Allianz streicht die volle Beitragsgarantie in der betrieblichen Altersvorsorge

Quelle: Allianz

Neuer Paukenschlag bei der Allianz: Der Versicherungskonzern streicht in der betrieblichen Altersversorgung die volle Beitragsgarantie ganz und will die Garantien bis auf 60 Prozent senken. Die Allianz Lebensversicherung hat damit begonnen über das neue Produktportfolio 2022 der Direktversicherungen zu informieren. Teilweise greifen die Regelungen schon 2021.

Die Beitragszusage mit Mindestleistung ist danach ein „Auslaufmodell“, was aufgrund der Absenkung des Höchstrechnungszinses zum 1. Januar 2022 auf 0,25 Prozent absehbar war. Neue Gruppenverträge sind schon ab dem 1. Juli 2021 nicht mehr möglich, Einzelverträge werden noch bis Ende Juli 2021 angenommen. Für Nachmeldungen in bestehende Gruppenverträge gibt es eine Übergangsfrist bis Ende 2022.

Nachdem die Allianz zu Beginn des Jahres zum ersten Mal die Garantien bei Direktversicherungen für beitragsorientierte Leistungszusagen auf 90 Prozent abgesenkt hatte, kommt nun im nächsten Schritt in zwei Tarifen (KomfortDynamik und InvestFlex) eine weitere Absenkung: Es kann dort zwischen 60 Prozent, 80 Prozent und 90 Prozent Garantieniveau ausgewählt werden. Ansonsten bleibt es bei den anderen Tarifen (IndexSelect und Perspektive) bei einem Garantieniveau von 90 Prozent.

Der Marktführer hat damit nach der Ankündigung von abgesenkten Garantien in der bAV im Herbst 2021 einen weiteren Paukenschlag gesetzt. Experten gehen davon aus, dass der Markt aufgrund der Niedrigzinsphase vergleichbar reagieren wird.

Keine hundertprozentigen Garantien mehr in der Lebensversicherung

Bereits im Oktober 2020 hatte die Allianz angekündigt, die Beitragsgarantien in der Lebensversicherung weitgehend abzuschaffen. Vielmehr setze man auf Lösungen mit „zeitgemäßen Garantien“, die je nach Kundenwunsch am Ende der Ansparphase auf einem Niveau von mindestens 90, 80 oder 60 Prozent der gezahlten Beiträge liegen. Der Gedanke hinter der Änderung ist nicht neu, was nicht bedeutet, dass er nicht wahr ist. „Im aktuellen Zinsumfeld brauchen wir mehr Freiheiten, die schaffen wir mit einer niedrigeren Garantie, um mehr Geld in die renditestarken Bereiche investieren zu können“, erklärte Allianz-Vorständin Laura Gersch. Je niedriger die Garantie, desto höher die Renditechancen.

Ist das Garantieniveau von 100 Prozent gesetzlich verankert, beispielsweise Riester-Verträge oder Beitragszusage mit Mindestleistung in der betrieblichen Altersversorgung (bAV), wird weiter ein hundertprozentiges Garantieniveau angeboten, hieß es damals weiter. Doch abseits dieser Bereiche wolle die Allianz mit der neuen Vorsorge auch in der Nullzinsphase eine „sichere und lukrative“ Altersvorsorge bieten, die „die nächsten 30 Jahre Bestand hat“.

Allerdings verzichten die Münchener ab 2022 auf das Neugeschäft bei der Allianz Pensionskasse. Der Grund für die Schließung ist schlicht ein Rückgang in der Nachfrage. „Wir haben in den letzten Jahren einen deutlichen Rückschritt in den Neukundenzahlen gesehen. Konkret hat sich das Neugeschäft in den letzten drei Jahren halbiert“, erklärte Gersch. Die Gespräche mit den Kunden würden „mehr in Richtung Direktversicherung und Pensionsfonds“ gehen, denn dort sind „höhere Verzinsungen möglich“. In der Zukunft wolle die Allianz auf diese Lösungen setzten.

Ein nachvollziehbarer Schritt. Seit Jahren sind die Neugeschäftszahlen in der APK rückläufig. Seit 2017 ist das Neugeschäft von knapp 10.000 Versorgungen auf 5.500 Versorgungen im Jahr 2019 gesunken. Im Vergleich dazu sind die Neuabschlüsse in der Direktversicherung seit 2017 von über 210.000 auf aktuell über 300.000 gestiegen.

Für Allianz-Lebenchef Andreas Wimmer ist hingegen klar: „Wir betreten kein Neuland: Wir haben bereits in der Vergangenheit unsere Angebote konsequent und frühzeitig so verändert, dass sie zu den Kundenbedürfnissen und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen. Mit Blick auf die Allianz denke ich etwa an die Einführung von ‚Perspektive‘ 2013 in den Markt, der damals noch von den klassisch kalkulierten Rentenversicherungen geprägt war. Wir sind damals auf Skepsis gestoßen, haben uns der öffentlichen Diskussion gestellt – in den Folgejahren ist dieses Produkt zum Verkaufsschlager geworden und hat als ‚Neue Klassik‘ Standards gesetzt.“

Unterstützung durch die Aktuare

Für die Aktuare sind Beitragsgarantien von 100 Prozent jedenfalls nicht mehr darstellbar: „Sie verengen die Spielräume für eine Kapitalanlage im Sinne der Versicherten“, konstatierte Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der DAV, bereits im Dezember 2020. Auch andere Versicherer denken bereits über Garantieanpassungen nach: „Die 100-Prozent-Beitragsgarantie, die wir bei einigen unserer neuen Policen noch anbieten, könnten dauerhaft nicht mehr in die Zeit passen. Es ist also möglich, dass es in die Richtung gehen kann, generell beispielsweise nur noch 80 Prozent der eingezahlten Beiträge bei neuen Lebenspolicen zu garantieren – was mehr Risiko, aber auch mehr Chancen für die Versicherten bedeutet“, konstatierte Ergo-Vorstandschef Markus Rieß im November 2020 in einem Interview mit dem Handelsblatt.

Autor: VW-Redaktion

15 Kommentare

  • Siegfried Morgenroth

    Erst erzählen man soll private Vorsorgen
    Dann nachträglich die Rendite kürzen. Wie heißt es immer
    Gesetzliche Vorsorge, private Vorsorge und betriebliche Vorsorge…, und dann wird versteuert und die Rendite gekürzt

  • Roland Naundorf

    Das glaub ich jetzt nicht. Ich hoffe, diesen Großkonzernen wird bald die Macht des Volkes zu spüren bekommen.

  • Karin Jungmann

    Leider ist die betriebliche Altersversorgung Lug&Betrug.
    Bei Auszahlung wird diese versteuert, die Sozialversicherung greift ein zweites und drittes mal zu (in der Ansparzeit, bei der Auszahlung und der Arbeitgeberanteil muss auch noch bezahlt werden).
    Und die Allianz zahlt nicht mal mehr den Betrag aus der angespart wurde. Die Auszahlungsbeitäge sind auch noch auf ein Lebensalter von 120Jahren gestreckt, für die meisten wird wohl mit ca. 85J. Schluss sein..

  • Herbert Müller

    Das ist doch absoluter Schwachsinn. Es werden keine Garantien nachträglich aufgehoben oder reduziert. Das betrifft lediglich Neuabschlüsse insoweit sagt man vorher was Sache ist. Immer schön auf dem Teppich bleiben wenn man keine Ahnung von der Materie hat

  • Reinhard Drescher

    Gute Verarsche für Menschen, die nicht wissen, was sie tun. Menschen die auf das Märchen vom sicheren Geld hereinfallen und in Wahrheit nur eines tun: bei Allianz gutes Geld in schlechtes tauschen und Allianz zu gutem Geld verhelfen! Wenn ich die.letzten 25.Jahre die Aktie von der Allianz gekauft habe, und das Risiko der Preisschwankungen in Kauf genommen = ein solides Ergebniss von fast 6 % p.a. Und ich besitze „Allianz“ und nicht „Papier“! Nur mal zum drüber nachdenken!

  • Erklärt es doch Mal ganz einfach , bleiben die alten Verträge wie sie sind .
    Schreibt doch einfach eine Staffelung welches Abschluss Jahr was betrifft.

  • Man merkt wie dumm die Gesellschaft ist wenn Sie denkt die Abschaffung der Garantie sei was schlechtes. Habt ihr schon mal was von ETFs gehört?

  • Heiner Ettwein

    Altersvorsorge gibt es praktisch nur für Beamte .Ansonsten werden Altersvorsorger nur als “
    Finanzreserve “ für Politik behandelt ! SPD – Grüne haben 2003 per Gesetz rückwirkend Altersvorsorge brutal zur Kasse gebeten ! Warum kann man nicht rückwirkend Diäten Pensionen kurzen ?

  • Christian Kramer

    Ein „Paukenschlag“ bzw. ein Zeichen der Vernunft wäre es, wenn man nicht nur die volle Beitragsgarantie streicht, sondern die Beitragsgarantie voll(ständig) streicht. Man geht mal wieder nur einen Trippelschritt, statt einen strammen Schritt. Für den Marktführer wäre es ein Leichtes mit seinen Lobbyisten und der nahen Politik einen richtige Schritt in der Altersvorsorge auf den Weg zu bringen. Will man einem 20-jährigen, der vielleicht bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten muss wirklich eine Beitragsgarantie verkaufen? Und wenn ja: Im Kunden- oder doch im Eigeninteresse?

  • Die Reduktion der Garantie ist ja nur eine Maßnahme die im Hintergrund geschiegt, interessant wäre mit welcher Performance gerechnet wird? Eine Garantie kostet Geld bzw. muss so veranlagt werden dass das eingelegt Kapital nicht weniger wird, also sehr konservativ… (bringt halt keine Zinsen mehr)

    Wenn nun die Garantie auf 90, 80 oder 60% reduziert wird, welchen Effekt hat es auf die Verzinsung? Was wird da herausgeholt?

  • Also wenn ich mir hier manche Leute und Ihre Kommentare ansehe, dann stelle ich fest, dass hier entweder eine mangelhafte Beratung vorgelegen hat (Steuern und Krankenversicherung).

    Natürlich wird die betriebliche Altersvorsorge nachgelagert besteuert und es müssen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung geleistet werden. Und warum ist das so? Weil Ihr während der Beitragszahlungdauer Steuern und Sozialversicherungsbeiträge gespart hab.

    Schaut euch doch mal die Steuern bitte genauer an. Hier werden in der Regel weniger Steuern gezahlt als über die Jahre eingespart wurden. Und auch für die Krankenversicherung zahlt ihr doch erst ab 164,51 € Beiträge zur Krankenversicherung.

    Hier werden auch keine Garantien für bestehende Verträge gestrichen. Dagegen besteht bei einer sog. „Treuhänderklausel“ die Möglichkeit den garantierten Rentenfaktor zu reduzieren. Dies hat die Allianz auch schon durchgeführt. Das Haftungspotenzial für Arbeitgeber möchte ich hier nicht beziffern müssen.

    Wie sage ich immer so schön wenn ich Arbeitgeber berate „Der Bekanntheitsgrad sagt nichts über die Qualität des Produktes aus“

  • Die Betriebsrente ist und bleibt ein Bestandteil der Altersversorge. Wenn ich die Beiträge lese, sind es glaube ich Emotionen die hier schnell abgegeben werden. Fakt ist doch, das die Personen welche eine Betriebsrente haben Steuern und Sozialabgaben sparen. Wie hoch diese ist, kann man ausrechen lassen. Pauschal kann man sagen zwischen 30 und 50 Prozent. Hier stelle ich mir die Frage, was wird hier gemeckert.

  • Michael Frederichs

    Ich verstehe die Aufregung hier mal gar nicht.
    Durch die gesenkte Beitragsgarantie müssen die Versicherer weniger negativ verzinsliche Staatsanleihen zur Besicherung der Beitragsgarantie kaufen. Somit steht mehr Kapital zur Anlage in renditestärkeren Bereichen zur Verfügung. Also da, wo bisher auch schon investiert wird, nur jetzt mit einem etwas höheren Anteil. Alle schreien nach Rendite in der Niedrig- bzw. Negativzinsphase. Positive Rendite ist aber nur möglich, wenn der Anteil an renditestärkeren Anlagen erhöht wird, zu Lasten der Beitragsgarantie.

  • RIP Allianz

  • Die Entgeltumwandlung ist bereits seit vielen Jahren für die Arbeitnehmer*innen in Deutschland überwiegend unwirtschaftlich. Leider. Steuer- und sozialversicherungsvorteile in der Ansparphase werden durch Steuernachzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge im Leistungsbezug mehr als kompensiert. Das große Problem ist zudem: es wird regelmäßig vergessen, dass durch die Entgeltumwandlung der Anspruch auf die gesetzliche Rentenversicherung reduziert wird. Die gesetzliche Rentenversicherung ist wiederum – aus Sicht der Arbeitnehmer*innen – ein wichtiger Versorgungsbaustein. Und: wissenschaftliche Studien belegen, dass die Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung idR bei mehr als 2% liegt. Die gesetzliche Rentenversicherung ist also besser als ihr Ruf.

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