Allianz, Ergo, Axa und Co: Diskussion um Impfpflicht erreicht die Versicherungsbranche

Kommt die Impflicht bei den Versicherern?Quelle: DoroT Schenk auf Pixabay

Delta-Deutschland? Die Angst vor einer neuen Coronawelle wächst wieder. Der Grund ist die hochansteckende Delta-Variante des Covid-19-Virus, die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft verunsichert. Es wird bereits eine Impfpflicht diskutiert. Die Lager der Befürworter und Ablehner positionieren sich wortstark. Die Versicherungsbranche hat die Frage für sich entschieden, wie eine VWheute-Umfrage bei zehn großen Häusern ergab.

„Der Gesetzgeber sollte eine Impfpflicht nicht ausschließen“, empfiehlt Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft. In der politischen Landschaft finden sich gewichtige Befürworter wie der Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Andere Politiker lehnen eine Impfpflicht strikt ab, beispielsweise die CDU-Politiker Armin Laschet und Angela Merkelanalysiert die SZ.

Offenbar müssen Impfverweigerer künftig gegenüber geschützten Personen Einschränkungen im öffentlichen Leben hinnehmen. „Nicht geimpfte Personen müssen einsehen, dass wir die Gesamtgesellschaft schützen müssen und deshalb nur die Geimpften zu größeren Gemeinschaftsveranstaltungen zulassen können“, erklärt Bundesinnenminister Horst Seehofer. Der Grünen-Politiker Robert Habeck äußerte sich ähnlich. 

Und bei der Arbeit?

Weiter gedacht bedeutet das, auch am Arbeitsplatz könnte eine Zweiklassengesellschaft entstehen. Denn wie wäre es zu rechtfertigen, die Gruppen in der Freizeit zu trennen, aber am Arbeitsplatz darauf zu verzichten? Google hat in den USA bereits Tatsachen geschaffen. Das amerikanische Großunternehmen hat eine Impfpflicht für seine Mitarbeiter ausgerufen, um diese vor Corona zu schützen. Facebook und Uber handeln analog. Das Vorgehen hat Gründe, die Delta-Variante ist laut US-Behörden ansteckend wie Windpocken. Eine Impfung schützt auch bei Delta mit über 90 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf. Der Schutz vor Ansteckung oder Weitergabe des Virus ist aber wohl geringer.

Da der deutsche Arbeitgeber eine Sorgfaltspflicht gegenüber seinen Mitarbeitern hat, steht er vor der Entscheidung, ob eine Impfpflicht die beste Möglichkeit hierfür ist. In der Versicherungsbranche gilt das besonders, denn ein Außendienstmitarbeiter besucht am Tag möglicherweise mehrere Personen und ist daher ein potenzieller Virusverbreiter. Die Zentralen der Versicherer beherbergen – Homeoffice außen vor – Tausende Mitarbeiter. Eine rasche Virus-Verbreitung ist unter vielen Menschen auf begrenztem Raum plausibel und schnell geschehen, wie ein aktuelles Beispiel aus China zeigt.

Flexibilität im Handeln, eindeutige Positionierung

Die deutschen Versicherer haben die Impfpflichtfrage für sich entschieden. Alle Befragten sprechen sich gegen eine Obliegenheit aus und vertrauen auf die Mündigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter. Befragt wurden HUK, Signal-Iduna, Allianz, Ergo, Axa, Gothaer, Munich Re, Talanx/HDI, Zurich und Generali.

Weiterhin basieren die eigens aufgelegten Impfaktionen auf Freiwilligkeit. Die Annahmebereitschaft ist hoch. „Die Resonanz auf die Generali-Impfkampagne ist seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überaus positiv.“ Die Zweitimpfungen werden voraussichtlich in diesen Tagen abgeschlossen sein, erklären die Münchener. Inzwischen können auch für Familienangehörige, Freunde sowie Partner-NGOs partizipieren.

Die Meinungen divergieren bei der Frage, ob ungeimpfte Personen bei internen Veranstaltungen gesondert behandelt werden (müssen). „Grundsätzlich“ werde es keine Einschränkungen geben, „allerdings müssen Mitarbeitende für die Teilnahme an bestimmten Aktivitäten geimpft, genesen oder getestet sein“, schreibt die Signal Iduna. Ungeimpfte können mit einem negativen Testergebnis an solchen Aktivitäten teilnehmen. Bei der Gothaer wird die Frage nach Einschränkungen mit Hinweis auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben dagegen verneint.

Die Versicherer achten verstärkt auf die Einhaltung der Corona-Regeln. „Wir setzen weiterhin auf ein umfangreiches Hygienekonzept sowie ein tägliches Selbsttestangebot an all unseren Standorten und führen unsere Impfkampagne noch bis Mitte August fort“, erklärt die Zurich. Die Munich Re schließt sich an und verweist auf die „regional jeweils geltenden Gesetzgebung und die lokale Pandemieentwicklung“. Die Einhaltung der Regeln wird durch die geringe Auslastung vereinfacht.  „Aktuell gilt für die Belegung eine Obergrenze von 50 Prozent“, schreibt die Talanx.

Eine endgültige Impfentscheidung ist allerdings nicht gefallen. Die Allianz wird die Entwicklungen rund um das Thema  „sorgfältig beobachten“ und bei Bedarf „Maßnahmen anpassen“. Die Axa sieht weiter eine „dynamische Entwicklung“, weswegen nur „kurzfristig geplant“ werden könne. Auch die Huk-Coburg bleibt anpassungsfähig: „Wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln und welche Maßnahmen die Politik daraus ableiten wird, bleibt abzuwarten.“

Schlussendlich gilt bezüglich einer Impfpflicht das Wort der Ergo: „Die Frage nach einer generellen Impfpflicht ist eine politische und muss entsprechend politisch/gesellschaftlich diskutiert und beantwortet werden.“

Autor: Maximilian Volz