Munich Re: Wirbelstürme verursachen 2019 Schäden in Milliardenhöhe

Über Deutschland braute sich etwas zusammen. Quelle: Bild von WikiImages auf Pixabay

Die Wetterkapriolen machen den Rückversicherern weiter schwer zu schaffen. Im vergangenen Jahr verursachten 820 Naturkatastrophen einen Gesamtschaden von 150 Mrd. US-Dollar. Davon waren rund 52 Mrd. US-Dollar versichert, teilte die Munich Re mit. Weltweit kamen im vergangenen Jahr rund 9.000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben (Vorjahr 15.000).

Der Anteil der versicherten Schäden an den Gesamtschäden von gut 35 Prozent entspricht dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, heißt es beim Rückversicherer weiter. Ein wesentlicher Grund dafür liegt vor allem darin, dass vor allem ärmere Länder betroffen waren. Der Zyklon „Idai“ verwüstete im März 2019 große Teile des südostafrikanischen Staates Mosambik mit Schäden von etwa 2,3 Mrd. Dollar und mehr als 1.000 Toten. Versichert waren diese allerdings so gut wie nicht.

„Die schweren Wirbelstürme 2019 haben gezeigt, wie wichtig das Wissen über Risikoveränderungen ist. Natürliche Klimaschwankungen beeinflussen Wetterkatastrophen von Jahr zu Jahr. Längerfristige Auswirkungen des Klimawandels sind aber auch schon spür- und sichtbar. Um den Trend zu steigenden Schäden abzudämpfen, müssen Gebäude und Infrastruktur widerstandsfähiger gemacht werden. Dann kann Versicherung umso besser wirken und die verbleibenden finanziellen Schäden tragen.“

Torsten Jeworrek, Vorstand der Munich Re
Quelle: Munich Re

Teuerstes Schadenereignis war laut Munich Re der Taifun „Hagibis“ mit etwa 17 Mrd. US-Dollar, von denen etwa zehn Mrd. US-Dollar versichert sind. Taifun „Faxai“ verursachte zudem einen geschätzten Gesamtschaden von rund neun Mrd. US-Dollar. Wegen des höheren Anteils an stärker versicherten Sturmschäden betrug der versicherte Schaden etwa sieben Mrd. US-Dollar.

„Die Taifunsaison zeigt, dass wir in unseren Risikobewertungen kurzfristige natürliche Klimaschwankungen ebenso wie langfristige Trends durch den Klimawandel berücksichtigen müssen. Insbesondere häufen sich Wirbelstürme mit extremen Niederschlägen, so wie 2019 ‚Hagibis‘ in Japan oder 2017 Hurrikan ‚Harvey‘ in den USA. Diese Veränderungen zu kennen kann Grundlage für weitere schadenmindernde Vorsorgemaßnahmen sein“, konstatiert Ernst Rauch, Chef-Klima- und Geowissenschaftler von Munich Re.

Der stärkste Hurrikan der Saison, „Dorian“, verursachte auf den Bahamas verheerende Schäden von etwa 5,6 Mrd. US-Dollar, davon ein geringerer Teil in den USA. Versichert waren etwa vier Mrd. US-Dollar. Allerdings fiel der Anteil der Naturkatastrophen-Schäden in den USA geringer als üblich, so die Munich Re weiter.

Die Swiss Re kam kurz vor Weihnachten zu einer ähnlichen Einschätzung. Laut einer jüngsten Sigma-Schätzung kosten die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen und Man-Made-Katastrophen des Jahres 2019 voraussichtlich rund 56 Mrd. US-Dollar. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden belaufen sich auf 140 Mrd. US-Dollar (2018: 176 Mrd. US-Dollar).

Allein 133 Mrd. US-Dollar entfallen demnach auf Naturkatastrophen. Die restlichen Schäden von sieben Mrd. US-Dollar sind auf Man-made-Katastrophen zurückzuführen. Die weltweit versicherten Schäden aus Naturkatastrophen sanken von 84 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018 auf 50 Mrd. US-Dollar. Die versicherten Schäden aus Man-made-Katastrophen sanken von neun auf sechs Mrd. US-Dollar.

Waldbrände halten Rückversicherer weiter in Atem

Während die Waldbrände in Kalifornien 2019 im Vergleich zum Vorjahr eher glimpflich ausfielen, blicken die Versicherer mit großer Sorge nach Australien. Hohe Temperaturen und trockene Luft in Kombination mit viel brennbarem Buschwerk durch fehlende Niederschläge in der kühlen Jahreszeit führten zu einem sehr frühen Beginn der Waldbrandsaison im September, so die Munich Re.

Betroffen waren zunächst Queensland und danach auch die Bundesstaaten New South Wales, Victoria, South Australia, Western Australia und Tasmanien. Extreme Feuer hüllten die Metropole Sydney in Rauch, Schulen und Behörden wurden zeitweise geschlossen.

Auch beim aktuellen Feuer in Australien sind viele Schäden nicht versichert. Dennoch sprach der australische Versichererverband Insurance Council of Australia von bislang 9.000 Schadensmeldungen im Wert von etwa 300 Mio. Dollar. Das war der Stand vor einer Woche, inzwischen dürfte sich die Zahl laut Experten verdoppelt haben. 789 Häuser wurden im Bundesstaat New South Wales zerstört, 86 in Sout Australia 40 in Queensland.

Insgesamt sind 2.000 Häuser komplett verbrannt. Der heimische Versicherer Insurance Australia Group dürfte für die meisten Schäden aufkommen. Die Ratingagentur S&P bescheinigt den betroffenen Versicherern jedoch Schäden auf einem „moderaten Level“, die ohnehin gut von den Rückversicherern absorbiert werden. Aktuelle Zahlen aus der Versicherungswirtschaft gehen von bisher rund 700 Mio. australischen Dollar aus (430 Mio. Euro).

Quelle: Munich Re

Hitze und Unwetter waren größte Schadentreiber in Europa

In Europa war nach Angaben des Rückversicherers eine Kombination aus Hitzewellen und schweren Unwettern mit Hagel der größte Schadentreiber. Die lange Trockenheit führte in vielen Ländern zu Ernteeinbußen. In Deutschland verursachte ein Unwetter im Großraum München im Juni mit Hagelkörnern in Golfballgröße Schäden von fast einer Mrd. Euro (eine Mrd. US-Dollar), davon waren fast drei Viertel versichert.

In Deutschland fiel die Naturgefahrenbilanz 2019 hingegen leicht unterdurchschnittlich aus: Dennoch stehe das Jahr für einige schwere Stürme, große Hitze und starke lokale Überschwemmungen – und ist damit charakteristisch für Extremwetter in Deutschland, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bereits Ende Dezember 2019 mit.

Quelle: GDV

So haben Stürme, Hagel und Starkregen in Deutschland versicherte Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Kraftfahrzeugen in Höhe von 3,2 Mrd. Euro verursacht. Die Bilanz liegt damit auf dem Vorjahresniveau und unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 3,7 Mrd. Euro, teilte der GDV aus Basis vorläufiger Zahlen mit.

„Insgesamt steht das Jahr 2019 für einige schwere Stürme, große Hitze und starke lokale Überschwemmungen und ist damit charakteristisch für Extremwetter auch in Deutschland.“

Wolfgang Weiler, GDV-Präsident

Allerdings haben sich die Leistungen für Sturm-, Hagel-, Blitz- und Überschwemmungsschäden an Kraftfahrzeugen im vergangenen Jahr laut Branchenverband auf fast eine Milliarde Euro verdoppelt. Allein die Unwetterserie und der Hagel an Pfingsten schlugen 2019 mit Schäden an Kraftfahrzeugen von rund 350 Mio. Euro zu Buche. Insgesamt liegen die Schäden voraussichtlich jedoch rund fünf Prozent über dem langjährigen Schnitt von 950 Mio. Euro.

Sturm und Hagel und weitere Naturgefahren wie Starkregen verursachten laut GDV Schäden in Höhe von 2,2 Mrd. Euro und liegen damit unter dem langjährigen Durchschnitt von 2,7 Mrd. Euro. Allein im März mit den Stürmen „Dragi“ und „Eberhard“ dürften Schäden von knapp 500 Mio. Euro angefallen sein.

Autor: VW-Redaktion

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