Bitteres Finale: Weinstein-Opfer bekommen 17 statt 18 Millionen Schadenersatz

Harvey Weinstein. Quelle: dpa / picture-alliance

Der Fall Harvey Weinstein ist so schockierend wie komplex. Der Filmmogul hat Sexualverbrechen gegenüber Frauen verübt und wurde zu Haft und Schadenersatz verurteilt. Das Problem, es existieren mehr Forderungen als Vermögen, weswegen ein Konkursrichter festlegen muss, wer welchen Teil des zu kleinen Kuchens bekommt. Seine Opfer gehen nicht leer aus, bekommen aber weniger als gedacht. Die Versicherer finden sich mitten im Konkursprozesswirbel und müssen Millionen bezahlen.

Das Weinstein-Drama hat mittlerweile mehr Akte als jeder von ihm finanzierte Tarantino-Movie. Der ehemalige Filmproduzent hat sexuell motivierte Verbrechen gegenüber Frauen verübt und dabei wohl seine Machtstellung ausgenutzt. Er ist im Jahr 2020 zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Gemeinsam mit seinem Bruder gehörte ihm die Filmproduktion Weinstein Company und auch er selbst war millionenschwer, unter anderem durch den 75-Millionen-Dollar-Verkauf seiner früheren Produktionsfirma Miramax an eine Disney-Tochter.

Wegen der mittlerweile bewiesenen Verbrechen gegen die Privatperson Harvey Weinstein musste sein Unternehmen, dass er mit seinem Bruder Bob gründete, Konkurs anmelden. Es entstand ein Geflecht aus privatem und Firmengeld in Verbindung mit Ansprüchen von Opfern und Unternehmensschuldnern. Den Forderungen standen wiederrum (teilweise) Absicherungen bei Versicherungen gegenüber, sodass ein Puzzle entstand, dass viele Anwälte reich machte. Die Weinstein Company hatte ihre Güter wie Film- und Merchandise-Rechte zwischenzeitlich an Lantern Entertainment, später Spyglass Media Group, für 289 Millionen Dollar verkauft. Dennoch war am Ende zu wenig Geld im Topf, um alle Ansprüche zu bedienen. In Amerika wird dann ein Konkursrichter bestimmt, der entscheidet, wer was bekommt.

Besser als nichts?

Die Opfer der sexuellen Verbrechen von Harvey Weinstein bekommen 17. Millionen Dollar zugesprochen, hat nun die Richterin Mary Walrath entschieden. Sie verwarf bei ihrer Entscheidung den Einspruch einiger der Anklägerinnen, ihre Ansprüche außerhalb des „Konkursgerichtes“ zu suchen. „Ohne die Einigung würden die Anklagstellerinnen einen minimalen oder gar keine Wiedergutmachung  erhalten“, erklärte die Richterin. Der 17-Millionen-Topf wird unter mehr als 50 Opfern aufgeteilt, je nach Schwere der Anschuldigungen. Einzelne Anspruchstellerinnen können mehr als 500.000 Dollar erhalten. Von den Opfern stimmten 39 für und acht gegen die Abmachung, schreibt BBC.

Insgesamt haben Versicherer 35 Mio. US-Dollar für den Liquidationsplan des Unternehmens geleistet, darunter sind nicht ganz zehn Millionen aus der D&O-Versicherung, die Harvey Weinstein erlaubten, einen Teil seine Rechts- und Anwaltskosten zu decken, meldet die Nachrichtenseite. Die D&O leistet nicht für  die Schäden seine sexuellen Vergehen, da Vorsatz selbstverständlich ausgeschlossen ist.

Anfang Juli stand bereits einmal eine Einigung im Raum. Die Vergleichssumme von 18,87 Mio. Dollar wurde diskutiert, doch sowohl einige der Opfer wie auch ein Richter legten ein Veto ein.

Autor: Maximilian Volz

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