Müssen die Versicherer bald auf 3G plus umstellen?

Wie reagieren die Versicherer auf die neuen Infektionszahlen? Quelle: PixxlTeufel auf Pixabay.

Wohl kein Vorstand hätte sich seinen Nebenjob als Pandemie-Manager träumen lassen. Doch die Realität in der nicht endenden Corona-Krise ist der Schutz der Mitarbeiter bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Services. Erschwert wird die Situation durch das politische Vakuum nach der Bundestagswahl, klare Regeln und deren Durchsetzung im Land gelingen nicht. Müssen die Versicherer also wie bei der eigenen Impfkampagne selbst tätig werden und 3G plus alleine durchsetzen? Eine VWheute-Umfrage zeigt die Pläne.

Die Corona-Zahlen steigen, daher liegen wieder alle Maßnahmen auf dem Tisch. Selbst eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen oder ein Lockdown für Ungeimpfte ist möglich. Baden-Württemberg hat ab heute die 2G-Regel eingeführt. In Hamburg dürfen Ungeimpfte ab Samstag viele Bereiche nicht mehr betreten. Die Tagesschau meldet, dass Ungeimpfte ohne negativen Test keinen Zutritt mehr in Busse und Bahnen erhalten. Doch einheitlich ist das Vorgehen nicht, während München den Christkindlmarkt absagt, feiern in Köln Tausende Karneval.

Die Politik ist sich nach wie vor uneinig. Grünen-Chef Robert Habeck sprach bereits von einem „Lockdown für Ungeimpfte“. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder fordert 2G in ganz Deutschland. Derweil ist FDP-Chef Christian Lindner gegen einen erneuten (Teil-)Lockdown, seine Rhetorik in der Krise ist diskutabel. Der wohl kommende Kanzler Olaf Scholz will dagegen eine Impfpflicht „diskutieren“, zumindest in Pflegeheimen. Einheitlichkeit sieht anders aus.

Bekenntnis zu 3G

Mitten in diesem Trouble stecken auch die Versicherer, die als Arbeitgeber für über eine halbe Million Menschen mitverantwortlich sind. Bisher hat die Branche mit Homeoffice-Regelungen, einem Impfangebot und Social-Distancing gearbeitet, der Ausschluss von Nichtgeimpften aus der Arbeitsgemeinschaft war bisher tabu. Doch der politische und gesellschaftliche Druck auf die Arbeitgeber steigt analog zu den Infektionszahlen. Die Vorstände müssen erneut den Spagat zwischen Mitarbeiterschutz und Aufrechterhaltung der Dienste meistern. Es zeichnet sich eine Tendenz zur Schaffung von einheitlichen Regeln ab, der Druck auf Ungeimpfte steigt.

Die Talanx hat gerade große Pläne verkündet, auch beim Thema Pandemieschutz sind die Hannoveraner ein Freund klarer Worte. „3G am Arbeitsplatz ist eine Regelung, welche wir zur weiteren Erhöhung der Sicherheit für die Mitarbeitenden im Betrieb sehr begrüßen und konsequent umsetzen werden, sobald diese in Kraft tritt.“ Wichtig seien für die Talanx Betriebsstabilität, ein sicheres Miteinander und der Schutz der Mitarbeiter. Der Konzern-Krisenstab empfiehlt, dass sich alle Mitarbeitenden an Bürotagen selbst auf Covid-19 testen, auch, wenn man bereits geimpft oder genesen ist. Schnelltests und FFP2-/OP-Masken stellt der Arbeitgeber zur Verfügung.

Ein Verbot der Nutzung des Nahverkehrs für Ungeimpfte fürchtet das Unternehmen nicht. „Sollte es zu Einschränkungen bei der Nutzung des öffentlichen Nah- oder Fernverkehrs kommen, werden wir auch hier Lösungen finden.“ So wurden beispielsweise die Mitarbeiterparkplätze in einer früheren Pandemiephase schon einmal zur unbeschränkten, kostenlosen Nutzung durch alle Mitarbeitenden freigegeben.

Mobiles Arbeiten ist bei HDI „gelebte Praxis“; technisch ist dies für rund 95 % der Mitarbeitenden von HDI/Talanx in Deutschland möglich. Die Arbeit im Büro ist freiwillig; die Mitarbeitenden entscheiden derzeit selbst, ob sie im Büro oder von zu Hause aus arbeiten. Für das mobile Arbeiten stehe die notwendige technische Ausstattung zur Verfügung.

Auch die Axa ist sich ihrer Verantwortung bewusst, nicht nur den eigenen Mitarbeitern gegenüber. „Die aktuelle Entwicklung der Pandemie beobachten wir sehr eng und mit Sorge: Wir alle müssen jetzt unseren Beitrag zur Eindämmung der Infektionszahlen leisten.“ Sich selbst sieht das Unternehmen gut vorbereitet. „Wir haben in den vergangenen Monaten der Pandemie bereits bewiesen, dass auch die rein digitale Zusammenarbeit bei AXA gut funktioniert und wir sind dankbar, jederzeit kurzfristig wieder auf diese Option zurückgreifen zu können.“ Die Kölner sind wie die Talanx Befürworter der 3G-Regelung. Aktuell ist 3G bereits Voraussetzung für das Betreten der Betriebsstätten, weitergehende Maßnahmen „werden derzeit geprüft“.

Die Allianz hat ihre Mitarbeiter bereits letzte Woche zur aktuellen Entwicklung informiert und „eindringlich darauf gedrungen“, dass die Kolleginnen und Kollegen nur dann in die Betriebsstätten kommen sollen, wenn sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Insbesondere für die gesundheitlich besonders gefährdeten Kollegen sowie für Nichtgeimpfte wurde empfohlen, auch „berufliche Kontakte weitgehend einzuschränken und von zu Hause zu arbeiten“. Dabei wurde auch auf die bundeslandspezifisch in Bayern geltende Pflicht eines jeden Einzelnen zur Einhaltung der 3G-Regelung hingewiesen. Sobald die derzeit in Diskussion stehenden Regelungsanpassungen auf Länder-Bundesebene feststehen, zum Beispiel verpflichtende 3G-Kontrollen in den Unternehmen und Homeoffice-Pflicht, würden diese umgesetzt. Die Vorbereitungen dazu „laufen bereits“. Nach internen Schätzungen dürften inzwischen 80 bis 85 Prozent der 35.000 Mitarbeiter geimpft sein. In Kürze werden die ersten Auffrischungsimpfungen bereitgestellt.

Branche ist bereit

Bei der R+V gilt, dass die „meisten Kollegen“ den „größten Teil“ ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus arbeiten. Das Unternehmen sei in der Lage, „schnell auf sich wandelnde Situationen zu reagieren“. Überdies wurde eine betriebseigene Impfkampagne gefahren – „entsprechend hoch schätzen wir die Impfquote unter unseren Mitarbeitern ein“.

Die Zurich ist vom erneuten Corona-Anstieg nicht überrascht worden. „Auch wenn der aktuelle Anstieg der Inzidenzwerte in diesem Ausmaß für viele nicht voraussehbar war, ist uns dennoch bewusst gewesen, dass uns der Corona-Virus über längere Zeit beschäftigen wird.“ Das Unternehmen setzte früh auf Maßnahmen wie Abstands- und Hygienekonzepte sowie auf Tests und Impfungen. All das habe dazu geführt, dass die Zahl der Infizierten im bisherigen Verlauf der Pandemie „sehr niedrig“ gewesen ist. Der Weg werde fortgeführt, zudem sind Booster-Impfungen für Mitarbeiter und deren Angehörige verfügbar.

Ganz ohne Änderungen geht es aber nicht. „Um in nächster Zeit nicht unbedingt notwendige persönliche Kontakte zu vermeiden, haben wir entschieden, Weihnachtsfeiern nicht durchzuführen.“ Größere Zusammenkünfte in Präsenz werden nur nach einer 2G-plus-Regelung durchgeführt. Beim Thema Heimarbeit wird auf Flexibilität gesetzt. „Ob und wann sich die Politik zu einer erneuten Homeoffice-Pflicht durchringt, ist heute noch nicht definitiv absehbar. Wir sind aber jederzeit in der Lage, dies wieder umzusetzen.“

Niemand kennt die Zukunft

Bei den Versicherern zeichnet sich eine Präferenz für die 3G-Regel in Verbindung mit der Aufrechterhaltung der Homeoffice-Option ab. Der Druck auf die Ungeimpften steigt, einige Versicherer sprechen sich klar für die 3G-Regelung aus. Das ist verständlich, mit diesem Status ist die Ansteckungs- und Gesundheitsgefahr am geringsten und die Vorstände erfüllen ihre Vorsorgepflicht. Ansonsten wartet die Versicherungsbranche wie der Rest des Landes auf ein einheitliches System, um die Pandemie final zu den Akten legen zu können. Vielleicht klappt es ja mit diesem Versuch.

Autor: Maximilian Volz

3 Kommentare

  • Im Artikel fehlt jede Kritik an 2G und 3G. Eine Impfpflicht verstößt gegen den Nürnberger Kodex von 1947, da sämtliche „Impfstoffe“ über eine nur bedingte Zulassung verfügen. Die Zahl der Nebenwirkungen der experimentellen Impfstoffe, die sich alle noch in der klinischen Phase befinden, explodiert – selbst, wenn man nur die offiziellen Berichte von z.B. Paul-Ehrlich-Institut, EMA oder VAERS berücksichtigt.
    Es gibt zudem erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken gegen 2G und 3G und hierzu auch ein über 100seitiges Gutachten.
    Welche Versicherer sehen 2G und 3G als NICHT sinnvoll an? Hierzu fehlen Angaben. So bleibt es bei der üblichen Regierungspropaganda.

  • Herr Witte, verschonen Sie uns doch bitte von dem telegram-Müll. Danke.

    Inhaltlich zum Artikel: in der Überschrift klingt an, als ob es ein Problem wäre, wenn die Versicherer sich selbst um ihre Sicherheit kümmern müssten. Da die Wirtschaft generell gesprochen, ohnehin gerade stark darauf aus ist, die Steuersätze und -belastungen selbst bei steigenden Gewinnen gesenkt haben zu wollen, ist es nicht verwunderlich, dass in den öffentlichen Haushalten nicht genug Geld für alle wünschenswerten Maßnahmen und Investitionen, z.b. dringend notwendiger Ausbau der schnellen Datenverbindungen, Straßenqualität, Innovationshemmnisabbau, vorhanden ist. Um so mehr wundert es dann aber, wenn man sich selbst nicht in der Lage sieht, ein einfaches 2Gplus umzusetzen. Da wird dann nach dem Staate gerufen, der das regeln soll, nachdem man ihn zuvor stets geschwächt hat. Komische Welt.

  • Schneider, Harald

    Ich bin mir schon bewusst, dass viele Menschen von der Angst getrieben werden. 2 G hat arpartheitliche Züge, welche m.E. In Deutschland nicht einmal erwähnt werden dürfte. Das unserer politischen Führung nichts besseres einfällt, als diese Dinge, zeigt leider die Kurzsichtigkeit unserer Führung. Im Verhältnis zum letzten Jahr mit viel weniger Impfungen, hätte demnach in diesem Herbst die Ansteckung doch viel niedriger ausfallen müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Testen für alle sollte obligatorisch sein, denn dann kann man mit kurzzeitigen Einzelquarantänen gegensteuern und an einem Medikament zur Behandlung forschen. Einen Impfstoff, der einmal verabreicht wurde, werde ich leider nicht mehr los, auch wenn spätere Folgen einmal ersichtlich werden. Jeder , der sich schützen möchte, sollte das tun. Jeder, der das Risiko für sich in Kauf nehmen will, soll das tun dürfen. Es besteht keine Impfpflicht, die Grundrechtlich auch nicht gedeckt wäre. Warum dringt eigentlich die Versicherungswirtschaft nicht auf eine Verbesserung der Pflegesituation? Warum werden in Coronazeiten 4500 Intensiv- und Pflegebetten abgebaut? Ist das nicht die Aufgabe der Politik, sich um eine gute Versorgung für die gesamte Bevölkerung zu kümmern und sich nicht in spalterischen Reden übertreffen wir Herr Habeck oder Herr Söder. Das sorgt nur für Unmut und Unfrieden in der Bevölkerung und da sollte die Versicherungswirtschaft nicht Teil von sein. Ich selber habe ein Versicherungsbüro und teste mich jeden Tag, spreche mit den Kunden offen auch über Coronathemen. Ich bin gesund, getestet und soll trotzdem nicht mehr an der Gesellschaft Teilhabe haben, soll aber Steuern zahlen, meine Krankenversicherung usw.! Solidarität wird von mir gefordert, ich erlebe aber täglich in den Medien, Ablehnung, Spaltung, Druck, Ausgrenzung. Das ist keine Solidarität in meinen Augen. Miteinander Lösungen zu finden halte ich für viel besser, wird aber nicht gewünscht, wenn einnTeil der Bevölkerung ausgeschlossen wird, z.B. im Sport. Ich hoffe auf ein Umdenken, glaube aber kaum mehr daran. Sehr traurig.

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