Singuläre Flutabsicherung und besserer Kundenkontakt: Swiss Re nimmt Versicherer bei Elementarschäden in die Pflicht

Konzernsitz der Swiss Re am Mythenkai in Zürich. Quelle: Swiss Re

Mit klaren Worten eröffnete die Swiss Re das Baden-Baden Reinsurance Meeting 2021 per Online-Konferenz. Der Klimawandel ist in (Mittel-)Europa angekommen, erklärte Beat Kramer, Head Property Underwriting EMEA. Verstanden haben die Konsequenzen aber nicht alle, denn das Handeln des Staates bei Naturkatastrophen sei mindestens in Teilen kontraproduktiv, sagt Frank Reichelt, Managing Director Swiss Re Deutschland. Er schlägt einen Wechsel in der Informations- und Produktpolitik vor.

Die Absicherung gegen Elementargefahren sei in Europa zu gering ausgeprägt, stellt Kramer fest, das sei ein „enormes Problem“. Ursächlich dafür sind laut Reichelt auch Fehler von Versicherungsbranche und Staat. Die Kunden wären zu wenig über Gefahren und Schutz aufgeklärt und die Staaten, speziell Deutschland, würden zu wenig in Katastrophenschutz investieren. Reichelt hinterfragt auch das Vorgehen Deutschlands bei Naturkatastrophen. Wenn „80 Prozent der Schäden staatlich beglichen werden“, könne das die Idee der Vorsorge hintertreiben.

Damit das Angebot der Branche klarer wird, fordert Reichelt von den (Erst-)Versicherern, dass das Angebot zum Flutschutz aus dem Elementarangebot gelöst und singulär angeboten wird. Generell seien die Kapazitäten für einen ausreichenden Elementarschutz vorhanden. Ein Projekt der Swiss Re mit einem Erstversicherer habe gezeigt, dass „99,9 Prozent der Objekte gegen Flut abgesichert werden könnten“, erklärt Reichelt.

Angesprochen auf die mangelnde Aufklärung der Konsumenten nahm er die Branche in die Pflicht. „Wir machen nicht den besten Job (bei der Aufklärung).“ Wäre das gelungen, läge die Absicherung bei „90 und nicht bei 45 Prozent“. Die Branche müsse „besser werden“, die Möglichkeiten für Absicherung seien vorhanden. Die horrenden Kosten durch direkte Naturkatastrophen und secondary perils unterstreichen seine Worte.

Auszug aus der Präsentation von Frank Reichelt, Swiss Re Baden-Baden Media Conference 2021.

Ein Rückzug aus der Verpflichtung steht aber nicht zur Debatte. Die Versicherer müssten auch in Zeiten steigender Risiken Verantwortung übernehmen, ergänzte Kramer, die Swiss Re sei dazu „bereit“.

Was Kunden wollen

Die Anforderung der Kunden hat sich in den letzten Jahren verändert und verbreitert, erklärte Anne-Kathrin Lohbeck, Head Global Specialty Property & Specialty Underwriting bei Swiss Re. Das sei nicht zuletzt ein Ergebnis der steigenden Risiken im Bereich Naturkatastrophen, Pandemie und Cyber. Die Kunden würden eine „sich weiterentwickelnde Expertise“ in Bereichen erwarten, die über die reine Rückversicherung hinausgehen. Das betreffe Aspekte wie Risikoeinschätzung, Modellentwicklung aber auch „handgemachte Lösungen“. 

Eine zunehmend wichtige Rolle nehmen auch weichere Faktoren wie „schnelle und fachgerechte“ Beantwortung von Fragen oder die Konzeption von eigenen Lösungen in schwierigen Bereichen wie Cyber ein, ergänzt Thorsten Steinmann, Head Casualty Underwriting EMEA. Die Kunden würden zu Recht erwarten, dass die Swiss Re „an der Spitze der Entwicklung im Bereich des Klimawandels stünde“, erklärten die beiden Experten. Die Swiss Re stünde Kunden bei Lösungen zur Seite. So können diese „Tools und Risiko-Modelle“ in Verbindung mit einer Vielzahl von Daten in unterschiedlichen Bereichen nutzen. Auf Wunsch könne der Kunde beispielsweise seine eigene Risikogefahr gegen Gefahren modellieren lassen.

Zukunft und Baden Baden

Für die Zukunft erwartet Reichelt eine „Anpassung und Stabilisierung der Marktpreise“. Beim Baden-Baden Reinsurance Meeting will er die Wünsche der Kunden persönlich erfahren und diskutieren. Besonders neugierig ist er auf die Vorstellungen bezüglich Kapazitäten und Preise, wie er auf Nachfrage erklärt. Speziell der Bereich Cyber inklusive steigendem Gefahrenpotenzial sei ein zentraler Aspekt der Zukunftsgestaltung. Er und seine Kollegen/innen freuen sich auf Baden-Baden – VWheute wird vor Ort sein.

Autor: Maximilian Volz