Tarifverhandlungen in der Versicherungsbranche kommen kaum voran
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Quelle: Bild von Niek Verlaan auf Pixabay

Bei den Tarifverhandlungen für die Versicherungsbranche haben der Arbeitgeberverband AGV und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bislang keine nennenswerten Fortschritte erzielt. So hatten die Arbeitgeber gestern in der zweiten Verhandlungsrunde in Hannover ein erstes Angebot vorgelegt. Verdi lehnte dieses hingegen als nicht verhandlungsfähig ab.

Demnach sieht das AGV-Angebot eine lineare Anhebung der Tarifgehälter (einschließlich Tätigkeits- und Verantwortungszulagen) um 1,7 Prozent ab 1. Februar 2020, um weitere 1,2 Prozent ab 1. Februar 2021 und um weitere 1,1 Prozent ab 1. Februar 2022 vor. Damit ergebe sich eine Anhebung des Tarifniveaus um 4,1 Prozent. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll 34 Monate – vom 1. September 2019 bis 30. Juni 2022 – betragen.

Zudem verknüpfte der AGV sein Angebot mit folgenden „Mantelforderungen“:

  • Flexibilisierung der tariflichen Arbeitszeitregelung für ÜT+20 Prozent-Angestellte
  • Verlängerung der Höchstüberlassungsdauer bei Arbeitnehmerüberlassung
  • Verlängerung des Arbeitszeitkorridors
  • Technische Anpassungen, etwa zum Arbeitgeberzuschuss bei Entgeltumwandlung

Andreas Eurich, AGV-Vorsitzender und Verhandlungsführer, verwies dabei auf die hohe Vorbelastung für das Jahr 2019: Jeder Versicherungsangestellte habe demnach aufgrund des letzten Tarifabschlusses vom 30. August 2017 in diesem Jahr schon 1,6 Prozent mehr Tariflohn als im Jahr 2018 „in der Tasche“, weil die letzte Tarifanhebung (1,7 Prozent ab 1. Dezember 2018) erst einen Monat vor Jahresende erfolgte. Daraus resultiere der Vorschlag, fünf Monate ohne Tariferhöhung zu halten, sodass dann bis zur nächsten linearen Anhebung – am 1. Februar 2020 – eine Zeitspanne von 14 Monaten liege.

Verdi: Arbeitgeberangebot ist „nicht verhandlungsfähig“

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lehnte das Angebot der Arbeitgeber jedoch kategorisch ab. „Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht verhandlungsfähig und deutlich zu gering“, betont Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Die Arbeitgeber boten nach fünf Nullmonaten in drei Schritten 1,7 Prozent, 1,2 Prozent und 1,1 Prozent bei einer Laufzeit von 34 Monaten an. Umgerechnet auf die Laufzeit bedeutet dieses Angebot eine Erhöhung von durchschnittlich 1,18 Prozent pro Jahr für die Beschäftigten. Nach Abzug der Inflationsrate bewertet ver.di dies als „Nullnummer“, kritisiert die Gewerkschaft.

„Die Versicherungsangestellten erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie für ihre gute Arbeit eine entsprechende Anerkennung erhalten und ihnen Respekt entgegengebracht wird. Das vorgelegte Angebot widerspricht den Erwartungen immens“, kritisiert Grundler weiter. Auch die Mantelforderungen des AGV stießen bei Verdi auf wenig Gegenliebe. „Wir akzeptieren keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag im Austausch gegen ein Gehaltsangebot“, betont die Gewerkschafterin.

Die Beschäftigten würden mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche erwirtschaften, dafür müssten sie jetzt auch eine Gegenleistung erhalten, so die Gewerkschafterin. Grundler forderte die Arbeitgeber auf, in der nächsten Runde ein deutlich verbessertes verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.

Zudem hält Verdi an ihren Forderungen nach einer Erhöhung der Gehälter um sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem will ver.di eine neue Wahlmöglichkeit der Beschäftigten bei der Arbeitszeit durchsetzen. Diese sollen laut Gewerkschaft künftig Tariferhöhungen in zusätzliche freie Tage umwandeln können. Daneben stehen in dieser Tarifrunde für Verdi die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen, auf der Agenda.

Die nächste Verhandlungsrunde soll am 29. November 2019 in München stattfinden.

Autor: VW-Redaktion

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