„Wettbewerb um immer jüngere Zielgruppe“: Branche kämpft um Positionierung in der Grundfähigkeitsversicherung

Quelle: meineresterampe bei Pixabay.

Verstecktes Juwel Grundfähigkeitsversicherung: Das unabhängige Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) beobachtet ein weiterhin starkes Wachstum in der Grundfähigkeitsversicherung. Im aktuellen Rating schneiden die neuen Tarife „sehr gut“ ab. Für Versicherer besonders wichtig: die Kunden werden immer jünger. Das Ratinghaus sieht um diese Kundengruppe bereits einen Wettbewerb entbrennen.

Im Startjahr 2020 lag die von M&M analysierte Tarifanzahl noch bei 53 Tarifen und Tarifkombinationen. In den Folgejahren entwickelte sich der Markt und bot 2021 bereits 78 Tarife. 2022 stieg das Angebot gar auf 112 Tarife. Im aktuellen Ratingjahrgang werden inzwischen 167 Tarife bewertet. „Dabei handelt es sich um ein sehr modulares Wachstum auf hohem Bedingungsniveau.“

Die Zielgruppe der Grundfähigkeitsabsicherung wird zunehmend jünger. „Bereits für Kinder von sechs Monaten ist sie abschließbar“, erklärt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei M&M. Insgesamt setzen die Versicherer weiterhin stark auf die Grundfähigkeitsversicherung als alternative Arbeitskraftabsicherung oder als Einstieg in die Arbeitskraftabsicherung, indem sie eine spätere Wechseloption zur Berufsunfähigkeit bieten. Diese Option bieten inzwischen alle Tarife.

Die Versicherer glänzen laut Rating beinahe alle mit guten oder sehr guten Ergebnissen. Im Fünf-Sterne-Segment ist es in den letzten drei Jahren nahezu zu einer Verdreifachung der Tarifanzahl, von 52 auf 138 gekommen. Die Vier-Sterne-Bewertungen sind in diesem Zeitraum von 15 auf 22 angestiegen. Damit bleibt das bereits anfänglich sehr gute Bedingungsniveau weiter bestehen. Drei- und Zwei-Sternebewertungen erhielten die verbleibenden sieben Tarife und -kombinationen, wie bereits im letzten Jahr. Ein Stern wurde auch in diesem Jahr nicht vergeben.

So schnitten die Versicherer im Rating der Grundfähigkeitsversicherung ab. Bildquelle: M&M.

Das Ratinghaus erwartet eine weiterhin steigende Anzahl sowie eine weitere Ausdifferenzierung der Tarife. Seit diesem Jahr ist ein „beginnender Wettbewerb um eine immer jünger werdende Zielgruppe zu erkennen.“ Einige wenige Gesellschaften bieten die Grundfähigkeitsversicherung aktuell schon für Kinder ab sechs Monaten an. „Wir erwarten weitere Angebote wie diese, ebenfalls mit Wechseloption zur Berufsunfähigkeit, um beim Thema Arbeitskraftabsicherung als Versicherungsgesellschaft bereits frühzeitig den Fuß in der Tür zu haben“, zeigt Ludwig den zarten Trend auf.

Insgesamt zeige die Entwicklung am Markt weiterhin eine starke Zunahme an Tarifen sowie einen immer modulareren Aufbau der Tarife, die als Baukastensystem individuell zusammenstellbar sind. Einige Tarife enthalten zudem eine Arbeitsunfähigkeitsklausel, die den jeweiligen Tarif stark in Richtung temporäre BU und damit den Preis in die Höhe treibt. Dies nimmt aktuell weiter zu. Als bezahlbare Ausweichprodukte gelten diese Tarife selten.

Der Wettbewerb in der Grundfähigkeit findet nach wie vor hauptsächlich in der zunehmenden Ausdifferenzierung der Leistungsauslöser statt. „Langfristig kann dies zu einem höheren Preisniveau führen und die preisliche Attraktivität für körperlich tätige Berufe gefährden“, sieht Ludwig die aktuelle Entwicklung kritisch und ergänzt, „daher konzentrieren wir uns weiterhin auf 15 relevante Grundfähigkeiten in der Ratingbewertung. Einen Bedingungswettbewerb ähnlich wie in der BU, der am Ende auch den Preis in die Höhe treibt, möchten wir nicht anstoßen. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst.“

Kriterien des Grundfähigkeitsversicherung-Rankings. Bildquelle: M&M.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

19 + 4 =