Branchenpuls: K-Frage, Munich Re, Generali

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die K-Fragen in der Union und bei den Grünen sind entschieden: Während Annalena Baerbock relativ geräuschlos auf den Schild gehoben wurde, konnte sich NRW-Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet erst nach langwierigen Debatten und öffentlichen Streitereien gegen den bayerischen Regierungschef Markus Söder (CSU) durchsetzen. Wer am Ende ins Kanzleramt einzieht, ist offener denn je.

Was bisher geschah …

Sicher ist bislang nur, dass Amtsinhaberin Angela Merkel nach der Bundestagswahl im September aus dem Kanzleramt ausscheiden wird. Gemeinsam mit dem SPD-Kanzlerkandidaten und Vizekanzler Olaf Scholz konkurrieren die beiden nun in den kommenden Monaten um den Einzug ins Kanzleramt.

In der aktuellen Forsa-Sonntagsfrage haben die Grünen die Union jedenfalls deutlich überholt. Sie erreichen 28 Prozent, CDU/CSU stürzen auf 21 Prozent ab. Knapp die Hälfte der Befragten antworteten zu dem Zeitpunkt auf die Sonntagsfrage, als Baerbock und Laschet bereits als Kanzlerkandidaten feststanden. Die beiden Personalien dürften daher zu einem großen Anteil in das Umfrageergebnis eingepreist sein.

Mutmaßlich hat auch das zähe Ringen von Laschet und Söder um die Kanzlerkandidatur zu dem schlechten Ergebnis der Union beigetragen. Die SPD fällt bei Forsa auf 13 Prozent ab, die FDP erreicht zwölf Prozent. Die AfD kommt auf elf Prozent – die Linke auf sieben Prozent. Ob eine mögliche Bundeskanzlerin Baerbock auch bei den Versicherern auf positive Reaktionen stößt, dürfte hingegen offen bleiben, wie die VWheute-Analyse mit rund 4.700 Klicks belegt.

Quelle: Statista

Unerwartet aus dem Leben geschieden ist der ehemalige HDI-Vorstandschef Christian Hinsch: Am Dienstag ist er im Alter von 65 Jahren bei einem Autounfall nahe Hannover ums Leben gekommen. Der studierte Jurist war 35 Jahre lang in verschiedenen Funktionen für den niedersächsischen Versicherer tätig und über 15 Jahre auch Präsident der IHK Hannover.

Hinsch kam 1984 zum HDI-/Talanx-Konzern. Nachdem er verschiedene Funktionen innehatte, wurde er 1996 in den Vorstand der HDI und 2000 in den Vorstand der Talanx berufen. Zwischen 2000 und 2010 hatte er den Vorstandsvorsitz der HDI International Holding AG inne. Zudem war er von 2009 bis 2016 Arbeitsdirektor der Talanx AG. 2019 schied Hinsch aus dem Konzern aus und wechselte in den Ruhestand. Seine Nachfolge trat Edgar Puls an. Mit rund 8.000 Klicks war die traurige Meldung bei den Lesern das Topthema der vergangenen Woche.

Was diese Woche jeder wissen muss

Rede und Antwort stehen müssen die Vorstände der Munich Re und der Generali in dieser Woche ihren Anteilseignern. Am Mittwoch kommt der Rückversicherer zu seiner Jahresversammlung zusammen. Allein 2020 musste die Munich R wie schon erwartet einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. So ging der Gewinn 2020 deutlich auf 1,211 Mrd. Euro (2019: 2,707 Mrd. Euro) zurück. Die pandemiebedingten Schäden belaufen sich Unternehmensangaben zufolge derzeit auf 3,4 Mrd. Euro. Davon entfielen 370 Mio. Euro auf die Rückversicherung Leben/Gesundheit und etwas über drei Mrd. Euro auf die Schaden-/Unfall-Rückversicherung.

Und auch im ersten Quartal 2021 hat der Munich Re eine hohe Schadenbelastung zu schaffen gemacht. Dazu zählen nach Angaben des Rückversicherers eine außergewöhnliche Kältewelle in den USA, insbesondere im Bundesstaat Texas.

Zudem fielen in beiden Segmenten der Rückversicherung weitere Corona-bedingte Schäden an, die sich allerdings im Rahmen der Erwartungen hielten. Unter dem Strich stand am Ende des ersten Quartals 2021 ein vorläufiges Nettoergebnis von ca. 600 Mio. Euro (Konsens: 466 Mio. Euro; Q1 2020: 221 Mio. Euro).

Nichtsdestotrotz haben die Münchener mehrere Vorstände bis 2026 an sich gebunden: Freuen dürfen sich CEO Joachim Wenning, Finanzvorstand Christoph Jurecka und Torsten Jeworrek, operatives Rückversicherungsgeschäft. Das erklärte das Unternehmen im Zuge der Veröffentlichung des Geschäftsberichts. Freuen sollen sich auch die Aktionäre: Die sollen – trotz Gewinneinbruch im letzten Jahr – eine Dividende von 9,80 Euro je Aktie bekommen.

Ende der Woche gibt übrigens auch der Schweizer Konkurrent Swiss Re bekannt, wie die Eidgenossen in dieses Jahr gestartet sind. Corona und die Naturkatastrophen haben der Swiss Re im Jahr 2020 einen deutlichen Verlust eingebrockt. So schreibt der Schweizer Rückversicherer für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Minus von 878 Mio. US-Dollar. 2019 stand noch ein Gewinn von 727 Mio. US-Dollar in den Büchern. Dem deutschen Branchenprimus Allianz hat die Pandemie einen Gewinneinbruch von 14 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro beschert.

Die Generali hat das Corona-Jahr 2020 mit dem besten operativen Ergebnis in der Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Dank zweistelligen Wachstumsraten in der Schaden- und Unfallversicherung und einer brummenden Vermögensverwaltung verbuchte der Versicherer ein Plus von 0,3 Prozent auf 5,2 Mrd. Euro. Der Gewinn indes brach um 34,7 Prozent auf 1,744 Mrd. Euro ein.

Der italienische Versicherer begründet den Gewinneinbruch vor allem mit den Finanzmarktturbulenzen infolge der Corona-Pandemie und der teuren Beilegung eines Streits um den Verkauf der schweizerischen Bank BSI. Die Schaden-Kostenquote sank dennoch um 3,5 Prozentpunkte auf 89,1 Prozent (2019: 92,6 Prozent).

„Wir können heute ausgezeichnete Ergebnisse vorlegen, die in einem noch nie da gewesenen Umfeld aufgrund der durch die Pandemie verursachten Krise erzielt wurden. Es ist ein Beweis für die hohe Widerstandsfähigkeit der Generali im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche, sowohl in technischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Kapitalausstattung. Wir haben das zweite Jahr in Folge das beste Operating Result der Gruppe erzielt und schaffen – dank der weiter steigenden Dividende – auch weiterhin einen Wert für alle unsere Stakeholder. Wir befinden uns im finalen Jahr unseres Strategieplans und sind gut aufgestellt, um alle Ziele von ‚Generali 2021‘ zu erreichen. Um nicht nur den Erfolg dieses Plans sicherzustellen, sondern auch den nächsten Strategiezyklus vorzubereiten, haben wir eine neue Organisationsstruktur definiert und umgesetzt.“

Philippe Donnet, Vorstandsvorsitzender der Generali Gruppe

Freuen kann sich übrigens auch Giovanni Liverani: Die Deutschlandtochter der Generali hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 beim Umsatz auf 905 Mio. Euro (plus 8,7 Prozent gegenüber 2019) zugelegt. Ein wesentlicher Grund dafür sei auch die Senkung der laufenden operativen Kosten um rund 23 Prozent (rund 323 Mio. Euro) seit 2015 gewesen.

Der ist übrigens auch zu Gast beim morgigen Talk-Format VersicherungswirtschaftClub: Gemeinsam mit Frank Grund, Exekutivdirektor der Finanzaufsicht Bafin, Zeliha Hanning, Vorstandsvorsitzende der Württembergische Versicherung, Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung sowie Ramin Niroumand, CEO und Gründer von Finleap, diskutiert er am Dienstagabend über die Frage: „Versicherer zwischen Tradition, neuen Wegen und alten Problemen. Wohin bewegt sich die Branche?“

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Im politischen Berlin hat in diesen Tagen natürlich die sogenannte „Bundesnotbremse“ die Schlagzeilen bestimmt. Nachdem der Bundestag und der Bundesrat – trotz kritischer Stimmen mancher Ministerpräsidenten – zugestimmt haben, trat die Änderung im Bundesinfektionsgesetz am Freitag in Kraft. So kritisierte unter anderem Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) die starren Ausgangsbeschränkungen als „verfassungsrechtlich problematisch“. Es gebe neben rechtlichen Bedenken auch erhebliche praktische Probleme bei der Umsetzung, etwa bei den vorgesehenen Schulschließungen. Erste Klagen dagegen sind bereits vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingegangen, darunter von der FDP und den Freien Wählern in Bayern.

Besondere Gedenk- und Feiertage in dieser Woche

28.04.2021: Den Tag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz hat das International Labour Organisation (ILO) eingeführt, um sichere, gesunde und menschenwürdige Arbeit zu fördern. Weltweit sind Menschen Sicherheits- und Gesundheitsrisiken durch ihre Arbeit ausgesetzt. Die ILO schätzt, dass jeden Tag etwa 6.000 Menschen durch arbeitsbedingte Unfälle oder Krankheiten sterben.

30.04.2021: Die Walpurgisnacht ist ein traditionelles europäisches Fest und erhielt ihren Namen nach der Heiligen Walburga. Viele Walpurgisriten leben in bäuerlichen Maibräuchen fort. Im Volksbrauchtum schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und Maibüsche.

01.05.2021: Der Internationale Tag der Arbeit wird in vielen Ländern der Welt als Feiertag begangen. Der Tag ist auch als Tag der Arbeiterbewegung oder Kampftag der Arbeiterbewegung bekannt. Gleichzeitig wird am Maifeiertag nach altem Brauch ein möglichst bunt geschmückter Maibaum aufgestellt, um den früher verbreitet Volkstänze aufgeführt wurden. Es gilt, im Wettbewerb um den größten und schönsten Maibaum mit den umliegenden Gemeinden zu bestehen. Auch werden etwa in Bayern die Maibäume von den jeweils anderen Gemeinden gestohlen und von ihren Besitzern verteidigt. Dieser Text wurde von www.kleiner-kalender.de entnommen.

Zudem musste sich dieser Tage die Politprominenz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) auch Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Untersuchungsausschuss verantworten. Dabei betonte die Kanzlerin: „Die Wirecard AG genoss bei der Reise keine Sonderbehandlung“. Gemeint war damit deren China-Reise Anfang August 2019, als sie für einen Markteintritt des Zahlungsdienstleisters in China warb. Mit welchen Ergebnissen der U-Ausschuss seine Arbeit beenden wird, ist bislang jedenfalls noch unbekannt.

Autor: Tobias Daniel

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