Was macht eigentlich Christian Mumenthaler?

Christian Mumenthaler, CEO der Swiss Re. Quelle: Swiss Re

Die Swiss Re kommt heute zu ihrer virtuellen Generalversammlung zusammen. Mit Überraschungen dürfte zwar nicht zu rechnen sein. Allerdings werden die Anteilseigner mit der Bilanz für 2020 hadern. Der Schweizer Rückversicherer hat im Vergleich zur Münchener Konkurrenz besonders stark unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten. CEO Christian Mumenthaler versucht dieser Tage vor allem eins – optimistisch zu bleiben.

Die Folgen der Corona-Krise und die Naturkatastrophen haben der Swiss Re im Jahr 2020 einen deutlichen Verlust eingebrockt. Das Ergebnis: Der Schweizer Rückversicherer schrieb für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Minus von 878 Mio. US-Dollar. 2019 stand noch ein Gewinn von 727 Mio. US-Dollar in den Büchern.

Insgesamt summieren sich die Schäden und Rückstellungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie wie etwa Betriebsunterbrechungen, den Ausfall von Großveranstaltungen oder Kranken- und Ablebensversicherungen für die Swiss Re auf 3,9 Mrd. US-Doller. In der Lebensparte beliefen sich die COVID-19-Schäden im Jahr 2020 auf 999 Mio. US-Dollar, was sich vor allem in den höheren Mortalitätsraten in den USA und Großbritannien widerspiegele, heißt es bei der Swiss Re.

Naturkatastrophen schlagen beim Schweizer Rückversicherer mit weiteren 1,7 Mrd. US-Dollar zu Buche – allen voran die Hurrikan-Saison in Nordamerika. Die Auswirkungen von menschengemachten Großschäden seien vor allem von der Explosion im Hafen von Beirut geprägt worden. Die Schaden-Kosten-Quote lag 2020 bei 109,0 Prozent.

Damit schnitt Swiss Re schlechter ab als Analysten erwartet hatten. Allerdings hält der Rückversicherer an seinen bisherigen Finanzzielen fest und will seinen Aktionären wie angekündigt eine Dividende von 5,90 Franken je Aktie zahlen. Die Vergütungen von CEO Mumenthaler fallen 2020 indes mit 6,1 Mio. Franken noch etwas höher aus als im Vorjahr (2019: 5,9 Mio. Franken). Die gesamte Geschäftsleitung verdiente indes mit 45 Mio. Franken etwas weniger als noch ein Jahr zuvor (2019: 47 Mio. Franken).

Zum Vergleich: Die Konkurrenz aus München musste wie schon erwartet im letzten Jahr einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. So ging der Gewinn 2020 deutlich auf 1,211 Mrd. Euro (2019: 2,707 Mrd. Euro) zurück. Die pandemiebedingten Schäden belaufen sich Unternehmensangaben zufolge derzeit auf 3,4 Mrd. Euro. Davon entfielen 370 Mio. Euro auf die Rückversicherung Leben/Gesundheit und etwas über drei Mrd. Euro auf die Schaden-/Unfall-Rückversicherung.

Pandemien sind kein „Schwarzes-Schwan-Ereignis“

Allerdings sieht der Konzernchef in der Pandemie – trotz aller Unwägbarkeiten – kein Schwarzes-Schwan-Ereignis: „Alle 30 oder 40 Jahre haben wir diese Art von Pandemien, und leider haben wir, da es sich um Viren handelt, immer noch keine wirksame Möglichkeit, sie zu bekämpfen, wurde er jüngst im Schweizer Finanzmagazin cash.ch zitiert. Vielmehr sei es weniger überraschend, dass es zu Pandemien gekommen sei – sondern vielmehr die Reaktion der Gesellschaft und die strengen Lockdowns.

Vielmehr sei die Pandemie „ein Risiko, das nicht diversifiziert und nicht versichert werden kann. Die Versicherungsbranche weiß das“. Sein Blick richtet sich vielmehr auf den Klimawandel und dessen Folgen: So wird Mumenthaler öffentlich nicht müde, dessen Auswirkungen für die Rückversicherer zu betonen. Vielmehr seien „Klimarisiken eher Gesellschafts- als Versicherungsprobleme“, betont der Manager zu Jahresbeginn.

So forderte er bereits 2019 im Gespräch mit dem Handelsblatt „einen wissenschaftlich glaubhaften Plan, aber die Einigung aller Staaten ist gar nicht notwendig. Es geschieht heute schon viel, aber die Einzelmaßnahmen von Firmen, Regierungen, NGOs sind einfach nicht effektiv koordiniert. Dies würde sich mit einem Gesamtplan ändern. Gerade Klimaschützer sollten großes Interesse daran haben. Zusammenarbeit ist hier das entscheidende Schlüsselwort.“ Zudem bleibe das „Fliegen eine der schlimmsten Umweltsünden“.

Dies könnte sich allerdings in Nachpandemiezeiten durchaus ändern: Glaubt man jüngsten Analysen, beginnt sich die Geschäftswelt zunehmend an virtuelle Meetings zu gewöhnen. Für die Zeit nach der Pandemie rechnet allein die Lufthansa mit bis zu einem Fünftel weniger Business-Kundschaft. Mit Blick auf die Rückversicherungsbranche sieht Mumenthaler die Zukunft vor allem in Partnerschaften mit anderen Unternehmen: „Der Kauf von Versicherungen ist für den menschlichen Verstand schwierig, weil wir uns dann mit negativen Gedanken beschäftigen und über Wahrscheinlichkeiten nachdenken müssen. Kein Mensch setzt sich abends hin und hat Spaß daran, sich eine neue Police auszusuchen – darum haben es selbst coole und günstige digitale Versicherer so schwer“.

Daher versuche der Rückversicherer „Versicherungen in ein anderes Produkt zu integrieren, das die Menschen gern kaufen. Das geht natürlich auch in anderen Branchen als der Autobranche.“ Ein Modell, was übrigens auch die Munich Re für sich entdeckt hat: So will der Rückversicherer Munich Re künftig gemeinsam mit der Allianz und Google Cyberrisiken versichern. Dafür brachte der Rückversicherer jüngst eine Cyberversicherungslösung namens „Cloud Protection +“ auf den Markt, die sich exklusiv an Google-Cloud-Kunden richten soll.

Insgesamt bleibe Mumenthaler jedoch „ein Optimist“ und glaubt in einem Gespräch mit dem Online-Portal The Insurer, „dass das Erreichen des Netto-Nullpunkts bis 2050 eine mögliche Mission ist, aber wir müssen die Klimalösungen über alle Wertschöpfungsketten hinweg beschleunigen und skalieren. Dies erfordert eine enorme Zusammenarbeit und branchenübergreifende gemeinsame Problemlösungen, um die Emissionen drastisch zu reduzieren. Ohne skalierbare Lösungen zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre werden wir jedoch keinen Netto-Nullpunkt erreichen. Dieser Sektor befindet sich noch im Anfangsstadium, und wir alle haben die Pflicht, Innovationen und Fortschritte in dieser Hinsicht zu unterstützen.“

Autor: VW-Redaktion

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