Branchenpuls: Klaus Hermann, Finanzaufsicht, K-Frage

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Führungskompetenz gehört in diesen Tagen zu den wichtigsten Eigenschaften eines Entscheidungsträgers. Dies gilt nicht nur in der Politik, wenn es um die Zukunft Deutschlands geht – sondern auch in der Versicherungsbranche. Doch ist diese auch immer vorhanden?

Was bisher geschah …

Buchautor und Versicherungskaufmann Klaus Hermann scheint dabei zu den wenigen Branchenkennern gehören, die kein Blatt vor den Mund nehmen und der Branche deutlich die Leviten zu lesen. Was ihn augenscheinlich momentan am meisten stört: „Vermeintliche Kenner der Assekuranz mit negativen Prognosen und Schreckensszenarien. Schlaumeier aller Couleur skizzieren fortwährend das Ende der Versicherungswelt wie wir sie kannten und servieren uns ein Menü der dunklen Prognosen.“

Dabei ließ er in seiner ersten Montagskolumne für VWheute auch kein gutes Haar am Führungspersonal der Branche: „Dem Orchester Nosferatu mit einer Dauerkarte im Publikum sitzend, lauschen die Vorstände der Deutschen Versicherer dem Abgesang der bisherigen Welt. Sie lesen Studien, lassen den Markt beobachten, richten Working Garages und Innovationslabore ein, verpflichten Referenten mit Marktkompetenz, treiben die Digitalisierung voran. Sie identifizieren antiquierte Prozesse, stellen die Beschlüsse ihrer Vorgänger infrage und drehen das Personalkarussell. Und doch haben sie keine Ahnung.“

„Es macht keinen Sinn, alles schönzureden und die Fehler der Vergangenheit zu verschweigen. Wir müssen auch den Mut haben, die Schattenseiten der Branche zu beleuchten. Nur dann haben wir auch die Chance, die Wahrnehmung unseres Berufes zu verbessern, den Menschen zu zeigen, dass die Finanzdienstleistungsbranche hochinteressant, voller aufregender Menschen und längst nicht so schlimm ist wie viele glauben.“

Klaus Hermann, Keynote-Speaker

Rund 4.000 Leser führten sich Hermanns Ausführungen zu Beginn der Woche vor Augen – und machten damit seine Kolumne zum Topthema der Woche. Dass er auch vor laufender Kamera keine Scheu vor klaren Worten hat, zeigt auch seine monatliche Videokolumne: Weder mund- noch meinungsfaul ist der gute Herr Hermann. Diesen Esprit hat er auch bei seinem satirischen Blick auf die Finanzdienstleistungsbranche nicht verloren. Da es Hermann an Worten selten mangelt, vergeuden wir an dieser Stelle auch keine und geben ihm die Bühne. Dabei gibt er sich durchaus selbstbewusst – und will sich damit sogar mit der etablierten Heute-Show des ZDF anlegen.

Was diese Woche jeder wissen muss

Wesentlich ernstere Sorgen muss sich in diesen Tagen die deutsche Finanzaufsicht machen: So haben die Skandale um den insolventen Finanzdienstleister Wirecard oder die Greensill-Bank die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ebenfalls in ziemliche Schieflage gebracht. Die Konsequenz: Felix Hufeld musste bereits Ende Januar 2021 gemeinsam mit der Exekutivdirektorin für Wertpapieraufsicht, Elisabeth Roegele, den Stuhl räumen.

Dessen Nachfolge tritt bekanntlich der Schweizer Mark Branson an. Mit ihm übernimmt ein ausgewiesener Bankenfachmann den Job von Hufeld, der neben seiner Bankvergangenheit auch einen Versicherungsbackground vorweisen kann.

Jedenfalls hat er schon konkrete Zukunftspläne für die Finanzaufsicht: So will er laut eines Berichts des Nachrichtenmagazins Spiegel Online die Aufsichtsbehörde schlagkräftiger aufstellen. Die Berichtswege innerhalb der Organisation sollen verschlankt werden, damit Bilanzskandale wie beim Zahlungsanbieter Wirecard früher entdeckt werden. „Kommunikation innerhalb einer Behörde ist absolut zentral. Sie ist auch Teil eines Kulturwandels“, sagte Branson im Finanzausschuss des Bundestags.

Weitere Details dürfte der neue Chef am kommenden Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz der Bafin bekannt geben. Marktbeobachter dürften den Termin daher mit besonderem Interesse verfolgen.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Mit besonderem Interesse dürften die Beobachter im politischen Berlin auch die Krönungsprozeduren der Union und der Grünen beobachten. Diese scheinen in der medialen Wahrnehmung gar die politischen Differenzen um die sogenannte „Bundesnotbremse“ zu überlagern, die in dieser Woche von Bundestag und Bundesrat auf den Weg gebracht werden sollen. Mindestens ebenso geräuschvoll verläuft derzeit die Krönungsmesse in der Union: Die hat mit dem CDU-Bundesvorsitzenden Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder gleich zwei Kandidaten, die nun seit einer Woche um die Gunst der Parteisoldaten für die Kanzlerkandidatur buhlen.

In der Gunst des Wahlvolkes hat der Ministerpräsident von Bayern hingegen deutlich die Nase vorn, wie die jüngsten Umfragen von Infratest Dimap und der Forschungsgruppe Wahlen belegen: Bei Infratest Dimap führt Söder mit 44 zu 15 Prozent, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Laut Forschungsgruppe Wahlen sprechen sich 63 Prozent der Befragten für Söder aus – Laschet kommt auf 29 Prozent.

Besondere Gedenk- und Feiertage in dieser Woche

22.04.2021: Der Girls‘ Day 2021 findet am 22. April statt. Er soll speziell Mädchen und Frauen dazu motivieren, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen. Zudem soll er dazu beitragen, den Anteil der weiblichen Beschäftigten in den sogenannten „Männerberufen“ zu erhöhen und damit den sich abzeichnenden Fachkräftemangel in der Industrie zu verringern. Zeitgleich geht es mit dem Boys‘ Day um die berufliche Zukunft von Jungen. Seit 2011 nutzen Jungen in Deutschland den Tag, um Berufssparten zu erkunden, die eher nicht in das verbreitete Berufsprofil von Männern passen.

23.04.2021: Der Welttag des Buches (World Book and Copyright Day) wurde 1995 von der UNESCO als Gedenktag für das Lesen, für Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für die Rechte ihrer Autoren ins Leben gerufen. Er bezieht sich auf die katalanische Tradition, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Außerdem fallen das (vermutete) Geburts- sowie das Todesdatum von William Shakespeare, die Todestage von Miguel de Cervantes und des katalanischen Autors Josep Pla sowie der Geburtstag des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness auf dieses Datum.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat den andauernden Machtkampf in der Union um die Kanzlerkandidatur unterdessen scharf kritisiert. „Wir wissen aus der Vergangenheit, dass es gerade in solchen Zeiten Deutschland gutgetan hat, eine wirklich starke und handlungsfähige Union zu haben. Handlungsfähig war die Union immer dann, wenn CDU und CSU respektvoll miteinander umgegangen sind“, wird sie bei der Welt zitiert.

„Als eines von 400.000 CDU-Mitgliedern erfüllt mich die gegenwärtige Debatte mit großer Sorge und sie macht mich traurig. Sie ist schädlich für unser Land, denn wir stehen vor enormen Weichenstellungen für die nächsten Jahre.“

Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesverteidigungsminister und ehemalige CDU-Bundesvorsitzende

Eine schnelle Entscheidung sollte also im Interesse aller Beteiligten sein. Ein wochenlanger Dauerstreit dürfte die ohnehin ramponierten Umfragewerte der Union wohl noch weiter in den Keller treiben.

Profitieren dürften davon möglicherweise die Grünen: Die eilen bereits seit Monaten in der Wählergunst der Deutschen von einer Höchstmarke zur nächsten. Ein Grund dafür liegt wohl auch darin, dass die Kandidatenkür zwischen Annalena Baerbock oder Robert Habeck deutlich geräuschloser vonstattengeht. Bereits am heutigen Montag will die Partei ihren Kanzlerkandidaten für die kommende Bundestagswahl bekannt geben.

Quelle: Statista

Unter den Wahlberechtigten in Deutschland hat Habeck laut ARD-DeutschlandTrend derzeit die Nase vorn. Wenn es nach den eigenen Anhängern geht, sind beide gleich gut geeignet. Sollte sich Baerbock intern durchsetzen, wäre sie mit 41 Jahren die jüngste Bewerberin um das Amt in der Geschichte der Bundesrepublik. Entsprechend könnte sie auch zur jüngsten Kanzlerin werden. 

Autor: Tobias Daniel

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