Naturgefahrenstatistik: Hochwasserschäden mehr als verdoppelt

Bundeskanzler Olaf Scholz (1. Reihe 4.v.l., SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (1. Reihe 3.v.l., CSU), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (1. Reihe 2.v.l., SPD) stehen hinter einer Absperrung aus gefüllten Sandsäcken bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen. In Bayern herrschte nach heftigen Regenfällen vielerorts weiter Hochwasser im Sommer 2024. (Bildquelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel)

Im vergangenen Jahr sind zwar große Schäden durch Winter- und Herbststürme ausgeblieben, dafür verursachten Hochwasser – im Mai im Saarland und in Rheinland-Pfalz, im Juni in Baden-Württemberg und Bayern – erhebliche Überschwemmungsschäden. Insgesamt ermittelte die GDV-Naturgefahrenstatistik für 2024 versicherte Schäden in Höhe von 5,7 Mrd. Euro, die gleiche Summe wie 2023. Ein Überblick, in welchen Bundesländern die höchsten Schadenssummen entstanden sind.

Von den 5,7 Mrd. Euro entfielen jeweils 1,6 Mrd. Euro auf Bayern und Baden-Württemberg. Hauptursache war hier das schwere Juni-Hochwasser. Mit deutlichem Abstand folgt Nordrhein-Westfalen auf Platz drei: Dort summierten sich die versicherten Schäden auf rund 613 Mio. Euro, vor allem infolge von Stürmen und Hagel. In Niedersachsen fielen 313 Mio. Euro an Schäden an. In Hessen waren es 252 Mio. Euro, im Saarland 171 Mio. Euro und in Rheinland-Pfalz und Sachsen je 166 Mio. Euro. Bremen meldete mit 17 Mio. Euro die niedrigsten Schäden.

Gleichzeitig muss man berücksichtigen, dass die Elementarschäden im Süden Deutschlands viel häufiger versichert sind. Die Versicherungsquote in Baden-Württemberg liegt bei 94 Prozent, in Bayern bei 47 Prozent, in Niedersachsen bei 33 Prozent. Die Unterschiede in der Versicherungsquote spiegeln historische Entwicklungen sowie unterschiedliche Risikobewertungen wider. Bundesweit beträgt die durchschnittliche Versicherungsquote für Elementarschäden etwa 54 Prozent.

Die Starkregenereignisse und Überschwemmungen schlugen mit 2,6 Mrd. Euro zu Buche – rund eine Mrd. Euro mehr als im langjährigen Durchschnitt. In der Sachversicherung, die Gebäude und Hausrat sowie Gewerbe- und Industriebetriebe abdeckt, wurden 2024 versicherte Schäden von 4,4 Mrd. Euro verzeichnet. Davon entfallen neben den Elementarschäden weitere 1,8 Mrd. Euro auf Schäden durch Sturm und Hagel. Mit Leistungen von 1,3 Mrd. Euro liegt die Naturgefahrenbilanz für die Kfz-Versicherer in etwa auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Hier wird nicht zwischen Hagel, Sturm, Hochwasser oder anderen Ursachen differenziert.

„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Klimafolgenanpassung muss Priorität der neuen Bundesregierung sein“, so Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Er wiederholte erneut die Notwendigkeit eines Naturgefahren-Gesamtkonzepts, das neben einer Versicherungslösung auch vorsorgende Maßnahmen beinhaltet. „Denn eine Pflichtversicherung allein verhindert keine Schäden.“

DAV-Präsident Dr. Maximilian Happacher äußerte sich kürzlich ähnlich: Versicherungsschutz könne nur dann nachhaltig wirken, wenn er mit „einer klaren Risikodifferenzierung, effektiver Prävention und staatlich abgesicherten Rückversicherungsmechanismen“ kombiniert werde. Die DAV fordert ein politisches Gesamtkonzept. Prämien sollen sich an individuellen Risiken orientieren, ein solidarischer Ausgleich sei lediglich für Extremrisiken angemessen. Zudem brauche es einen belastbaren Kumulschutz, etwa durch einen ergänzenden staatlichen Rückversicherer oder eine staatlich garantierte Stop-Loss-Komponente. „Eine Pflichtversicherung ist kein Selbstzweck“, resümiert Happacher.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) ist die Einführung einer solchen Pflichtversicherung vorgesehen. Ein genauer Zeitplan für die Einführung der Pflichtversicherung wurde noch nicht veröffentlicht. Allerdings soll das Gesetz noch in der laufenden Legislaturperiode verabschiedet werden.

Eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox ergab, dass 78 Prozent der befragten Hausbesitzer und 79 Prozent der Mieter die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden befürworten. Auch eine aktuelle Studie des ifo-Instituts offenbart, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung ein solidarisch finanziertes Versicherungssystem befürwortet.

Autor: VW-Redaktion

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