AGCS drückt den Alarmknopf und verbessert Wordings: „Müssen uns auf häufigere Extremszenarien einstellen“

Die Allianz drückt den Alarmknopf. Bild von Andrew Martin auf Pixabay

Die Unternehmen fürchten die Betriebsunterbrechung und investieren mehr in Sicherheit. Das lässt die Prämien der Industrieversicherer wie AGCS steigen. Gleichzeitig erklärt das Unternehmen bei der Vorstellung des Allianz Risiko Barometers 2021, dass es die Pandemie-Gefahr wenigstens partiell unterschätzt habe. Für sich selbst und die Kunden hat AGCS seine Lehren aus den Ergebnissen der Umfrage gezogen.

Die befragten nationalen und internationalen Unternehmen bewerten die Gefahren für ihre Unternehmen sehr ähnlich. In der Reihenfolge der drei Hauptgefahren gibt es lediglich bei der Cybergefahr eine minimale Verschiebung.

Quelle: AGCS

Die Gefahr eines Hackerangriffes wird in Deutschland stärker eingeschätzt als weltweit. Eine leichte Anomalie, die nicht durch Zahlen gedeckt ist. Es gäbe keine Länder-Hotspots, in denen Unternehmen besonders stark oder oft von Hackern angegriffen werden, sagt Jürgen Wiemann, Regionaler Leiter der Sachversicherung bei der AGCS in Zentral- und Osteuropa, bei der Vorstellung der Studie.

Quelle: AGCS

Das Internet ist ein globales Netz und so arbeiten auch die Hacker ohne Beachtung der Ländergrenzen , die Angriffsfelder sind zahlreich.

Quelle: AGCS

Es ist aber nicht nur der Bewegungsradius, auch der Aktionsgrad ist ausgeprägt. Jede vierte Cyber-Police bei AGCS hat mittlerweile einen Schaden. Bei zunehmendem Kunden- und Prämienvolumen, im Jahr 2019 wurde erstmals die 100. Mio. Euro Decke durchbrochen, ist das aber kein Grund für eine Zeichnungsreduktion. „Es gibt keinen Prämiendeckel, erklärt Hans-Jörg Mauthe, Regional Managing Director für AGCS in Zentral- und Osteuropa. Die Risikobegrenzung fände an anderer Stelle statt, beispielsweise bei der Rückversicherung oder in den Bedingungen.

Die Gefahrengewöhnung

Insgesamt sei die Unsicherheit bezüglich Risiken bei den Unternehmen gestiegen. Das zeige sich bei größeren Gefahrenbudgets und steigenden Prämien, erklärt Mauthe. Als Empfehlung aus dem Risk-Barometer empfiehlt er den Unternehmen, ihr Business Continuity Management (BCM), Schutz bei gravierenden Betriebsstörungen, zu verbessern und auszubauen. Dazu würden auch regelmäßige, interne Übungen gehören, wie das bei AGCS geschehe. Die Bedeutung eines kontinuierlichen und zeitgemäßen Risk-Management gehöre ebenso zu den Lehren, die aus dem Risiko Barometer gezogen werden können. Die Unternehmen sollten zusätzlich nach Lösungen für Probleme suchen, die „nicht versichert werden können“, erklärt Mauthe. Die AGCS helfe den Kunden auch an dieser Stelle weiter.

Bei der Gefahr der Betriebsunterbrechung wollen die Unternehmen verschiedene Maßnahmen treffen, um ihre Anfälligkeit zu reduzieren.

Quelle: AGCS

Nicht nur streben Sie in Übereinstimmung mit Mauthe den Ausbau ihres BCM an, sondern suchen nach alternative Lieferanten und Bezugsketten. Allzu große Hoffnung sollten sich die europäischen Politiker und Hersteller aber nicht machen, eine Umkehr des made in Asia-Trends ist nicht vorherzusehen. Dafür sprechen ganz praktische Gründe. Längst nicht alle Unternehmen können in ihrem Herstellungsprozess beliebig viele Substitute einsetzen. Dazu kommt die Tatsache, dass viele Verträge „langfristig laufen“, wie Wiemann erklärt. Er erwartet daher im Bereich der Lieferanten keinen „kurzfristigen Effekt“.

Wenn Brad Pitt arbeitslos wird

Im Bereich der Industrieversicherung ist das Unternehmen wenig  von Covid betroffen, dafür umso stärker im Bereich Entertainment. In diesem Sektor entstanden rund 500. Mio. Euro Schäden, wie er bereits im Interview mit VWheute erklärte. Im eigenen Haus gab es ebenfalls Versäumnisse. „Das Pandemierisiko wurde mindestens im Bereich Film nicht genug beachtet“, erklärte Mauthe. Mit der (partiellen) Unterschätzung der Pandemiegefahr ist der Versicherer allerdings nicht allein, wie ein Blick in eine beliebige Zeitung offenbart.

Das vielbesprochene Urteil in der Betriebsschließungsversicherung in Großbritannien hat indirekt auch bei der AGCS Wirkung gezeigt. „Alle Wordings der Verträge werden speziell im Bereich des Pandemieschutzes noch einmal angeschaut und gegebenenfalls zur nächsten Erneuerungsrunde angepasst“, erklärt Mauthe. Das sei ein „klares Thema“. Der Versicherer wolle weiter mit Verbänden, Ländern und Partnern zusammenarbeiten, um Poollösungen für Ereignisse wie Covid-19 zu erarbeiten.

Das ist auch nötig, denn eine risikoärmere Welt wird es absehbar nicht geben, weiß AGCS-CEO Joachim Müller. „Während die Pandemie viele Länder auf der ganzen Welt weiterhin fest im Griff hat, müssen wir uns auf häufigere Extremszenarien einstellen – beispielsweise einen globalen Cloud-Ausfall oder Cyberangriff, Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels oder sogar einen weiteren Seuchenausbruch.“

Autor: Maximilian Volz

Zur Studie: ALLIANZ RISIKO BAROMETER 2021

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