Allianz, DVAG, Swiss Life, R+V: Sind Versicherungsmitarbeiter bald die neuen Impfgewinner?

Quelle: Biontech

Ab heute impfen erstmals Betriebsärzte in ganz Deutschland gegen das Coronavirus. Mehr als 6.000 von ihnen haben laut Bundesgesundheitsministerium Impfstoff bestellt. Die Versicherer, die schon länger für ihre gute Infrastruktur werben, haben zuvor viel versprochen. Jetzt müssen sie es umsetzen. Die Erwartungen sind hoch.

702.000 Dosen Biontech-Impfstoff – so viel geht in der ersten Woche an die Betriebsärzte. „Zunächst hat die Politik uns 800 Dosen pro Betriebsarzt angeboten. Das wäre aus unserer Sicht eine vernünftige Größe. Das wären bei einem größeren Betrieb 3.000 Dosen bei vier Ärzten und einer Belegschaft von fünf-, sechs- oder achttausend Menschen“, wird Wolfgang Panter, Präsident beim Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte, im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zitiert.

Schon im März kündigten Versicherer wie etwa die Kölner Gothaer an, ihren rund 4.800 Mitarbeitenden und ihren Partnerinnen und Partnern im Exklusivvertrieb kostenlose Impfungen anbieten zu wollen.

„Der Schutz der Gesundheit der Menschen im Konzern ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie eines der übergeordneten Ziele der Gothaer. Ebenso wichtig ist es uns, auch in dieser Situation für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein“, sagte Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer. An den fünf größeren Standorten werden eigene Impfstraßen aufgebaut, an den übrigen wird auf externe Dienstleister zurückgegriffen. Wenn ausreichend Impfstoffe verfügbar sind, soll auch den engsten Angehörigen eine Impfung angeboten werden.

Ähnlich will auch die DVAG vorgehen. In dieser Woche sollen über 600 Vermögensberater sowie Mitarbeiter der Servicegesellschaft eine betriebliche Impfung erhalten. Bis zum 13. Juni will das Unternehmen über 1.000 Personen gegen COVID-19 geimpft haben. Auch bei der Swiss Life wird Mitarbeitern ein konkretes Angebot gemacht. Vorstandschef Jörg Arnold bedankte sich auf Twitter für die Unterstützung seiner Mitarbeiter.

Aufbau ganzer Impfzentren

Der leitende Allianz-Betriebsarzt Dr. Berthold Schröder erklärte gegenüber der Ärztezeitung, dass der Konzern bereits in der Vergangenheit gute Erfahrung mit Impfungen gemacht habe, da in jeder Saison die Grippeschutzimpfung angeboten werde. Ähnliches berichtet die R+V. Die nötige Erfahrung sei vorhanden. Sie selbst ist vor einigen Monaten sogar von einem breitflächigeren Impfstart schon im April ausgegangen. Doch es mangelte am Impfstoff.

Was in dieser Situation neu ist. Für die Branche ist es eine Blaupause, eigene Impfzentren aufzustellen. Bei der Allianz etwa sind bis zu 25 Impfstraßen an allen großen Allianz-Standorten bundesweit geplant.

Wer haftet im Schadenfall?

Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) und die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) haben bereits im Februar ihre Unterstützung bei der Impfkampagne in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angeboten. Allerdings forderten sie, dass die Haftung sowie die Vergütung der Mediziner vorher geregelt werde.

Für Allianz-Arzt Schröder und die anderen Betriebsärzte des Versicherers stellen sich solche Fragen jedoch nicht. „Für uns festangestellte Ärzte ist das weniger ein Problem, weil wir über unseren Arbeitgeber eine Versicherung haben.“

Bei freiberuflichen Betriebsärzten, die häufig kleinere und mittelgroße Unternehmen betreuen und auch von der Allianz hinzugezogen werden können, sei das anders. „Für sie ist das ein ganz wichtiger Punkt, der geklärt werden muss“, sagt Schröder. Die Vergütung für festangestellte Betriebsärzte sei ebenfalls geklärt, denn die Impfungen würden er und sein Team in der Arbeitszeit durchführen.

Grundsätzlich bekommt jeder Arzt, egal ob in der Praxis oder im Betrieb, pro Impfung 20 Euro. Doch es gibt einen Unterschied: Ein Hausarzt, der für die Impfung etwa zu einem Patienten ins Pflegeheim kommt, bekommt dafür zuzüglich 35 Euro, und für jede weitere Person im selben Heim nochmal jeweils 15 Euro.

Was die Unternehmen zahlen, ist schwer zu beziffern. Zwar sagt das Gesundheitsministerium, auf Arbeitgeber kämen keine zusätzlichen Kosten zu. Für die Impfungen selber stimmt das. Wenn die Versicherer aber eigene Impfzentren aufbauen, dann kommen sie für die Infrastruktur auch selbst auf.

Autor: VW-Redaktion