„Value for Money“: Kleinlein vergleicht Versicherungen mit Würsten

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Der ehemalige Bund-der-Versicherten-Sprecher liefert angesichts der von der Bafin forcierten „Fair Value“-Debatte einen unterhaltsamen Vergleich zum Kundennutzen von Versicherungen und Würsten. Axel Kleinlein im O-Ton: „So wie bei der Wurst sollten auch bei einer Versicherung drei Komponenten stimmen.“ Gammelige Policen sind nicht in Ordnung und müssen weg.

„Kundennutzen bei einer Wurst bedeutet für mich, dass sie mir schmeckt und nicht giftig ist“, beginnt Kleinlein seinen unkonventionellen Vergleich in seinem Blog. Für den Versicherungsmathematiker sind aber auch weitere Kriterien wichtig: Ist die Wurst aus Tieren, die glücklich aufgezogen wurden? Wurde die Wurst im Umland hergestellt?

„Die Frage nach Giftstoffen ist einfach. Die kann man nämlich messen“, schreibt Kleinlein. „Ob die Wurst den Wünschen einer Zielgruppe genügt, kann der Metzger auch beantworten. Ob sie schmeckt, das ist schwieriger, weil hier neben objektiven Kriterien auch subjektive Kriterien dazu komme.“

Axel Kleinlein. Quelle: BdV

Am Kundennutzen müssen sich auch die Versicherer orientieren. Julia Wiens, Versicherungschefaufseherin der Bafin, kritisierte im Sommer, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, dass Lebensversicherer den Absicherungsbedürfnissen und den Renditeerwartungen der Kunden gerecht werden.

Ein Dorn im Auge der Bafin ist vor allem die Höhe der Effektivkosten und der Vertrieb von Produkten außerhalb des Zielmarkts. Die Effektivkosten geben an, wie stark die jährliche Rendite durch die Kosten gemindert wird. Bei den Produkten mehrerer Unternehmen betrugen sie zum Zeitpunkt, zu dem die Hälfte der Versicherten ihre Verträge vorzeitig gekündigt hatten, vier Prozent oder mehr. Die Unternehmen müssten also mit den dazugehörigen Kapitalanlagen eine Rendite mindestens in derselben Höhe erwirtschaften, damit die Kunden davon profitierten.

Einige Lebensversicherungsprodukte sind laut Bafin zudem mit sehr hohen Stornoquoten aufgefallen – speziell in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss, in denen ein großer Teil der Kosten anfällt. Für solche Produkte dürfte ein angemessener Kundennutzen nicht gegeben sein.

Auch fondsgebundene Produkte stehen in der Kritik. Die Rückvergütungen, die Fondsgesellschaften an die Vertriebspartner von Lebensversicherungsunternehmen zahlen, seien mehr als fragwürdig. Auf die Generali hatte die Bafin in einem Fall so viel Druck ausgeübt, dass sie den Kunden mit fondsgebundenen Verträgen aus den Jahren 2021 bis 2023 einen Teil der Kosten erstattete.

Laut Kleinlein gebe es für den Kundennutzen bei Versicherungen messbare Kriterien – das sei nicht so viel anders wie bei einer Wurst. „Die deutsche Aufsichtsbehörde wünscht sich zum Beispiel, dass beim Sparen in einem Rentenvertrag zumindest eine Inflation von zwei Prozent geschlagen werden kann. Sind die Kosten zu hoch, dann geht das nicht. So wie eine Wurst mit Gammelfleisch nicht in Ordnung ist, ist auch ein Versicherungsvertrag mit zu hohen Kosten nicht OK.“

Als Zweites gebe es die Frage nach der Zielgruppe: Manche Kunden würden sich wünschen, dass das Geld nachhaltig angelegt werde – „so wie mancher eine Wurst ohne Schwein wünscht“. Auch das könne sowohl in der Wurst als auch bei der Versicherung einfach geprüft werden. Die dritte Komponente – „schmeckt die Wurst denn auch?“ – sei kniffliger. „So wie bei der Wurst sollten auch bei einer Versicherung alle drei Komponenten stimmen: Der Vertrag sollte hinreichend Chance auf Rendite haben, den Zielen und Wünschen des Kunden genügen und dann auch noch vernünftig geführt werden.“

Kritik übt Kleinlein an der Versicherungslobby, die damit argumentiere, dass den Kosten ein umfassendes Leistungspaket gegenüberstehe. Argumente aus der Branche wie die „Beratung durch Vermittler, die Geldanlage im Kollektiv und … die lebenslange Leistung“, lässt der Mathematiker nicht gelten.

Übersetzt in die Sprache der Wurst-Welt, wenn es etwa um Gammelfleisch in Bratwürsten geht: „Es dürfe nicht vergessen werden, dass die Wurst von netten Fleischereifachverkäufern verkauft wird, dass in der Wurst verschiedene Fleischsorten sind und man die Wurst auch braten kann.“ Das alles sei keine Rechtfertigung für Gammelfleisch. „In Würste gehören gute Zutaten und sie sollen zur Zielgruppe passen und gut schmecken. Genauso sollen bei Versicherungen Rendite und Kosten angemessen sein und der Vertrag zur Zielgruppe passen sowie Kunden fair behandelt werden.“

Na dann, guten Appetit.

Autor: VW-Redaktion