GDV: Versicherer sind gut gerüstet für den Brexit

Quelle: Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Heute um Mitternacht ist es so weit: Großbritannien verlässt die Europäische Union (EU). Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sieht die Versicherer allerdings gut gerüstet. „Die gute Nachricht lautet: Für Versicherte hat der Brexit kaum Auswirkungen“, konstatiert GDV-Chefvolkswirt Klaus Wiener.

„Wir als Verband haben frühzeitig darauf hingewiesen, dass man sich auf einen Brexit vorbereiten muss. Wer weiter in Großbritannien Geschäft betreiben will, hat dort eine Tochtergesellschaft oder Drittstaaten-Niederlassung gegründet. Nach meinem Eindruck haben alle Unternehmen die entsprechenden Vorbereitungen getroffen“, betont der Ökonom. Dennoch sehe die Branche den Brexit mit Sorge.

„In vielen Fragen zum Thema Finanzdienstleitungen waren die Vertreter Großbritanniens wichtige Impulsgeber, immer mit einem Blick für marktwirtschaftliche Lösungen. Bestes Beispiel ist die Entwicklung des Regelwerkes Solvency II, dessen Markt- und Risikoorientierung auch das Ergebnis einer konsequenten Positionierung der Briten ist. Es wäre mit Blick auf die aktuellen und zukünftigen wirtschaftlichen Herausforderungen der EU besorgniserregend, wenn diese Marktorientierung in Zukunft verloren ginge“, betont Wiener.

„Der Binnenmarkt ist das Kronjuwel der EU, das wird auch so bleiben. Wer als Staat die EU verlassen möchte, der sollte sich im Klaren sein: Das läuft nicht ohne Schäden für die eigene Volkswirtschaft ab.

Klaus Wiener, Chefvolkswirt des GDV

Allerdings stehe das Gros der Arbeit noch bevor, betont der Volkswirt: „Es wird darauf ankommen, ein künftiges Verhältnis der EU zu Großbritannien zu definieren. Dabei gilt es, gute nachbarschaftliche Beziehungen aufrechtzuerhalten, gleichzeitig aber die Integrität des Binnenmarktes zu schützen. Perspektivisch ist wichtig, dass sich die Regeln der Aufsicht und die Aufsichtspraxis in Großbritannien einerseits und der EU andererseits nicht auseinanderentwickeln, etwa was Solvency II betrifft“.

Auswirkungen für die Kunden

Und was bedeutet der Brexit für die Kunden? „Für den Bereich Komposit Industriekunden und Komposit Gewerbekunden gilt, dass gegenwärtig in Großbritannien gelegene Risiken entweder durch die Nutzung der Dienstleistungsfreiheit (FOS) direkt in deutschen Versicherungsverträgen mitversichert sind oder es sich um internationale Versicherungsprogramme handelt, bei denen die Risiken lokal über unseren Kooperationspartner AVIVA versichert sind, der den Vertrag in der Regel bei uns rückversichert hat“, erläutert Konstantin Engel, Leiter Steuerung International der Gothaer Allgemeine Versicherung AG.

Zudem gebe es „ja eine Übergangszeit, in der die bisherige Handlungsgrundlage zunächst unverändert fortbesteht. In dieser Zeit können die aktuellen Versicherungslösungen weiter bestehen bleiben und es bleibt genug Zeit, zukünftige Versicherungslösungen in Abhängigkeit der weiteren Verhandlungsergebnisse neu auszugestalten“, so Engel weiter.

Quelle: Statista

Für das Vereinigte Königreich könnte der volkswirtschaftliche Schaden des EU-Austrittes jedenfalls verheerend sein. So schätzen die Analysten von Bloomberg Economics den wirtschaftlichen Schaden bis Ende 2020 auf rund 203 Mrd. Pfund. Dies entspreche laut Analyse fast den Beiträgen des Landes zum EU-Budget seit dem Beitrittsjahr 1973. Dazu kommen noch die finanziellen Verpflichtungen gegenüber der EU in Höhe von rund 309 Mrd. Pfund.

Autor: VW-Redaktion

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