Talanx erhöht trotz ausgereiztem Schadenbudget das Gewinnziel
Einen eigenen Rückversicherer im Haus zu haben ist lohnend. Die Expertise verhindert zwar keine Schäden, kann aber für eine hohe Selbstabsicherung sorgen und so trotz Ausreizung des Schadenbudgets den Weg zu einer leichten Anhebung des Jahresziels ebnen.
„Bernd“, „Ida“, Corona und zu viel Feuer sind die Gründe dafür, dass die Hannoveraner bereits nach neun Monaten am Limit ihres Schadenvoranschlags angelangt sind.
Die Ereignisse haben zu einem „negativen versicherungstechnischen Ergebnis“ geführt, erklärt Finanzvorstand Jan Wicke in der Onlinekonferenz. Als Konsequenz daraus sei das Schadenbudget für das kommende Jahr um 13 Prozent angehoben und die Zeichnungspolitik angepasst worden.
Die Folgen des Klimawandels werden in der neuen Herangehensweise ebenso berücksichtigt wie die Inflationsgefahr, sagte Wicke. Für letztere hat sich das Unternehmen mit Inflation Linker ausgestattet, das sind im Wesentlichen Finanzprodukte mit integriertem Inflationsausgleich. Diese seien „Teil des Risikoportfolios“.
Auch sonst ist das Unternehmen risikobewusst, die Absicherung beim Rückversicherer reduzierte einen Bruttoschaden von über einer Mrd. Euro auf ungefähr ein Drittel dieser Summe.
Die Talanx ist über die momentane Übersterblichkeit aufgrund von Corona in einigen nicht deutschen Märkten wie USA oder Südafrika besorgt. Die Auswirkungen sind im Ergebnis zu sehen und Wicke rechnet damit, dass das Problem auch im letzten Quartal bestehen bleiben wird.
Am oberen „Ende“
Insgesamt ist das Unternehmen sehr optimistisch. Das liegt einerseits an den Zuwächsen im Bereich Retail, aber auch am Ergebnis des hauseigenen Rückversicherers.
Das Unternehmen rechnet für das laufende Jahr mit einem Ergebnis „am oberen Ende“ der im Sommer erhöhten Zielspanne von 900 bis 950 Millionen Euro. Für das kommende Jahr hängen die Früchte noch ein wenig höher; das Gewinnziel liegt zwischen 1,05 und 1,15 Mrd. Euro. „Wir werden das Ziel packen“, ist sich Wicke sicher.
Die Talanx setzt wie viele Versicherer darauf, dass die selbst erlebte höhere Nachfrage nach Versicherungsleistungen Bestand haben wird und die Folgen des Klimawandels durch Rückversicherung und Zeichnungspolitik wenigstens teilweise abgefedert werden können.
Das ist alles andere als risikolos; auch Wicke fragte, „ob wir die Gefahr des Klimawandels unter- oder überschätzen“. Ob er damit sein Haus oder die Menschheit als Ganzes meinte, blieb offen.
Autor: Maximilian Volz