Versicherer setzen bei Kapitalanlagen weiter auf Atomkraft

Ist Atomkraft nachhaltig – die Versicherer müssen diese Frage für sich beantworten. Bild von Markus Distelrath auf Pixabay.

An Atomkraft scheiden sich derzeit die Geister – auch in der Versicherungsbranche. Laut einer aktuellen Blitzumfrage von Vers Leipzig unter 39 Versicherungsunternehmen wollen 50 Prozent der Befragten die taxonomiekonforme Investitionsmöglichkeit in Gas- und Atomkraft zu nutzen. Die andere Hälfte gibt sich noch unentschlossen.

Zudem sehen knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit bei der Produktentwicklung einen mindestens großen Handlungsbedarf. Dicht gefolgt von der Kapitalanlage (rund 80 Prozent) sowie dem Vertrieb (89 Prozent). Die Bereiche Schadenmanagement, Compliance sowie IT sind in der Bewertung nach Betroffenheit bislang noch unterrepräsentiert. Mehr als 69 Prozent der Befragten schätzen den Handlungsbedarf in diesen drei Bereichen als nur mittel bis sehr gering ein.

Zudem sehen rund 20 Prozent der teilnehmenden Häuser ihre Transformationsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit bereits zu 61 bis 70 Prozent umgesetzt. Ähnlich viele Befragte sehen den Fortschritt allerdings bei unter 20 Prozent. Es zeige sich also weiterhin, dass die Branche noch nicht auf einem einheitlichen Stand ist und die vielfältigen Bemühungen unterschiedlich weit vorangeschritten seien, heißt es bei Vers Leipzig weiter.

Ausschlaggebend für die schleppende Umsetzung sei dabei vor allem der personelle Engpass. Rund 70 Prozent der Befragten sehen diesen als sehr großen Engpass. Sieben der 39 teilnehmenden Versicherer haben keine einzige Person, die sich im Schwerpunkt mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Zwölf Häuser beschäftigen jeweils eine Person mit Fokus Nachhaltigkeit; der Durchschnitt über alle befragten Versicherer liegt bei 3,3 Personen.

Für den Bayerische-Vorstandschef und DAV-Chef Herbert Schneidemann bleibt Atomkraft für Versicherer jedenfalls ein No-Go. Die EU-Kommission hat entschieden, dass die Investments in Gas- und Atomkraftwerke von Januar 2023 unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein könnte. Einige Versicherer haben die Investments bereits ausgeschlossen, die Allianz ließ die Tür einen Spalt offen.

Schneidemann selbst ist nicht überrascht über die Atomkraft-Renaissance; gegenüber VWheute erklärte er bereits Ende Juli, dass er davon ausgeht, dass „Atomkraft als nachhaltig gelten wird“. Generell sind Ausschlüsse für global agierende Unternehmen schwieriger, nicht zuletzt aufgrund des Anlagevolumens und divergierender Meinungen in den Ländergesellschaften.

Autor: VW-Redaktion

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