Biometrie-Sektor wird weiter an Bedeutung gewinnen. In Deutschland hat zum Beispiel weniger als jeder Fünfte eine Risikolebensversicherung abgeschlossen, nur jeder Vierte ist gegen Berufsunfähigkeit abgesichert. Dabei weisen auch immer wieder Verbraucherschützer darauf hin, wie sinnvoll solch eine Absicherung ist. Das Potenzial ist dementsprechend groß. Daher werden wir unsere Aktivitäten in diesem Sektor in Zukunft noch verstärken. Mit unseren innovativen Produkten sind wir bereits auf sehr gutem Weg. Die Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten wird weiterhin sehr hoch bleiben. Als Ergo werden wir in Leben im Neugeschäft in den nächsten Jahren weiter deutlich an Marktanteilen gewinnen. 

Die Fragen stellte Tobias Daniel