PKV: Corona treibt Digitalisierung voran
Corona hält die Welt in Atem – und wir wissen auch, dass die Rückkehr zur Normalität nicht rasch erfolgen wird. Vielmehr wird diese sich schrittweise und über einen längeren Zeitraum entfalten; dabei wird die Welt in vielen Bereichen eine andere sein als zuvor.
In dieser bislang einmaligen Krise erweist sich das deutsche Gesundheitssystem bislang sehr robust, effizient und leistungsstark – nicht zuletzt auch dank der PKV. Gleichzeitig vollzieht sich im Gesundheitssystem gerade ein bemerkenswerter Digitalisierungsschub: Videosprechstunden mit Ärzten boomen, Spezialisten der Unikliniken werden bei Bedarf in kleinere Kliniken gestreamt und bundesweit freie Intensivbetten vermittelt, während das Robert-Koch-Institut an einer Fallzahlen-Erhebung in Echtzeit und einer Corona-App für jedes Smartphone arbeitet. Kurz: So viel Digitalisierung gab es im deutschen Gesundheitswesen noch nie.
Die Vermeidung von Fremdkontakten in einer Arztpraxis führt etwa zu einer hohen Akzeptanz von Online-Sprechstunden, die aktuell 66 Prozent der Bürger befürworten (Bitcom-Befragung März 2020). Auch unsere Kunden sind aktiv dabei: Bereits im Januar haben wir eine entsprechende Kundenaktion zur kostenlosen Nutzung einer digitalen Sprechstunde gestartet, die seitdem fast 4.000 Kunden genutzt haben; gut 30 Prozent der Anrufgründe entfielen auf Corona, knapp 70 Prozent auf andere medizinische Fragen. Unsere vollversicherten Kunden unterstützen wir zudem durch bequeme Covid-19-Tests für Zuhause – ganz ohne Kontakt.
Aber auch jenseits der Telemedizin verspüren wir ein zunehmendes Kundeninteresse an digitalen Lösungen: So nutzen inzwischen rund 45.000 Kunden unsere elektronische Gesundheitsakte „Meine Gesundheit“, die in den kommenden Monaten auch unsere Zusatz- und bKV-Versicherten nutzen können.
Unser Angebot „digitaler Pflegepartner“, mit dem Angehörige die Pflege von Verwandten untereinander abstimmen und organisieren können, erhält in Corona-Zeiten ebenso neue Bedeutung wie unser Service RehaCare, Deutschlands erste wöchentlich buchbare Alarmanlage. Bei stationären Behandlungen (egal ob wegen Corona oder anderen Krankheiten) wird Patienten und ihren Angehörigen so zumindest die Sorge genommen, dass in der Zwischenzeit in das verwaiste Heim eingebrochen wird.
Das zeigt, dass bei den Kunden gerade ganzheitliche Services zur Lösung komplexer Lebenssituationen gefragt sind – und immer häufiger sind diese eben digital. Ein Beispiel: Wer auf seine Gesundheit und Fitness achtet und dabei etwa eine Fitness-, Blutdruck- oder Ernährungsapp nutzt, ist auch für Krankheiten weniger anfällig.
Gerade in der Pandemie machen sich Menschen mehr Gedanken über ihre Gesundheit und den Wert von Prävention: Davon dürften langfristig auch Produkte und Services profitieren, die die Gesundheit fördern – etwa im Bereich der Zusatz-, Pflege- und betrieblichen Krankenversicherung.
Schließlich sind Skype, Mail oder Chat gerade unentbehrlich dabei, um für Kunden und Vertriebspartner gerade unter den aktuellen Kontaktbeschränkungen jederzeit da zu sein, während vereinfachte Abschlussmöglichkeiten wie der Verzicht auf die eigenhändige Unterschrift Neugeschäft ermöglichen. Und im Betrieb stellen wir fest, dass unsere Mitarbeiter auch im Homeoffice leistungsfähig arbeiten.
Bereits letztes Jahr haben der PKV-Verband und seine Mitgliedsunternehmen einen Fonds von 100 Mio. Euro für digitale Innovationen in der Gesundheitsversorgung aufgelegt. Dadurch soll vor allem in neue Gesundheitsanwendungen via App, telemedizinische Lösungen oder die Digitalisierung der Pflege investiert werden – ein Vorhaben das vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen umso wichtiger erscheint.
Daran beteiligen wir uns ebenso wie wir auch eigene Initiativen vorantreiben, etwa im Rahmen des InsurTech Hubs München. Damit wollen wir gezielt die neuesten digitalen Entwicklungen fördern und mittel- und langfristig zu einer besseren Gesundheitsversorgung in Deutschland beitragen.
Autor: Andreas Kolb, Vorstand der Versicherungskammer Bayern sowie Vorstandsvorsitzender der Union Krankenversicherung (UKV) und Bayerischen Beamtenkrankenkasse (BK)