Zurich prüft Run-off für LV-Altbestände

Carsten Schildknecht, Zurich-Deutschland-Chef, Quelle: Fabry

Der Schweizer Versicherungskonzern will sich von einem Teil seines Altbestandes an klassischen Lebensversicherungen in Deutschland trennen. Auch ein externer Run-off an einen Abwickler sei im Gespräch, berichten Medien. Die LV-Tochter, unter der Marke Zurich Deutscher Herold bekannt, will sich stattdessen überwiegend auf fondsbasierte Policen konzentrieren.

„Bei uns verkauft sich die fondsgebundene Lebensversicherung wie geschnitten Brot. Sie macht über 80 Prozent des Neugeschäfts aus, weil sie die Antwort auf Niedrigzins und Inflationsdruck ist“, erklärte Carsten Schildknecht, Zurich-Deutschlandchef, kürzlich auf der Talkrunde VersicherungswirtschaftClub.

Um den Anteil neuer Produkte am Gesamtbestand (derzeit 51 Prozent) weiter auszubauen, sucht Zurich deshalb nach Lösungen für die Altbestände der deutschen LV-Tochter Deutscher Herold. Offenbar kommt auch ein Verkauf an einen Bestandsabwickler infrage. „Wir prüfen auch Optionen dahingehend, ob diesen Teilen des Portfolios, die wir als strategisch weniger relevant betrachten, von einem potenziellen Interessenten eine größere strategische Bedeutung beigemessen würde“, sagt ein Zurich-Sprecher. Bereits vor einem halben Jahr hieß es in den Medien, dass die Schweizer einen Verkauf der Zurich Deutscher Herold in Betracht ziehen, was sich jedoch nicht bestätigte. Ein Run-off ist für die Gesellschaft nichts neues. 2019 hat man die Berufshaftpflicht-Policen für Architekten und Ingenieure an die Darag verkauft.

Run-off ist für beide Seiten ein gutes Geschäft

Vier Prozent des Gesamt-LV-Marktes entfallen inzwischen auf sieben Gesellschaften (Athora Lebensversicherung AG, Entis Lebensversicherung AG, Frankfurter Lebensversicherung AG, Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG, Heidelberger Lebensversicherung AG, Proxalto Lebensversicherung AG und Skandia Lebensversicherung AG), die im externen Run-off stecken. Abwickler sind die Athora-, die Frankfurter-Leben-Gruppe und die Viridium-Gruppe. Hinzu kommen interne Run-offs, bei denen Lebensversicherer kein oder nur in Teilen Neugeschäft zeichnet und ansonsten den Altbestand auslaufen lässt. Die größten internen Abwicklungen vollziehen sich in der Ergo-Gruppe mit der Ergo Lebensversicherung AG und Victoria Lebensversicherung AG.

„Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen, da sie aus den schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweise hohen Ertrag generieren“, erklärt der Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann. Die Gründe dafür seien positive Kosteneffekte und höhere außerordentliche Erträge aus den am Kapitalmarkt angelegten Geldern.

Nur eine Frage der Zeit bis der Marktführer verkauft?

Kürzlich kündigte Signal Iduna an, ab Januar Neugeschäft über neuen, nachhaltigen Lebensversicherer (Signal Iduna Lebensversicherung AG) zu machen. Für Bestandskunden soll sich in der alten Gesellschaft (Signal Iduna Lebensversicherung a.G.) aber nichts ändern. Als interner bzw. stiller Run-off will der Dortmunder Versicherer diesen Schritt nicht verstehen.

Generali hat seine Bestände an Viridium 2019 verkauft. Allianz Leben, größter Lebensversicherer mit einem Marktanteil von fast 30 Prozent, hat in Deutschland einen Run-off stets ausgeschlossen. Für das Ausland gilt das nicht. Im August 2020 wurden 95.000 Lebensversicherungspolicen in Belgien an den Rückversicherer Monument Re mit Sitz auf Bermuda verkauft. Bereits 2016 hatte sich der Münchener Versicherungskonzern von einem Leben-Portfolio in Südkorea getrennt, 2017 folgte ein Verkauf in Taiwan.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Diese Diskussionen tun der gesamten Branche nicht gut, selbst wenn letztlich die Auswirkungen auf die Kunden begrenzt sind…
    Man wäre gut beraten, die einmal akquirierten Kunden auch bis zum Ende zu betreuen und auch keine künstlich separaten „Töpfchen“ (good insurance bad insurance) aufzubauen.

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