Branchenpuls: Halbjahresbilanzen, Corona-Impfung, Bahn-Streik

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Geimpft oder nicht geimpft? Dies dürfte wohl in den kommenden Wochen und Monaten die all entscheidende Frage werden. Während die Politik die Zügel anzieht, um die Bevölkerung zur Impfung zu bewegen, zieht die Versicherungsbranche weiter ihre Bilanz für das erste Halbjahr 2021. Zudem sorgt der Bahnstreik dieser Tage wieder für Stillstand auf den deutschen Schienen – was nicht nur auf ungeteilte Zustimmung stößt.

Was bisher geschah …

3G oder doch nur 2G? Nein, dabei handelt es sich nicht um einen alten Mobilfunkstandard. Geht es nach dem Willen der Politik, sollen Menschen, die geimpft, genesen oder negativ getestet wurden, künftig weitgehend uneingeschränkt am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen können. Dabei soll die 3-G-Regel ab 23. August einheitlich in bestimmten Innenräumen gelten.

Allerdings können die Bundesländer diese Regelung aussetzen, solange die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Landkreis stabil unter 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern liegt oder andere Indikatoren wie beispielsweise die Krankenhausbelegung ein vergleichbar niedriges Infektionsgeschehen widerspiegelt und ein Anstieg der Infektionszahlen durch die Aussetzung der Regelungen nicht zu erwarten ist. Dies haben Bund und Länder vergangene Woche beschlossen.

Manche Kritiker befürchten durch die Regelung gar eine „Impfpflicht durch die Hintertür“ auch wenn Bundeskanzlern Angela Merkel beteuerte: „Wir wollen keine Impfpflicht, sondern wir werben für das Impfen.“ Ob und inwieweit die Debatte um eine Impfpflicht auch die Versicherungsbranche tangiert, war auch in der letzten Woche mit rund 6.300 Links erneut das Topthema bei den Lesern.

Die Versicherer ziehen unterdessen ihre Bilanz für das erste Halbjahr 2021: Während die Zurich vor allem in der Schadensparte ein sattes Gewinnplus von 108 Prozent hingelegt hat, schraubt die Talanx gar ihr Gewinnziel für dieses Jahr weiter nach oben. Die Munich Re hält indes weiterhin an ihrem bisherigen Gewinnziel von 2,8 Mrd. Euro für 2021 fest.

Auf Kurs zum Jahresziel von 2,8 Mrd. Euro legt die Gruppe zum Halbjahr einen sehr soliden Gewinn vor. Alle Geschäftsbereiche tragen dazu bei, die strategischen Ziele zu erreichen: Munich Re wächst profitabel.

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re.

Einen deutlichen Umsatzeinbruch musste hingegen die Allianz Deutschland hinnehmen. Noch nicht mit eingeflossen sind hingegen die Schäden des Sturmtiefs „Bernd“ im Juli. Deutschlandchef Klaus-Peter Röhler und die Spitze der Landesgesellschaft erwarten Kosten von einer halben Milliarde Euro. Deutlich konkreter sind hingegen die Umbaupläne für die Deutschland-Holding: So besteht die Allianz Deutschland ab dem kommenden Jahr aus drei Säulen – nämlich den operativen Einheiten Sach-, Lebens- und Krankenversicherung. Darunter befinden sich zwei weitere Bereiche, die künftig das Fundament der drei Versicherungs-Einheiten bilden sollen, berichtet das Handelsblatt. Zum einen handele es sich um den Vertrieb in der gewohnten Form, zum anderen die neu geschaffene Einheit Kunde & Markt.

Was diese Woche jeder wissen muss

Auch in dieser Woche hält der Zahlenreigen weiter an – allerdings kommen die Bilanzen dann vor allem aus dem benachbarten Ausland. Während die Swiss Life am Dienstag einen Einblick in ihre Geschäftsbücher gibt, legen die beiden österreichischen Branchenriesen Uniqa und Vienna Insurance Group (VIG) ihre Zahlen für das erste Halbjahr vor. So erwartet die Uniqa derzeit ein Ergebnis vor Steuern von voraussichtlich mehr als 200 Mio. Euro. Zudem strebt der österreichische Versicherer bis 2025 ein durchschnittliches jährliches Prämienwachstum von drei Prozent, eine deutliche Senkung der Kostenquote auf 25 Prozent und eine Combined Ratio von nachhaltig rund 93 Prozent bis 2025 an.

„Aufbauend auf der starken Performance im ersten Quartal 2021 sehen wir auch im zweiten Quartal auf Basis der aktuellen Einschätzungen ein überplanmäßiges Wachstum in unseren Kernmärkten Österreich sowie Zentral- und Osteuropa. Weitere Ergebnistreiber sind ausgezeichnete Leistungsquoten im Retail- & Corporate-Segment des Non-Life-Bereichs trotz der Unwetter-Schäden im ersten Halbjahr 2021 und starke Ergebnisse im Asset Management sowie eine weiterhin gut im Plan liegende Kostenentwicklung. Auch der Beitrag aus der Axa-Integration entwickelt sich mehr als zufriedenstellend und bestätigt unsere steigende Markt- und Markenpräsenz in der gesamten CEE-Region.“

Kurt Svoboda, Vorstand Finance & Risk der Uniqa Insurance Group AG

Die VIG ist jedenfalls gut ins Geschäftsjahr 2021 gestartet: Am Ende des ersten Quartals stand ein Gewinnplus von fünf Prozent auf rund 128 Mio. Euro. „Obwohl sich die wirtschaftliche Erholung in den meisten Ländern der CEE-Region aufgrund der seit dem Herbst 2020 verschärften Infektionszahlen verzögern wird, sind wir zuversichtlich, unsere Ziele für 2021 zu erfüllen. Einen entscheidenden Faktor für eine spürbare volkswirtschaftliche Entspannung werden die Impfraten spielen, wo wir derzeit in vielen unserer Märkte deutliche Fortschritte sehen“, kommentierte VIG-Generalsekretärin Elisabeth Stadler. Ob sie damit Recht behält, werden die neuesten Zahlen am Mittwoch zeigen.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Die Deutsche Bahn – oder vielmehr die Spartengewerkschaft GDL – sorgt dieser Tage wieder für Schlagzeilen. Im Tarifkampf ließ die Gewerkschaft Mitte letzter Woche wieder einmal ihre Muskeln spielen und legte den Verkehr bei der Deutschen Bahn zwei Tage lang weitgehend lahm. Ein Ende der Auseinandersetzungen scheint aber nicht in Sicht: Nach einem Protesttag am morgigen Dienstag will die GDL erneut über einen Streik beraten. So werde es dann nur noch „sehr kurze Zeit“ bis zu einem erneuten Streik dauern, heißt es aus Gewerkschaftskreisen.

„Ich befürchte, dass es mit kurzfristig entschärfen schwierig wird. Deshalb ist meine Vermutung, dass es eine längere Auseinandersetzung geben wird“.

Enak Ferlemann, Bahnbeauftragter der Bundesregierung

Selbst die Bundesregierung dämpfte bereits die Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Streiks. Dabei vermutet Enak Ferlemann, Bahnbeauftragter der Bundesregierung, dass es der GDL nur formal um Löhne gehe, in Wirklichkeit aber um anderes wie das Tarifrecht sowie den Aufbau der Bahn. Wirtschaftsvertreter fürchten einen hohen Schaden durch den Streik der Lokführer der Deutschen Bahn. Laut einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) drohen der Wirtschaft insgesamt Verluste von bis zu 100 Mio. Euro am Tag, sollte der Arbeitskampf anhalten.

Die Fronten scheinen jedenfalls weiterhin verhärtet zu sein:  In den letzten Tagen soll laut Bayerischem Rundfunk sogar Funkstille zwischen der Bahn und der GDL geherrscht haben. Daher dürften sich die Bahnreisenden in Deutschland in den kommenden Tagen wohl auf weitere Ausstände im Schienenverkehr einstellen müssen.

Quelle: Statista

Dabei gehören die Deutschen nicht gerade zu den streikfreundlichsten Arbeitnehmern in Europa. Laut Untersuchungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung streiken die Franzosen weltweit am meisten. So gab es in Frankreich in den Jahren 2009 bis 2017 durchschnittlich rund 114 Ausfalltage pro 1.000 Beschäftigte. Zum Vergleich: Die Deutschen bringen es auf gerade einmal 18 Tage. Weitere Nationen, in denen Beschäftigte dem Arbeitskampf viel Zeit widmen sind, Belgien (91 Tage), Kanada (80 Tage) sowie Norwegen und Spanien mit jeweils 54 Tagen pro 1.000 Arbeitnehmer.

Autor: Tobias Daniel

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