Umkehr des Gewollten: Digitalisierung verteuert Kfz-Reparaturen

Sind KFZ-Versicherer und Werkstätten Gegenspieler? Bild von Ryan McGuire auf Pixabay.

Die Digitalisierung bei den Versicherern und Dienstleistern für die Schadensteuerung führt nach den Worten von Peter Börner zu mehr Aufwand für die Kfz-Werkstätten. Der Präsident des Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik e. V. (ZKF) sprach sich auf dem 14. BusinessForum21-Kongress „Aktives Schadenmanagement“ gegen die „Alleingänge“ der Assekuranz und mehr Dialog aus. „Die Digitalisierung muss zu den Management-EDV-Systemen der Werkstätten passen“, so Börner.

Zwischen 2010 und 2019 sei die Zahl der „nicht-produktiven“, weil mit Verwaltungsaufgaben beschäftigten Mitarbeiter in den Werkstätten von durchschnittlich fünf auf acht gestiegen. Die Kosten dieser Beschäftigten hätten sich dabei verdoppelt, berichtete Börner. Dies sei das Ergebnis einer Zeitstudie, bei der im Auftrag der Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung e. V. (IFL) 500 Aufträge untersucht wurden. Für einen Bestandskunden ohne Sachverständigen wendeten die Werkstätten durchschnittlich 128 Minuten Verwaltungstätigkeit auf, für einen Neukunden mit Sachverständigem und Rechnungskürzung durch den Versicherer 198 Minuten. „Der administrative Aufwand ist ein wesentlicher Kostentreiber für die Werkstätten“, so Börner. Er bedauere es, dass der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. vor Jahren aus dem IFL ausgetreten sei. „Ich appelliere an die Versicherer, sich unsere Arbeit anzugucken.“ Es ist nicht neu, dass Börner die Versicherer wegen ihrer Kfz-Werkstatt-Strategie kritisiert. Bereits zuvor hat er sich mit deutlichen Worten gegen die Branche gewandt und dieser teilweise Preis-Dumping vorgeworfen. „Ja, wenn ein Versicherer wissentlich einen Stundensatz unter der Kostendeckung der Werkstatt zahlt und dabei noch willkürliche Kürzungen der Rechnungen vornimmt, dann ist das als ein nicht partnerschaftliches Verhalten auszulegen“, erklärte er im Interview mit VWheute, relativierte die Kritik aber im Anschluss.

Ungleichgewicht zugunsten der Branche?

Es könne nicht sein, dass die Digitalisierung nur den Versicherern Synergien, den Werkstätten aber Mehrarbeit und Kosten bringe, erklärt der Kritiker. Börner kritisiert zudem, dass die Versicherer mit unterschiedlichen Ansätzen agieren, die mit denen der Werkstätten nicht passen. Er kann sich eine digitale Gebührenordnung ähnlich der im medizinischen Bereich vorstellen. Beispiele für gemeinsame Entwicklungen sollten seiner Einschätzung nach ein Basiskalender zur Terminvergabe und Tracking, eine Datenbank aller Werkstätten mit ihren Qualitäten und Ausstattungen oder auch bei Prüfinhalten sein. „Es macht auch keinen Sinn, wenn ein Versicherer Künstliche Intelligenz zur digitalen Schadenerfassung entwickelt. Wir brauchen hier den Dialog und gemeinsame Entwicklungen.“

Autor: Monika Lier