Clark-CEO Christopher Oster: „In fünf Jahren sehe ich uns an der Spitze Europas“

Christopher Oster, Clark-CEO. Quelle: Clark

Christopher Oster ist ein selbstbewusster Mann und vom Erfolg seines Versicherungsmanagers überzeugt. In fünf Jahren sieht er Clark an der Spitze Europas; über die weiteren Expansionspläne, warum Wachstum Profit schlägt und seine persönliche Zukunft spricht er im Exklusivinterview.

VWheute: Im März schrieb Clark: „Alle unsere Services werden auch im Falle von Home-Office oder Quarantäne-Regelungen vollumfänglich zur Verfügung stehen.“ Seitdem ist rund ein Monat vergangen, konnten Sie mit ihrem „App und Berater-Angebot“ Wort halten und wie entwickelt sich Clark in der Krise?

Christopher Oster: Unser Geschäft hat keine Abhängigkeiten von physischen Kundenkontakten, so dass wir in den vergangenen Wochen die Beratung, wie bislang, online und telefonisch weiterführen konnten – auch aus dem Home-Office heraus. Der Monat März ist für Clark insgesamt erfolgreich verlaufen. Unser Geschäft läuft wie erwartet und unsere Kundenbasis wächst weiter. Gerade erst haben wir unsere App im ersten Auslandsmarkt (Österreich) gelauncht und konnten in den ersten Wochen eine sehr gute Resonanz sehen, die sogar über unseren Erwartungen lag.

VWheute: Wird die Corona-Krise der digitalen Ausrichtung in der Branche den benötigten Schub verpassen oder ist es eine temporäre Angelegenheit und danach übernimmt wieder „Herr Kaiser“?

Christopher Oster: Auch wenn im Versicherungsbereich in den vergangenen Jahren bereits Fortschritte gemacht wurden, hat die Branche in Sachen Digitalisierung noch einiges aufzuholen. Die Corona-Pandemie wird diese Entwicklung nun deutlich beschleunigen. Denn in den vergangenen Wochen haben Kunden durch die verordneten Kontakt-Beschränkungen vermehrt die Vorteile der Online- und telefonischen Beratung kennengelernt. Das ist für viele eine ganz neue Versicherungs-Experience: Alle Versicherungsthemen bequem von der Couch aus erledigen und trotzdem Zugriff auf Versicherungsexperten und qualitative Beratung haben. Digitale Services mit einem solchen Mehrwert haben gerade jetzt die Chance den Durchbruch zu schaffen.

VWheute: Sie thematisieren oft den fehlenden Innovationsdruck in der Branche, hat Corona das verändert und wäre es für Ihr Unternehmen nicht kontraproduktiv, wenn die Versicherer technisch aufschließen würden?

Christopher Oster: Ob Corona auch bei den Versicherern den nötigen Innovationsdruck beschert, wird sich erst in einigen Monaten wirklich beurteilen lassen können. Es ist eine Sache, kurzfristig auf Home-Office und Online-Vertrieb umzustellen, aber etwas anderes, in Zukunft die Customer-Journey komplett digital zu denken und Strukturen nachhaltig zu verändern.

Das Geschäftsmodell von Clark ist aber auch ein anderes, als es Versicherer – ob digital oder offline – verfolgen. Wir bieten einen Service, den es in dieser Form sonst nicht gibt. Wir sind ein digitaler Versicherungsmakler und somit nicht auf eine Gesellschaft oder ein Produkt spezialisiert. Gerade die Übersicht, Ordnung und Bündelung aller Versicherungen in einem Tool und bei einem Ansprechpartner, ist ein großes Plus von Clark. Denn Kunden wollen sich nicht mit zehn verschiedenen Ansprechpartnern auseinandersetzen – und schon gar nicht regelmäßig. Wir sehen die aktuellen Herausforderungen damit eher positiv, weil sie dazu führen, dass wir in der Abwicklung und Digitalisierung der Versicherungen schneller werden und der Kunde eine bessere Nutzererfahrung haben wird.

VWheute: Ok –  Corona beiseite. Ein Umsatzwachstum von mehr als 500 Prozent im Jahr 2019 , verwaltetes Prämienvolumen von 600 Mio. Euro und plus 200.000 Kunden seit 2015. Sind Sie in den grünen Zahlen und wo wollen Sie wann mit Clark hin, was ist das Ziel?

Christopher Oster: Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie – Profitabilität ist aktuell nicht unser Fokus. Das bedeutet, dass wir unseren Erfolg am Wachstum messen und die vergangenen Jahre bestätigen diesen Erfolg. Im Sinne von Wachstum ist es unser Ziel, der größte Versicherungsmakler in Europa zu werden. Mit mehr als 200.000 Kunden in Deutschland und nun dem Markteintritt in Österreich vor einigen Wochen sind wir auf dem richtigen Weg und planen die Expansion in weitere europäische Märkte für die kommenden Jahre.

VWheute: Gutes Stichwort: Hepster geht wie Clark nach Österreich, Wefox nach Amerika. Ist der deutsche Markt zu eng für großes Wachstum und wohin wollen Sie noch expandieren – uns können Sie es verraten.

Christopher Oster: Definitiv nicht. Auch in Deutschland wächst die Zahl unserer Kunden kontinuierlich weiter. Dennoch wollen wir in weitere europäische Märkte expandieren. Aktuell sehen wir uns Frankreich, Spanien, Italien und die Niederlande genauer an. Einer dieser Märkte wird der Nächste sein.

VWheute: Wie lange wird Clark noch unter dem Begriff „Insurtech“ geführt werden?

Christopher Oster: Gute Frage – vermutlich so lange es die Unterscheidung in Insurtechs und die traditionelle Versicherungsbranche gibt. Diese zwei Gruppen unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, wie stark sie Prozesse, Produkte, Vertrieb oder Schadensmanagement bei Versicherungen durch Technologie und digitale Prozesse ersetzen oder optimieren.

VWheute: Ihr seid seit März in Österreich tätig – wie läuft es, wie unterscheiden sich die Länder und wie haben Sie ihre App ggf. angepasst?

Christopher Oster: Die App bietet im Wesentlichen die gleichen Services wie die deutsche Version: Wir verbinden die Vorteile digitaler Services mit der Qualitätsberatung von Versicherungsexperten. Der Kunde kann eine digitale Übersicht seiner Versicherungen sowie Experteneinschätzungen zu den Verträgen erhalten, neue Angebote anfragen und Verträge abschließen.

Natürlich musste eine Anpassung auf Gesellschaften, Produkte und Beratungslogik des österreichischen Marktes erfolgen. Wir haben zudem eine eigene Gesellschaft mit Sitz in Wien gegründet und angemeldet. Dort steht ein lokales Beraterteam unseren österreichischen Kunden mit tiefgreifendem Markt- und Produktverständnis zur Seite. Und das bislang sehr erfolgreich: Wir sind sehr zufrieden mit dem Marktstart.

VWheute: „Clark hat sich als digitaler Makler durchgesetzt, und die Konkurrenz hinter sich gelassen„, stimmen Sie der Aussage zu?

Christopher Oster: Ja. Wir haben uns in den letzten fünf Jahren sicherlich eine sehr gute Marktposition erarbeitet, auf die wir auch stolz sind. Uns ist aber vor allem auch der Blick nach Vorne und der eigene Anspruch wichtig, den wir bei Clark haben: Wir wollen uns kontinuierlich verbessern und unser Leistungsportfolio den Kundenbedürfnissen bestmöglich anpassen. Nur wer den Status quo immer wieder neu hinterfragt und herausfordert, bleibt langfristig flexibel und erfolgreich.

VWheute: Die zitierte Aussage stammt von Frau Carolin Gabor, Partner bei der Clark-Unternehmensmutter Finleap, die eine hohe Meinung von Ihnen hat. Wie eng ist die Zusammenarbeit von Clark mit Finleap (noch), die zuvor genannten Zahlen und Einschätzungen lassen auf maximale Selbständigkeit schließen.

Christopher Oster: Finleap war einer der ersten Investoren von Clark. Als Startup-Inkubator haben uns die Kollegen von Finleap in den ersten Wochen und Monaten unterstützt, wir sind aber bereits Ende 2015, also wenige Monate nach Unternehmensgründung, von Berlin nach Frankfurt am Main gezogen und standen ab diesem Moment auf eigenen Beinen. Als Investor verfolgt Finleap im Rahmen der Abstimmungen mit unserem Investoren-Board natürlich unsere Entwicklung weiterhin eng. Auf operative Entscheidungen nehmen die Investoren, und damit auch Finleap, keinen Einfluss.

VWheute: Ist in naher Zukunft der Verkauf der von Finleap gehaltenen Clark-Anteile geplant oder angedacht und würden Sie der Idee offen gegenüberstehen?

Christopher Oster: Dazu müsste Finleap selbst Auskunft geben.

VWheute: Finleap arbeitet auch mit Partnern wie dem hochtechnisierten Ping An zusammen. Beeinflusst das ihre eigene Arbeit und konnten Sie sich bereits etwas von den Partnern abschauen?

Christopher Oster: Da wir sehr unabhängig agieren, gibt es hier kaum Berührungspunkte.

VWheute: Eine persönliche Frage zum Abschluss: Sehen Sie sich noch in fünf Jahren bei Clark, streben Sie möglicherweise im (Finleap-) Konzern eine andere Rolle an oder wollen wieder ein Jungunternehmen (mit-) gründen?

Christopher Oster:  In fünf Jahren sehe ich vor allem Clark an der Spitze in Europa und diesen Weg will ich zusammen mit dem gesamten Team weiterhin gehen.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

2 Kommentare

  • Liebe Redaktion,

    ich möchte dieses Interview gerne in meiner Bachelorarbeit zitieren, die den Einfluss der Plattformökonomie auf den deutschen Versicherungsvertrieb untersucht. Können Sie mir hierzu kurz mitteilen, in welcher Ausgabe das Interview gedruckt wurde und ggf. die Seitenzahlen der Ausgabe?
    Falls das Interview nur online veröffentlicht wurde, freue ich mich auch über eine kurze Rückmeldung.
    Viele Grüße
    Simon Otten

  • Lieber Simon Otten,

    was der Interviewte von sich gibt, sind reinste Plattitüden. Der einzige Unterschied von Clark zu echten Maklern (ich bin keiner!): Die echten Makler täuschen Ihren Kunden nicht vor, sie seien der beste Freund, der ganz unverbindlich mal schaut, ob es günstigere Verträge gibt. Die sagen das offen und groß heraus: Wir sind Makler. Wir dagegen (echte Vertreter) hatten schon einige Kunden an Clark verloren, weil die auf die Werbung reinfielen. Alle, wirklich alle, sind zu uns zurück gekommen, wenn Sie zu spät merkten, dass Ihre Verträge auf einmal von einem nicht greifbaren Makler betreut wurden. Die Kunden sind mehrheitlich nämlich Robo-Käufer: Research online, buying offline. Auch wenn der Markt der reinen Digitalkunden wächst. Aber da macht sich der Mann von Clark was vor: Für ihn zählt Profitabilität nicht. Das heißt nichts anderes, als dass er das Geld der Investoren im Schnellverfahren verbrennt, in der Hoffnung, irgendwann eine relevante Marktgröße zu haben, so dass er dann Profitabilität anstreben kann. Ab dem Zeitpunkt kommt der nächste Clark und macht es genau so.
    Die Frage für Ihre Bachelorarbeit sollte eine andere sein: Sind die digitalen Plattformen und die Vertragskonstrukte geeignet, um digital zu verkaufen. Und sind sie ferner geeignet, dem Kunden ein umfassendes Bild über die Leistungen und Ausschlüsse zu vermitteln, über die Angemessenheit des Vertrags für den Kunden in seiner konkreten Risikosituation und auch zielführend für den Kunden. Und da, lieber Simon, sind die Clarks dieser Welt den echten Vermittlern noch Lichtjahre hinterher.

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