Lebensversicherung: Analyse zeigt solide Versicherungsvereine mit „einigen hausgemachten Problemen“

Hermann Weinmann hat wieder einmal glänzend einen Teil der Lebensversicherer untersucht. Quelle: Pixabay.

Die Lebensversicherungsbranche schwächelt? Vielleicht tut sie das, aber bei den Versicherungsvereinen ist diese Entwicklung (noch) nicht angekommen, wie eine Analyse von Prof. Dr. Hermann Weinmann von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen zeigt. Die Mehrzahl der untersuchten Versicherungsvereine ist in „guter bis sehr guter Verfassung“, doch einige der Herausforderungen sind hausgemacht.

Zentral ist in der Lebensversicherung das betriebswirtschaftliche Ergebnis, weiß nicht nur Experte Weinmann, dessen Analyse „Beitragswachstum von fünfzehn Prozent per annum in der letzten Dekade und das ohne Provisionsaufwand – Die Top 12-Versicherungsvereine im Vergleich“ zuerst in der Zeitschrift für Versicherungswesen erschien.

Das betriebswirtschaftliche Ergebnis (BWL-B) setzt sich aus den Bewertungskriterien Ertragskraft, erweiterte Betriebskosten, Bewertungsreserven, Risikoergebnis-Reserve und Verlustreserve zusammen. Es ist zentral bei der Bewertung von Unternehmen und wird durch die Verbrauchernote ergänzt, die zusätzlich die Partizipation der Versicherten und die genehmigungsfreie Solvenzquote (ohne aufsichtsrechtliche Erleichterungen) einbezieht. Grundlage der Bewertung ist das zurückliegende Geschäftsjahr.

2021 (Geschäftsjahr 2020)Betriebswirtschaftliche BewertungVerbrauchernote  
LV von 1871sehr stark (800 Punkte)sehr gut (1,0)
Hannoversche Lebensehr stark (800 Punkte)sehr gut (1,0)
HanseMerkur Lebensehr stark (750 Punkte)gut (1,7)
Alte Leipziger Lebenstark (600 Punkte)gut (2,0)
Continentale Lebenstark (600 Punkte)gut (2,0)
Gothaer Lebenstark (600 Punkte)gut (2,0)
Debeka Leben                 stark (600 Punkte)befriedigend (3,0)
WWK Lebensteigerungsfähig (550 Punkte)befriedigend (2,7)
LVM Lebensteigerungsfähig (550 Punkte)befriedigend (2,7)
HUK-Coburg-Lebensteigerungsfähig (550 Punkte)befriedigend (3,0)
Volkswohl Bund Lebensteigerungsfähig (500 Punkte)befriedigend (3,0)
Signal Iduna Lebensteigerungsfähig (450 Punkte)ausreichend (3,7)
Bewertung der „Vereine“ im Bereich LV. Quelle: Tabelle aus der oben genannten LV-Analyse von Hr. Weinmann.

Von zwölf Unternehmen sind sechs bei der Verbrauchernote im (sehr) guten Bereich platziert, nur die Signal schneidet mit „ausreichend“ ab. Die drei Top-LV-Vereine bei der BWL-B sind wie im Vorjahr die 1871 und die Hannoversche, ergänzt vom Neuling HanseMerkur.

In der Vergangenheit war die Debeka des Öfteren nicht glücklich über die Bewertungen Weinmanns. Diesmal schneidet das Unternehmen bei der BWL-B gut ab, bei der Verbrauchernote bleibt aber nur ein „befriedigend“. Die Debeka könne, wie bereits in Vorgängeruntersuchungen festgestellt, wegen dem „Solvency II-Problem mit der schwachen genehmigungsfreien Solvabilitätsquote“ keine bessere Benotung als 3,0 erhalten. Die deutliche Abschwächung der Signal Iduna Leben ist „ebenfalls auf das Solvency II-Problem zurückzuführen“. Ohne Übergangsvorschriften und Volatilitätsanpassung tun sich beide Häuser „schwer mit der Ausstattung von Eigenmitteln“. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: „Was noch nicht ist, ist aber noch nicht ausgeschlossen“, schreibt der Experte.

Und die Vorjahre?

Noch ein wenig aufschlussreicher als das Ergebnis des Jahres 2020 ist ein Blick auf die Entwicklung in den letzten Jahren, schließlich kann jedes Unternehmen mal ein schlechtes oder außergewöhnlich gutes Jahr erzielen.

Gesellschaft202020192018201720162020–2016
NoteNoteNoteNoteNoteDurchschnittsnote
Hannoversche Leben1,01,31,01,31,31,18
LV von 18711,01,32,02,01,31,52
Alte Leipziger Leben2,02,32,72,72,72,48
LVM Leben2,72,33,33,02,72,80
Volkswohl Bund Leben3,02,33,04,02,02,86
Continentale Leben2,03,03,33,33,02,92
Gothaer Leben2,02,73,32,34,32,92
HUK-Coburg-Leben3,02,74,02,32,72,94
WWK Leben2,73,04,03,73,73,42
Debeka Leben3,03,74,03,33,73,54
Signal Iduna Leben3,74,03,73,73,33,68
HanseMerkur Leben1,7
Bewertung der „Vereine“ im Bereich LV. Quelle: Tabelle aus der oben genannten LV-Analyse von Hr. Weinmann.

„Auf eine Kommentierung sei verzichtet“, schreibt der Autor Weinmann. Nur der Hinweis auf die Veränderung gegenüber dem Vorjahr und auf die dreijährige Betrachtung „sei erlaubt“ – wer ist die VWheute-Redaktion, wenn sie dem Autor an dieser zentralen Stelle widerspricht, die Zahlen zeigen das Bild.

Und das sagt uns was?

Weinmann als Herr des Zahlendschungels zieht eine positive Bilanz. Die deutsche Lebensversicherung ist kein Krisen- oder Sanierungsfall, sondern präsentiert sich als etwas „unruhiger, aber sicherer Hafen“. Die Top 12-Versicherungsvereine sind durchweg solide aufgestellt. Die Mehrzahl der untersuchten Versicherungsvereine ist in „guter bis sehr guter Verfassung“, zeigt die Analyse, die weit über die dargestellten Punkte hinausgeht.

Wachsamkeit und Reaktionsfreude sind aber für die Zukunft angesagt. Die Liste der Herausforderungen „ist lang und jedem Branchenkenner bewusst“. Im Einzelfall ist ein Teil der Herausforderungen aber auch hausgemacht, und damit ist die Unternehmensleitung umso mehr gefordert, schließt Weinmann.

Autor: Maximilian Volz

2 Kommentare

  • Dr. Andreas Billmeyer

    Es freut uns natürlich sehr, als LV 1871 in diesem umfassenden und methodisch sehr fundierten Rating von Prof. Weinmann einmal mehr die Spitzenposition (zusammen mit den Kollegen aus Hannover) zu verteidigen. Damit setzen sich 2 Versicherungsvereine in der Leistungsfähigkeit auch vor den Branchenprimus (Analyse der 12 größten LV in Deutschland erfolgte bereits vor ca. 2 Monaten)

  • WILFRIED STRASSIG

    Die Rücklagensituation ist natürlich wichtig.
    Die Renditeabzüge allein für Aktionärsdividenden aber auch.
    Mit den Kosten für Garantien und oft schlechten Rentenfaktoren, müssten viele „neutrale“ Rentenversicherungsvergleiche korrigiert werden. Für Makler mit voller Haftung unerlässlich, wie soll man sonst korrekt beraten? 1000 Protokolle schaffen nicht mehr SICHERHEIT, als volle, unbegrenzte Haftung.
    Da würde viel Schwachsinn des VBS und de Medien schnell beendet sein und damit das Image der Versicherungsmakler gewaltig steigen.
    Protokollwahn ist deutsche Augenauswischerei ohne Wert. Ich gehe davon aus, dass ich fast jedes Empfehlungsangebot der Verbraucherschützer, aber auch von Honorarberatern, mindestens genauso so sicher, verdoppeln kann.
    Der Kunde ist auf jeden Fall der Leidtragende. Damit spielt man staatlicher Vorsorge die Bälle zu.
    Diese sollten aber mit 3 Billionen Euro Beamten/Politiker/Richterpensionsrückstellungsdefizit keine Rolle spielen.
    Mit meiner Jahrhundertidee für sicherere Renditen als Festgeld, bei 9% bis 13%, obsolet.
    Damit können sich nicht nur in D, Normalbürger adäquates lebenslanges Einkommen sichern, sondern auch weltweit Sozialsysteme vor dem Kollaps retten.

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