Umbruch im Allianz-Aufsichtsrat schreitet voran

Ralf Thomas, Finanzvorstand Siemens. Bildquelle: Siemens
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas soll zur Hauptversammlung am 8. Mai in den Aufsichtsrat der Allianz rücken. Für den Münchener Versicherer ist der 63 Jahre alte Manager kein Unbekannter. Seit 2024 engagiert er sich bereits als Aufsichtsratsmitglied der Allianz Versicherungs-AG. In anderthalb Jahren richtet sich das Gremium auch an der Spitze neu aus.
Aktuell besteht der Aufsichtsrat der Allianz aus zwölf Mitgliedern. Sechs vertreten die Anteilseigner, sechs die Arbeitnehmer. Zu den Vertretern der Anteilseigner gehören neben Michael Diekmann als Vorsitzenden die Management-erfahrenen Jörg Schneider, Sophie Boissard, Stephanie Bruce, Rashmy Chatterjee sowie Friedrich Eichiner, dessen Mandat mit der Hauptversammlung am 8. Mai endet.
Für Eichiners Nachfolge wird Ralf Thomas vorgeschlagen. Eine Wahl ist wahrscheinlich. Der ausgebildete Industriekaufmann und promovierte Bilanzsteuerrechtler ist seit 30 Jahren für Siemens tätig. 2013 stieg er zum Finanzvorstand im Konzern auf. Sein Vertrag endet dort offiziell im Dezember 2026.
Neben einem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Tochter Siemens Healthineers AG und einer Mitgliedschaft im Kontrollgremium der Allianz Versicherungs-AG engagiert sich Thomas als Honorarprofessor für das Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit fünf Jahren ist er zudem Vorsitzender der Börsensachverständigenkommission beim Bundesministerium der Finanzen.
Thomas folgt im Allianz-Konzern auf Friedrich Eichiner. Der ehemalige BMW-Finanzchef erreicht zur nächsten Hauptversammlung die Altersgrenze von 70 Jahren und scheidet aus.
An der Spitze des Aufsichtsrats steht 2026 eine Wachablösung an. Dann endet die Amtszeit des Vorsitzenden Michael Diekmann. Der langjährige Allianz-Chef ist dann 71,5 Jahre alt. Diekmann sitzt seit 2017 im Gremium. 2022 hatte er bei seiner Wiederwahl darum gebeten, die Neuausrichtung bis zum Ende der Mandatsperiode zu leiten. Die Einhaltung der Altersgrenze galt im Münchener Konzern zuvor seit Jahrzehnten.
Diekmanns Nachfolge wird aller Voraussicht nach der ehemalige Munich-Re-Finanzchef und 2024 in den Aufsichtsrat berufene Jörg Schneider übernehmen. Schneider ist aktuell Diekmanns Stellvertreter. Auch Stephanie Bruce kam erst 2024 neu in das Gremium.
Schneider war am 31. Dezember 2018 nach über 18 Jahren im Vorstand auf eigenen Wunsch aus dem Führungsgremium der Munich Re ausgeschieden. Der Betriebswirt und Jurist war der am längsten amtierende CFO sowohl im deutschen Börsenindex Dax 30 als auch unter den großen europäischen Versicherungsunternehmen. 1988 trat er in den Bereich Finanzen der Münchener Rück ein.
Diekmann hatte vor zwei Jahren angekündigt, dass institutionelle Anleger und Stimmrechtsberater vermehrt erwarten, dass kein ehemaliges Vorstandsmitglied der Allianz SE den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt. Damit machte er den vor allem Bestrebungen von Oliver Bäte, das Amt zu übernehmen, einen Strich durch die Rechnung.
Die Amtszeit von Aufsichtsratsmitgliedern der Allianz beträgt in der Regel vier Jahre. Sie ergibt sich aus der Satzung des Münchener Konzerns, wonach „die Mitglieder für einen Zeitraum bis zur Beendigung der Hauptversammlung, die über die Entlastung für das dritte Geschäftsjahr nach Beginn der Amtszeit beschließt, bestellt werden.“ Das Geschäftsjahr, in dem die Amtszeit beginnt, wird nicht mitgerechnet. Wiederbestellungen sind möglich.
Die Aufsichtsratsplätze bei der Allianz sind begehrt, auch aufgrund der Finanzen. 2023 kam Diekmann als Aufsichtsratsvorsitzender der Allianz auf ein Honorar von 759.000 Euro. Eichiner sicherte sich mit 372.500 Euro die zweithöchsten Bezüge. Auch in Sachen Vergütung setzte Diekmann seinen Plan um, höher anzusetzen, um geeignete externe Kandidaten zu bekommen. 2023 nahm der Konzern 3,5 Mio. Euro für die Vergütung seiner Aufsichtsräte in die Hand.
Autor: Michael Stanczyk