Weltwirtschaftsforum: In Davos dreht sich alles ums Klima

Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Quelle: dpa / Picture-Alliance

Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte ist dabei – ebenso wie Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, oder Siemens-Chef Joe Kaeser. Wenn die wichtigsten Wirtschaftsbosse heute im Schweizer Skiort Davos auf Politprominenz wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, die neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, US-Präsident Donald Trump oder die Klima-Aktivistin Greta Thunberg, dreht sich nahezu alles um das Klima auf diesem Planeten.

So zählen ökologische Risiken erstmals auf den fünf Spitzenplätzen der wahrscheinlichsten Risiken. Dazu zählen unter anderem extreme Wetterereignisse mit erheblichen Sachschäden und Verlust von Menschenleben, das Scheitern des Klimaschutzes, von Menschen verursachte Umweltschäden und Katastrophen, schwere Naturkatastrophen sowie der Zusammenbruch von Ökosystemen, heißt es in der jüngsten Ausgabe des WEF-Risikoberichts.

Dabei stufen 78 Prozent der rund 750 befragten Experten und Entscheidungsträger rund um den Globus in diesem Jahr vor allem „wirtschaftliche Konfrontationen“ und „innenpolitische Polarisierung“ als kurzfristige Risiken ein. Dies würde sich als besonders katastrophal erweisen – vor allem in Bezug auf die Bewältigung dringender Herausforderungen wie der Klimakrise, des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Artenrückgang in Rekordhöhe.

Dass sich die Auswirkungen des Klimawandels auch in den Bilanzen der Versicherer bemerkbar machen, zeigen die jüngsten Zahlen der beiden großen Rückversicherer: So verursachten im vergangenen Jahr verursachten 820 Naturkatastrophen einen Gesamtschaden von 150 Mrd. US-Dollar. Davon waren rund 52 Mrd. US-Dollar versichert, teilte die Munich Re vor wenigen Tagen mit. Weltweit kamen im vergangenen Jahr rund 9.000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben (Vorjahr 15.000).

Die Swiss Re kam kurz vor Weihnachten zu einer ähnlichen Einschätzung. Laut einer jüngsten Sigma-Schätzung kosten die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen und Man-Made-Katastrophen des Jahres 2019 voraussichtlich rund 56 Mrd. US-Dollar. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden belaufen sich auf 140 Mrd. US-Dollar (2018: 176 Mrd. US-Dollar).

In Deutschland fiel die Naturgefahrenbilanz 2019 hingegen leicht unterdurchschnittlich aus: Dennoch stehe das Jahr für einige schwere Stürme, große Hitze und starke lokale Überschwemmungen – und ist damit charakteristisch für Extremwetter in Deutschland, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bereits Ende Dezember 2019 mit.

Klima rückt zunehmend in den Fokus

So bestimmt der Klimawandel seit einigen Jahren zunehmend die politische Agenda in Davos. „In den 80er-, 90er-Jahren waren Bemühungen da, zwischen Israel und Palästina zu vermitteln. Dann in den 90er-Jahren wurde natürlich sehr viel über die neuen Technologien gesprochen: das Internet. Dann war 2001 natürlich mit 9/11 das Thema Terrorismus dann ein großes. Dann kam die Wirtschaftskrise 2008 und jetzt sprechen wir vor allen Dingen über Klima und versuchen, Lösungen für das Problem Klima, Klimawandel zu finden“, konstatierte Hans-Paul Bürkner von der Boston Consulting Group gegenüber dem Deutschlandfunk (DLF).

2009 und 2010 standen die Treffen schließlich ganz im Zeichen der internationalen Finanzkrise, waren es 2011 bereits Stürme und andere Wetterextreme. 2015 und 2016 rückten allerdings im Zuge des Syrien-Konfliktes die Themen „internationale Konflikte“ und „Einwanderung“ an der Spitze der Angstskala.

Auch die Ungleichheit zwischen Arm und Reich steht immer wieder auf der Agenda des Weltwirtschaftsforums – so auch wieder in diesem Jahr. Laut einer aktuellen Analyse der Hilfsorganisation Oxfam hat die Vermögenskonzentration an der Spitze im vergangenen Jahr weiter zugenommen. So hsei der Besitz der aktuell 2.153 Milliardäre im Jahr 2019 zusammengerechnet größer gewesen als der der ärmsten 4,6 Milliarden Menschen der Erde.

Allein in Deutschland gab es laut Forbes im Februar 2019 insgesamt 114 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 485 Mrd. US-Dollar. Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verfügte die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung zusammen im Jahr 2017 über nur 1,3 Prozent des Gesamtvermögens. Den reichsten zehn Prozent gehörten gemeinsam 56 Prozent des Vermögens.

Bleibt die Frage, was am Ende von einem Treffen wie in Davos zu erwarten ist: „Der größte Gewinn ist, dass man natürlich innerhalb von sehr kurzer Zeit sehr viele Leute trifft, sich austauscht, auch durchaus Probleme ansprechen kann, auch hört, was beschäftigt die Leute, wo kann man Lösungen finden“, so Bürkner.

Zudem glaube er, dass „die vielen Diskussionen und Gespräche in Davos“ auch dazu beitragen, „dass man nicht nur einfach diskutiert, sondern auch Dinge dann angeht und Schritt für Schritt auch löst, auch wenn es jetzt nicht den ganz großen Durchbruch geben wird. Zumindest vermute ich das nicht“.

Autor: VW-Redaktion

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