Clark zieht in Österreich die Reißleine

Clark zieht sich aus Österreich zurück. Quelle: Bild von pepa74 auf Pixabay

Der digitale Versicherungsmakler Clark gibt sein Österreich-Geschäft auf. Der Rückzug erfolgt zum Jahresende über ein Management-Buyout – der bisherige Geschäftsführer von Clark-Österreich übernimmt den 30.000 Kunden zählenden Bestand und betreut diesen auch weiter. Grund für das Aus des Insurtechs ist offenbar fehlende Profitabilität.

Clark stellt sämtliche Dienste im Nachbarland zum Jahresende komplett ein, danach firmiert der von Philip Steiner erworbene Bestand unter „Franz findets“. Zum Kaufpreis macht Clark keine Angaben. Das erste Auslandsabenteuer des Insurtechs, das im April 2020 zu Beginn der Corona-Krise startete, geht damit jäh zu Ende. Die hochgesteckten Ziele haben sich offenbar nicht erfüllt. Clark selbst spricht in einer Mitteilung davon, „die Kräfte auf die Länder zu konzentrieren, die einen langfristigen Erfolg des Unternehmens sicherstellen“.

Gemessen an den über zwei Millionen Kunden, die Clark nach eigenen Angaben betreut, mag der Kundenverlust überschaubar anmuten, gleichwohl erhält die Vision eines in ganz Europa präsenten Insurtechs damit einen gehörigen Dämpfer. So hat sich das Clark-Management um CEO und Mitgründer Christopher Oster eigentlich das Ziel gesetzt, „der am schnellsten wachsende und effizienteste Versicherungsmakler in Europa für Privatkunden“ zu werden. Das muss jetzt also künftig über andere Länder geschehen. Angaben dazu, inwieweit der Rückzug aus Österreich die weitere Internationalisierungsstrategie hemmt, macht Clark nicht.

Wie das Handelsblatt berichtet, hatte Clark unter anderem einen Verkauf seines Österreich-Zweiges an einen nicht näher bezeichneten Versicherer erwogen. Die Gesellschaft sei „vermutlich stark defizitär“ und der Kaufpreis könnte negativ ausfallen, hieß es demnach in den entsprechenden Unterlagen, die der Zeitung vorlagen. Das dürfte insofern nicht überraschen, weil Clark ja einräumt, dass die Aufgabe des Österreich-Geschäfts das Ergebnis „einer strategischen Fokussierung auf rentable Wachstumsmärkte in Europa“ sei. Heißt im Umkehrschluss: Österreich ist nicht rentabel.

Bei Clark hört man erwartungsgemäß keine Zweifel daraus, dass Käufer Philip Steiner womöglich nur zweite Wahl gewesen sein könnte – mit dem ehemaligen Österreich-Chef habe man „den perfekten Käufer“ gefunden, sagt Clark-CEO Oster, Steiner sei mit 25 Jahren Versicherungserfahrung ein ausgewiesener Experte. Vor seiner Tätigkeit bei Clark war Steiner als Vertriebsvorstand der Nürnberger Versicherung in Österreich tätig.

Bislang war Clark eher mit Zukäufen in der Presse vertreten, zuletzt sorgten die Frankfurter mit der Übernahme des Maklergeschäfts von Simplesurance für Furore. Noch dieses Jahr strebt das Unternehmen an, in die schwarzen Zahlen vorzustoßen. Der Break-even soll laut Deutschlandchef Benedikt Kalteier kurz bevorstehen, wie er Anfang Dezember erklärte.

Clark wurde 2015 gegründet und verspricht Kunden einen einfachen und komplett digitalen Überblick über ihre Policen und eine Optimierung des Versicherungsschutzes. Makler werfen dem Unternehmen einen aggressiven Wachstumskurs vor, der dazu führe, dass viele Kunden ihre Maklermandate bei ihrem bisherigen Makler widerrufen würden, obwohl sie das eigentlich gar nicht vorhätten.

Ende 2021 hatte Clark die Finanzen Group von Allianz X übernommen, die das Portal Finanzen.de betreibt. Im Zuge des Deals erwarb Allianz X Anteile von Clark. Damals wurde das Insurtech mit mehr als 1 Mrd. US-Dollar bewertet.

Autor: VW-Redaktion

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