Technik der Zukunft: Cloud Computing überholt Künstliche Intelligenz

Was wird die Zukunft der Versicherungsbranche bestimmen? Sollers weiß es. Bild von Genty auf Pixabay.

Was wird den Versicherungsmarkt von morgen prägen: Robotic Process Automation (RPA), Künstliche Intelligenz, Blockchain oder gar maschinelles Lernen – und was ist mit dem ehemaligen Versichererliebling Internet der Dinge? Die Unternehmensberatung Sollers hat erarbeitet, was wirklich wichtig wird und welche Techniken obsolet sind.

Cloud Computing wird in den kommenden zehn Jahren zu einer gängigen Technologie in der Versicherungsbranche werden, zeigen Umfragen von Sollers Consulting unter Führungskräften und Fachleuten aus der Versicherungsbranche. Die RPA wird auf dem Markt als wichtiger angesehen als Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, während Telematik und das Internet der Dinge vergleichsweise gering gewichtet werden.

Mehr als acht der zehn Top-Versicherer in den Märkten werden im Jahr 2031 auf Cloud und robotergestützte Prozessautomatisierung (RPA) setzen. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden ebenfalls wichtig sein, aber sie schneiden etwas schlechter ab als RPA. Während offene APIs fast ebenso wichtig sind, werden das Internet der Dinge (IoT), Telematik und Blockchain in der Versicherungsbranche nicht als Topthema angesehen.

Versicherer wollen Neues

Die Versicherer sind lernbereit, weiß der IT-Experte Sollers. „Die Bereitschaft zur Innovation ist weit verbreitet, und Innovationen werden entscheidende Funktionalitäten beeinflussen. Die Versicherer werden mehr Partnerschaften eingehen. Um ihre IT zu modernisieren, werden sie stark auf Cloud-Lösungen setzen“, kommentiert Michał Trochimczuk, Managing Partner und Mitbegründer von Sollers Consulting.

Versicherer zeigen einen hohen Lernwillen. Dies gilt insbesondere für Deutschland, während in Polen die Bereitschaft, in Innovationen zu investieren, „deutlich geringer“ ist.

Quelle: Sollers

Für die andersgeartete Innovationsbereitschaft gibt es Gründe. „Die Unterschiede in der Einstellung zur Innovation in den Märkten könnten mit dem unterschiedlichen Grad der Digitalisierung und dem Bewusstsein für die disruptive Kraft in den jeweiligen Ländern zusammenhängen“, sagt Marcin Pluta, Managing Partner und Mitbegründer von Sollers Consulting.

Das soll automatisch funktionieren

Ein Teil der Umfrage widmete sich der Automatisierung, die bei der Entwicklung des Versicherungsunternehmens der Zukunft eine entscheidende Rolle spielt. Die Versicherer sehen das größte Potenzial der Automatisierung in den Bereichen Berichtswesen, Policenverwaltung, Back-Office-Prozesse und Schadenbearbeitung. Zwischen 68 und 81 Prozent der Befragten glauben, dass diese administrativen Prozesse in hohem Maße automatisiert werden. Der Vertrieb wird in der Branche immer noch als persönliche Interaktion gesehen. Allerdings sind 33 Prozent der Versicherungsmanager und -spezialisten davon überzeugt, dass der Vertrieb in Zukunft zu 70 Prozent oder mehr automatisiert sein wird.

„Banken und Versicherer unternehmen große Anstrengungen, den Versicherungsvertrieb zu digitalisieren. Um dabei erfolgreich zu sein, müssen sie jedoch flexible Versicherungsplattformen implementieren, die es ihnen ermöglichen, schnell auf sich verändernde Märkte zu reagieren“, kommentiert Trochimczuk.

Aggregatoren haben die Versicherungsbranche auch aus technischer Sicht verändert. Die Versicherer waren gezwungen, Lösungen zu entwickeln, um Preisvergleichs-Websites sehr schnell zu bedienen, erklärt Pluta. Schnelligkeit und Preis hätten im Versicherungsgeschäft an Bedeutung gewonnen. Für die Versicherer sei das immer noch eine Herausforderung.

Kernsysteme werden von nationalen Anforderungen dominiert

Die Versicherer schenken ihren Kernsystemen, die in vielen Fällen hinter der technologischen Entwicklung zurückbleiben, zunehmend Aufmerksamkeit. Versicherungsmanager und -experten sind überzeugt, dass die Kernsysteme in die Cloud verlagert werden. Kernsysteme „on cloud“ erzielen bei den Befragten der Sollers-Umfrage die höchsten Werte, „on premise“ die niedrigsten.

„Die Fachleute in der Versicherungsbranche wissen, dass Cloud eine größere geschäftliche Flexibilität und operative Effektivität gewährleistet. Beides wird in der Ära der integrierten und intelligenten Ökosysteme immer wichtiger“, analysiert Pluta.

Die Umfragen zeigen auch, dass national entwickelte Versicherungs-Kernsysteme wichtiger zu sein scheinen als Kernsysteme, die international entwickelt werden. In einer globalisierten Welt überrascht das, aber Versicherung ist oft noch ein sehr länderspezifisches Geschäft. „Die Regulierung ist einer von vielen Gründen dafür“, kommentiert Trochimczuk.

Das Internet wird alles verändern

Die Geschwindigkeit der Digitalisierung hat ihre Grenzen noch nicht erreicht, und dafür gibt es klare Anzeichen, fasst der Sollers-Bericht zusammen. Während die Versicherungsbranche viel über datengetriebene Geschäftsmodelle spricht, wird der Wert von Daten nur in sehr vereinzelten Bereichen genutzt. 5G wird die Menge der verfügbaren Daten erhöhen. Für die Versicherer ist es eine Herausforderung, diese zu nutzen. Bereits jetzt sind Branchen wie Gastronomie, Tourismus und Medien durch das Internet stark verändert worden.  

„Die Produkte haben sich nicht wesentlich verändert, aber die Art und Weise, wie sie angeboten und verkauft werden, ist völlig anders. Ich bin überzeugt, dass dasselbe auch in der Versicherungsbranche geschehen wird. Es wird sogar noch weiter gehen“, sagt Trochimczuk.

Zur Studie: Den vollständigen Bericht finden Sie hier. Sollers Consulting hat in den Jahren 2020 und 2021 sein zwanzigjähriges Bestehen gefeiert. In dieser Zeit hat das Beratungsunternehmen Manager und Fachleute aus der Versicherungsbranche in Europa, den USA, Japan und anderen Märkten befragt. Rund 80 Manager nahmen an der Umfrage teil. Weitere Informationen finden Sie unter sollers.eu

Autor: VW-Redaktion