Verdi und AGV auf Konfrontationskurs in Tarifverhandlungen
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Sind es die Vorboten eines Streiks? Die erste Verhandlungsrunde zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) endete ohne ein Angebot der Arbeitgeberseite.

Verhandelt wird für rund 170.000 Beschäftigte im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft.  „Die Arbeitgeber sahen sich nicht in der Lage, ein konkretes Gehaltsangebot zu machen, obwohl wir unsere Forderungen bereits Mitte April mitgeteilt haben und der Gehaltstarifvertrag Ende August 2019 ausgelaufen ist“, kritisiert Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler.

Mit dieser Haltung und den späten Verhandlungsterminen würde der AGV die Gehaltserhöhung bewusst verzögern. „Die Beschäftigten haben zu Recht erwartet, dass heute ein Angebot unterbreitet wird. Damit hätten die Arbeitgeber ihnen Respekt gezollt und ihrer Arbeit die entsprechende Anerkennung entgegengebracht.“

Die Arbeitgeberseite hätte die Verdi-Forderungen als deutlich zu hoch abgelehnt und darauf hingewiesen, dass erst wenn ein Gesamtpaket stehe, über konkrete Gehaltserhöhungen gesprochen werden könne. „Offensichtlich wollen die Arbeitgeber die diesjährige Gehaltsrunde dafür ausnutzen, Verschlechterungen im Manteltarifvertrag zu erwirken, der jedoch überhaupt nicht gekündigt ist“, betont die Gewerkschafterin. „Es ist klar: wir tauschen keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag gegen Gehalt.“

Grundler wies darauf hin, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Versicherungsbranche eine angemessene Bezahlung verdienen und die Kluft zwischen der Nettoeinkommensentwicklung der Beschäftigten und den kräftigen Gewinnen der Unternehmen gestoppt werden müsse.

„Die Versicherungsbeschäftigten erwirtschaften mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche, dafür muss jetzt auch in die Beschäftigten investiert werden“, erklärt die Verhandlungsführerin der Gewerkschaft.

Andreas Eurich, Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes sagte indes, die Höhe der Lohnforderung habe den AGV überrascht. Sie sei deutlich zu hoch und spiegele nicht die Rahmenbedingungen wider, in der sich die Branche befinde. Der Annäherungsprozess zwischen dem Arbeitgeberverband und den Gewerkschaften werde schwierig, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes.

Vielmehr wiederholte die AGV-Verhandlungskommission ihre Forderung nach einemmoderaten Tarifabschluss. Ihr Hauptargument: Schon heute haben die Innendienst-Angestellten 1,6 Prozent mehr Gehalt als im Jahr 2018 „in der Tasche“, weil die letzte lineare Erhöhung aus dem Tarifabschluss von 2017 erst im Dezember 2018 erfolgt sei und 1,7 Prozent betragen habe.

Zudem sei die Lohnquote seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich gestiegen, so der Verband weiter. Die Lohnentwicklung in der Versicherungsbranche verlaufe parallel zu der anderer Branchen und liege sogar über dem verarbeitenden Gewerbe und der Automobilindustrie. Deshalb könne der Arbeitgeberverband keinen Nachholbedarf für die Versicherungswirtschaft erkennen.

Die Arbeitnehmerseite fordert eine Erhöhung der Gehälter um sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll eine neue Wahlmöglichkeit der Beschäftigten bei der Arbeitszeit durchgesetzt werden.

Die Beschäftigten sollen künftig Tariferhöhungen in zusätzliche freie Tage umwandeln können. Daneben stehen in dieser Tarifrunde für Verdi die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen, auf der Agenda.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am 30. Oktober 2019 in Hannover statt.

Autor: VW-Redaktion

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