Einheitlicher, digitaler, vermittlerlos? Bäte zeigt auf dem Investors-Day die Zukunft

Allianz-Chef Oliver Bäte. Quelle: Allianz

„Wir wollen ein global identisches Business-Modell“; war der zentrale Satz von CEO Oliver Bäte beim Allianz Investor Day. Das Unternehmen soll zusammenwachsen und „alte Wurzeln abschneiden“, auch wenn das ein „sehr schmerzhafter Prozess ist“. Die Allianz hat direkt einige neue Ideen und Partnerschaften präsentiert, die den Weg in die Zukunft weisen.

Die Allianz Life hat den Abschluss einer Rückversicherungsvereinbarung für das U.S. fixed index annuity portfolio bekannt gegeben, an dem laut Bäte „zwei Jahre gearbeitet worden ist“. Die Partnerunternehmen, Sixth Street einschließlich Talcott Resolution Life Insurance Company und Resolution Life, werden Geschäftspartner beim Management des 35-Milliarden-Dollar-schweren Portfolio an festverzinslichen Rentenversicherungen.

„Wir stoppen nicht an der US-Grenze“

Zitat Bätes zur Rückversicherungsvereinbarung.

Die Transaktion steht im Einklang mit der Strategie der Allianz-Gruppe. Ein ähnliches Geschäft hatte Bäte bereits in der Schweiz durchgeführt.  Stark vereinfacht dargestellt bietet der oder die Backup-Partner dem Lebensversicherer eine feste Verzinsung für seine Zinsversprechen gegenüber dem Kunden, sodass der Erstversicherer mehr Kapitalfreiheit erhält. Die Bestände werden nicht verkauft, verantwortlich bleibt der Erstversicherer. Bäte betonte auf dem Investors Day mehrfach, dass es eine Partnerschaft und keine Abtretung sei. „Niemand verkauft ein gut laufendes Geschäft“, sagte Bäte mit Blick auf den US-LV-Markt. Das Modell wird auch auf andere Länder übertragen werden. „Wir stoppen nicht an der US-Grenze“, erklärte der CEO, „Benelux wird kommen“.

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann Deutschland an die Reihe kommt.

Oliver Bäte auf dem Investors-Day 2021. Quelle: Allianz

Mehr Kapital-Effizienz

Die skizzierten Lebensversicherungspartnerschaften sollen für mehr Kapitalfreiheit und damit Kapitaleffizienz sorgen, eines der Hauptanliegen Bätes. Bis zum Jahr 2024 will er sich zusätzlich an folgenden Punkten messen lassen.

„Wir wollen die führende P&C-Plattform werden“

Zitat Bätes zu seinen Zielen.
  • Transformation des Lebens- und Krankenversicherungsgeschäfts und unseres Asset-Management-Geschäfts;
  • Stärkung unserer Führungsposition in den Schlüsselmärkten der Schaden- und Unfallversicherung (P/C)
  • Steigerung des Wachstums durch skalierbare Plattformen;
  • Vertiefung der globalen vertikalen Integration von Geschäftsmodellen;
  • Stärkung der Kapitalproduktivität und Widerstandsfähigkeit;

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, will Bäte „die führende Plattform für Haus und Motors (P&C) aufbauen“. Der erste Schritt sei Europa, dann die Welt.

Marktführerschaft im Bereich P&C angestrebt. Quelle: Vortrag Bätes auf dem Investor Day 2021.

Bei diesem Punkt erwähnte er die Partnerschaften mit Finanzen.de und Clark, beides Unternehmen mit digitalem Geschäftsmodell und Plattform-Charakter. Es war ein Fingerzeig Bätes zur Zukunft.

Der CEO will selbst Plattformen bauen, in die die Big-Tech-Player wie Amazon oder Alphabet/Google nicht eindringen können, weil sie „(versicherungstechnisch) zu weit entwickelt“ sind. An dieser Stelle zeigte sich, dass Bäte mehr als ein Technikvernarrter ist; ihn sorgt weniger die IT-Potenz der Großen, sondern deren Beliebtheit bei den Kunden.

Bätes Ziel ist der Aufbau einer „globalen Loyalitätsführerschaft“, die dafür notwendige Technik, er spricht von einer „unmatched IT-Firepower“, ist dafür das Mittel, nicht der Endzweck. Erste Schritte ist die Allianz in diese Richtung bereits gegangen, wie der Zufriedenheitswert der Kunden (NPS) und das Ansehen der Marke im Laufe der Jahre zeigen.

Technik ist der Weg zur Kundenzufriedenheit. Quelle: Vortrag Bätes auf dem Investor Day 2021.

Um sowohl die Zufriedenheit zu steigern wie auch die gewünschten Plattformen zu bauen, sollen sich die Allianz-Einheiten gegenseitig unterstützen. Das Ziel ist das erwähnte „global identische Business-Modell“, das dennoch die Eigenheiten jedes Marktes berücksichtigt. Wenig überraschend sollen beim Plattformbau der im direkten Kundenkontakt stehende Online-Direkt-Versicherer Allianz Direct wie auch die Allianz X als Investmenteinheit zentrale Elemente bilden. Das Bindeglied zwischen den Unternehmenseinheiten und zu externen Partnern ist wohl in großem Maße Allianz Partners zugedacht, die Dienste in der Assistance- und Versicherungs-Branche liefert.

Digitale Plattformen sind die Zukunft. Quelle: Vortrag Bätes auf dem Investor Day 2021.

Zukäufe schloss Bäte beim Plattformbau und allgemein ausdrücklich nicht aus, es werde wohl aber nicht zu „Großdeals kommen“. Das letzte Wort in solchen Entscheidungen hat CFO Giulio Terzariol. Dieser betonte, dass sich jedes Investment für die Shareholder lohnen müsse und er „strenge Regeln“ für Übernahmen aufgestellt hat.

Zusammengefasst lautet Bätes Plan also weniger, aber bessere Angebote, die sich weltweit ähneln und dadurch Kapazitäten an anderer Stelle freisetzen, ohne dabei unnötig Kapital zu binden. Dass dies möglichst direkt und ohne Zwischenhändler geschehen soll, sagte Bäte an keiner Stelle, es schwang bei seinen Ausführungen aber mit. Der Vorteil von digitalen Lösungen ist neben der Kosten-Effizienz die Übertragbarkeit. Das Wort „Vermittler“ fiel in seinem Vortrag nicht.

Divers die eigenen Ziele erreichen

Die Zielmarken sind klar definiert und sollen mit einem diversen Team erreicht werden. Mit Stolz verkündete Bäte, wie weit die Allianz bei diesem Thema bereits ist und dass der Prozess weiter voranschreite.

Neben dem Team sollen auch die Investoren zufrieden gestellt werden, was eine neue Dividendenpolitik unterstreichen soll. Die regelmäßige Ausschüttung beträgt wie bisher 50 Prozent des Jahresüberschusses.  Darüber hinaus wird jährlich ein fünfprozentiger Wertzuwachs der Aktie angestrebt, überschüssiges Kapital wird an die Anteilseigner zurückgegeben.

Die Aktionäre werden den bis 2024 verlängerten Bäte sowohl an seiner Dividendenpolitik wie auch und an der Erfüllung seiner Ziele messen, die zum Ende seines Vertrages ausgelegt sind.

Bätes Zielmarken bis 2024 – dem Ende seines Vertrags. Vortrag Bätes auf dem Investor Day 2021.

Allianz SE Medienmitteilung

Eingeschüchtert oder müde wirkte der CEO an keiner Stelle seines 50-minütigen Vortrags.

Die kundenorientierte Vereinfachung funktioniere, „jetzt werden wir Kundenstamm und Margen vergrößern“, erklärte der CEO. Die Zukunft der neuen Allianz ist vorgestellt, für die Umsetzung hat Oliver Bäte bis Ende 2024 Zeit.

Autor: Maximilian Volz

5 Kommentare

  • Herr Bäte hat doch Recht. Das derzeitige System mit Vermittlern ist der Nährboden für unlautere Dinge. Ein Provisionsverbot soll ja angeblich bestimmte Personen von der Beratung ausschließen, als wären diese Personen Zielkunden für die Vermittler. Ein Provisionsverbot gekoppelt mit einem Zuwendungsverbot für Versicherer an Vermittler wäre wohl ein Segen. Dann könnten Vermittler das in Rechnung stellen, was sie für ihre Beratung angemessen halten. Wenn man bedenkt das im Privatkundensegment bis 25% nur an Vermittlerkosten anfallen, dann ist das eine Hausnummer die nicht immer durch Beratungsleistungen gedeckt ist.

  • Ralf-Peter Hanken

    @Hyronimus Fonz: Sie diskreditieren hier gerade einen kompletten Berufsstand redlicher Vermittler, die nicht auf Vermittlungshatz sind, sondern auf langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihren Kunden Wert legen. Bestandskunden sind das Gold der Agenturen, nicht der schnelle Abschluss. Leider scheinen Sie niemals an so eine Betreuung geraten zu sein, sonst hätten Sie bestimmt eine andere Meinung. Sicherlich gibt es Verbesserungsbedarf in der Branche, aber die Honorarberatung ist es sicherlich nicht!

  • Ihr Kommentar zeigt, dass Sie wenig Vorstellung von der betriebswirtschaftlichen Seite eines Vermittlers haben. Provision = unlauter mag zwar hip sein und auch vom neuen Kanzler kolportiert werden, richtig wird es dadurch nicht. Gerade für den nicht gut situierten Verbraucher entlässt die Provisionsschelte bis hin zu -deckel und -verbot bei gleichzeitigem Segnen der Honorarberatung die Mehrheit der Kunden in die kostenfreie one-click-„Beratung“ des Internets. Mag sein, vielleicht braucht es den Vermittler nicht mehr, der schon bisher quersubventionierte um mit 25% Prov. aus dem Beitrag einer Hausratversicherung von 90 EUR jährlich z.B. einen komplexen Wasserschaden mit 8 Arbeitsstunden zu begleiten ohne dafür extra was zu erhalten. Bäte läutet die neue Zeit ein, in der es intuitiv und interaktiv zugeht, wo aber Expertise und Kundenrecht auf dem Altar der Simplizität bis zur Unkenntlichkeit verwässert wird. Ich hoffe, dass die Verbraucher mit dem gesparten Geld und der gesparten Zeit Sinnvolles anzufangen wissen. Das wird dann in nachhaltigen ETF-Sparplänen investiert, die beim erstbesten Geldbedarf abgeräumt werden. Dann wird oft mit 65 nichts mehr da sein, wenn keine erfolgreich totgeredete LV fällig wird.

  • Torsten Albrecht

    Da spricht mit Herrn Fonz ein echter „Fachmann“. Und der Kunde weiß natürlich sofort um die Qualität eines Vermittlers, wenn der ihm eine Rechnung erstellt. Im schlimmsten Fall ist der Kunde nicht bereit, einen bestimmten Betrag zu bezahlen, der sogar objektiv angemessen ist, und weicht auf einen vermeintlich billigeren Vermittler aus, dafür mit schlechterer Leistung. Worin unterscheidet sich das Modell dann vom Gebrauchtwagenhandel? Und dazu 25 % Vermittlerkosten. Von welcher Grundgesamtheit denn bitte? Dem Beitrag? Dann wäre das viel. Von der Kostenquote der Allianz? Dann wäre es verdammt wenig. Jetzt noch bedacht, dass mit der Honorarberatung jeglicher Einfluss der Produktgeber/Versicherer auf die Beratungsbranche entfällt – na herzlichen Glückwunsch, Kunde.

  • Na herzlichen Dank für Ihre Aussagen, ich glaube Sie waren noch nie im Außendienst tätig, die Bestände sind Jahrzehnte gewachsen, durch saubere Kundenbetreuung und viel Service Leistung von uns Vermittlern. Wo kommen denn sonst die Gelder her, die den Konzern groß gemacht haben und dies damals im Zeitalter ohne Digitalisierung sowie den damals hohen Preisen gegenüber der Konkurrenz.
    Der Kollege hat recht, wir begleiten unsere Kunden auch bei Kleinen und Großen Schadensereignissen und dies für Null Euro.

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